Mitte Januar
Sie waren zusammen, sie waren wirklich zusammen. Anna wusste nicht wie sie damit umgehen sollte.
Es war unfassbar toll und insgesamt fand sie es wunderbar, gleichzeitig wurde ihr flau im Magen, bei dem Gedanken daran.Sie hatte sich zwar immer irgendwie gewünscht, endlich einen Freund zu haben, aber jetzt fand sie es gewissermaßen seltsam. Jetzt war sie gebunden an jemanden.
Außerdem war Daniel echt verständnisvoll und nett, aber er war doch anders als sie.
Und was wäre, wenn er gewisse Sachen wollte, die sie nicht wollte.
Oder sie langweilig fand, da sie seltener feiern ging und auch als Minderjährige noch nicht überall mit kommen konnte.Eigentlich war es lächerlich, schließlich wusste er wie alt sie war. Und die andere Sache war eine gemeinsame Entscheidung, da konnte keiner vom Anderen etwas verlangen, dass dieser nicht wollte. Und wenn er es doch tuen sollte, wäre er definitiv der falsche. So einfach war das.
Sie konnte sich ihre Bedenken eigentlich gar nicht erklären. Eine Beziehung in ihrem Alter war völlig normal und sie liebte ihn abgöttisch. Das war sicher.
Sie war halt einfach nur unerfahren.Gerade wartete sie in der Schule auf ihn, nachdem er gleich Schluss hatte, würden sie zu ihm fahren und den Freitag miteinander verbringen.
Es gongte und die Tür ging auf. Daniel war einer der ersten und kam direkt grinsend auf sie zu:“Ach stalkst du mich jetzt? Wir wollten uns doch unten treffen“
“Wenn du meinst, du hättest in der letzten Stunde Physik, dann ist es keine Kunst zu eraten, dass du auf der Physiketage Unterricht hast“, verteidigte sie sich fast schon reflexartig.“Stimm Daniel, denk mal nach!“
“Maul Felix“, meinte Daniel trocken.
“Hey, lass ihn“, maßregelte Anna und zog Daniel hinter sich her ins Treppenhaus.
Der war kurz überrascht, widersprach allerdings nicht, als sie in Richtung Ausgang gingen. Draußen schaute sie ihn kurz fragend an und er übernahm die Führung zu seinem Auto.Die Fahrt war recht witzig, sie stritten sich um die Musikauswahl und einigten sich schließlich auf FURT. Allerdings so spät, dass gerade die letzten Töne des ersten Songs erklangen, als sie in seine Hofeinfahrt fuhren.
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Im Haus wurde Anna direkt überschwänglich von einem größeren Hund begrüßt, welcher sie hechelnd ansprang.
“Aus! Sam lass das! Sorry, eigentlich benimmt er sich besser. Aber er ist wirklich harmlos..“, entschuldigte Daniel sich sofort für sein Haustier.
Darüber lachte sie nur und erklärte ihm, dass sie wohl ein wahrer Hundenarr war und auch seit frühster Kindheit mit diesen in Berührung kam.Er grinste erleichtert und lotste sie dann die Treppe hoch in sein Zimmer. Sie betrachtete staunend die große Pinnwand an der verschiedene Tickets, aber auch Zeichnungen und Entwürfe hingen. Sein Schreibtisch war mit Zetteln und Schulbüchern übersät und die Wände waren weiß, allerdings teilweise etwas künstlerisch verziert worden.
Insgesamt war sein Zimmer keineswegs ordentlich, wirkte aber auch nicht zugemüllt. Eher irgendwie gewollt und das gefiel ihr.
Fasziniert blieb sie im Türrahmen stehen und schaute alles an, bis er sie vorsichtig anstupste und feixte:“Ich nehme weder Eintritt, noch gibt es Sicherheitskontrollen. Du kannst einfach so rein gehen und dich setzen wo Platz ist“
Peinlich berührt, kam sie dem möglichst schnell nach und ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen, in dem sie sich jetzt unentwegt drehte.
Das brachte ihn zum lachen und er schaute ihr einfach zu, bis er sie irgendwann fragte, ob ihr nicht schlecht wäre, oder dergleichen.
Anna gluckste und behauptete:“Nein, solange ich mich drehe nicht. Also musst du mir schon einen guten Grund nennen, wieso ich es lassen sollte“Jetzt kam er ins nachdenken, fand allerdings recht schnell eine Lösung. Unauffällig schickte er eine Nachricht ab und hielt dann den Stuhl an und erklärte:“Du lernst jetzt meine besten Freunde kennen!“
Sie sah einen Moment lang aus, als würde sie am liebsten weglaufen, dann lächelte sie.
“Okay, aber verlange bitte nicht von mir, mich mit ihnen ewig lang zu unterhalten. Sowas kann ich nicht““Keine Sorge, sie machen es dir leicht und sind auch eigentlich alle nett. Außerdem kennst du doch zum Beispiel Felix schon“, beruhigte er sie direkt. Manchmal wurde er nicht ganz schlau aus ihrem verhalten. Mal war sie so aufgeschlossen und aufgedreht, dann würde sie es mit der halben Schule aufnehmen. Aber dann war sie wieder so ängstlich und wirkte, als hätte sie Panik auch nur einen Mucks von sich zu geben, weil dann ja irgendwer von ihr Notiz nehmen könnte. Er würde sich wohl eher noch daran gewöhnen müssen, damit umzugehen.
_____Sie machten sich auf den Weg zum Stall. Der Stall war eigentlich eine alte Holzhütte, die sich die Dorfjugend irgendwann einmal etwas renoviert und eingerichtet hatte. Drinnen standen bunt gemischte Sitzmöglichkeiten, sowie ein Tisch, ein Kühlschrank und ein Kicker. Es gab auch einen Ghettoblaster und an die Wände waren verschiedene alte Poster gepinnt.
“Die sind irgendwie schon immer hier gewesen, vermutlich noch von unseren Eltern, oder so. Die Geschmäcker waren allerdings bei denen schon recht Unterschiedlich“. Mit diesen Worten verwies er auf Nena, Farin Urlaub, Michel Jackson und Campino, welche sich eine Ecke teilten.
Von draußen ertönten Schritte und kurze Zeit später stürmten Felix und zwei andere Kerle herein. Der eine hatte Tunnel in den Ohren, zurückgegelte Haare, trug einen K.i.Z Hoodie und stellte sich als Maxi vor.
Der andere war groß, hatte ein Nasenpiercing und seine schwarzen Haare waren mit einem dunklem Bandana gebändigt damit sie ihm nicht ins Gesicht vielen. Auf seinem Oberarm blitze ein Tattoo unter seinem schwarzen T-Shirt hervor. Er hieß Björn, was ihr irgendwie seltsam normal vorkam.Ihr erster Eindruck von seinen Kumpels war, dass diese wohl etwas furchterregend waren und definitiv nicht zurückhaltend. Diese Gedanken wurden jedoch nicht bestätigt.
Gero hatte zwar eine große Klappe, war aber eigentlich echt freundlich. Patrick war wohl der friedlichste Mensch überhaupt und Björn machte zwar gerne anzügliche Sprüche und grinste oft geheimnisvoll, war allerdings ebenfalls nett. Wenn auch etwas rätselhaft.Daniel sah ihr den Gedankengang offenbar an und flüsterte Anna zu:“Der tut nur so, weil er gerne irritiert. Spätestens nach einer Woche, weißt du vermutlich selbst die Farbe seiner Unterhosen“
Björn hatte das mitbekommen und ergänzte breit grinsend:“Solange musst du dich nicht gedulden. Die sind schwarz“Jetzt musste Anna lachen, die drei Typen waren echt alle extremst sympathisch, da hatte sie schon bald keine Zweifel mehr dran!
Daniel sah das und freute sich einfach, dass seine Freundin so gut mit seinen drei besten Kumpels klar kam.
Zu fünft blieben sie bis spät Abends, lieferten sich ein paar Spiele am Kicker und Anna bekam Anekdoten von den Jungs aus ihrer Grundschulzeit erzählt.
Sie erfuhr auch, das Björn nach der zehnten abgegangen war und mittlerweile schon seine Ausbildung beendet hatte. Maxi jobbte bei einem Discounter.Die zwei waren rund drei Jahre älter, als die anderen beiden. Kennen taten sie sich jedoch seit frühester Kindheit, da ihre Eltern befreundet waren.
Wenn auch Felix und Daniel mit der Schule fertig waren, wollten sie alle in eine WG ziehen.Irgendwann wurde es ihnen allerdings zu kalt, denn die Hütte hatte keine richtige Heizung und war nur notdürftig isoliert. Tagsüber hatte die Sonne geschienen, doch jetzt kroch die winterliche Kälte langsam unter der Tür hindurch und fand den Weg zu ihnen.
Trotz dicken Winterjacken und ein paar Decken, verabschiedeten sie sich schließlich. Daniel fuhr Anna Nachhause, stellte sich ihren Eltern vor und lehnte das Angebot etwas zu essen höflich ab.
Eigentlich war der Tag nichts besonderes gewesen, am Abend hatte Anna jedoch trotzdem ein breites Grinsen im Gesicht, als sie schließlich einschlief.
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Diesmal etwas schneller, als das letze mal. Ich hoffe euch gefällts, konstruktive Kritik, oder Hinweise auf Fehler sind immer Willkommen. Genau wie jegliche andere Kommentare.
Man liest sich,
Aileen :)
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Ich bin da.
Teen FictionNur eine weitere Liebesgeschichte von zwei Teenagern. Mit Streit, mit Zweifel und mit jedem anderen Klischee, welches einfach dazu gehört.