Nichts ist für immer

8

Ich schlürfte in die Küche, mein Kopf tat höllisch weh. Ich hatte gehofft, dass ich allein zuhause war, wie sonst auch. Aber nein, natürlich nicht. Heute hätte ich mich ja darüber gefreut. Jace und Mike saßen am Küchentisch. Mike war wie immer am arbeiten und hackte konzentriert auf seinen Laptop ein. Jace hingegen sah wohl eher mir ähnlich. Er stützte seinen Kopf auf seinem Arm ab und hatte einen dampfenden Kaffee vor sich. Ich fragte mich, wie Mike so fit sein kann, wärend alle anderen fertig mit der Welt sind.

Ich schlürfte an den Beiden vorbei und goss mir Kaffe in eine Tasse.

Na du siehst ja heute Fit aus.

Sagte Mike mit einem breiten Lächeln auf seinem Gesicht.

Ironisch lächelte ich zurück.

Ihr beide habt es gestern wohl echt übertrieben, was?

Geschockt sah ich Mike an. Hatte er es gesehen? Wer wusste noch alles davon?

Mhm, ich hab mega den Filmriss.

Gab Jace brummend und zu meiner Verwunderung von sich. Erleichtert atmete ich auf.

Er hatte also auch keine Ahnung mehr was zwischen uns gelaufen ist. Oh man, hätte ich die Bilder doch nie gefunden, dann würde ich auch in wohltuhender Ungewissheit schwelgen. Mit meinem Kaffee setzte ich mich in die hinteste Ecke des sofas.

Aua!

Ich wühlte mit einer Hand unter der Wolldecke herum, auf die ich mich gesetzt hatte. Fragend sah ich die Beiden an und hielt eine Hand voll Gabeln in der Hand. Sie sahen mich an, aber zuckten beide nur mit den Schultern und wendeten sich wieder dem zu, was sie zuvor getan hatten.

Ich brauch dringend nen Fernseher in meinem Zimmer, das ist so viel gemütlicher.

***

Den Rest des Tages verbrachte ich leise sterbend auf dem Sofa. Irgendwann hatte sich Max mir angeschlossen, nachdem er gegen vier aus dem Bett gekrabbelt war. Mike ist gegen halb sechs zu seiner Freundin gefahren. Jace hingegen hat sich wieder in sein Zimmer verzogen und hat sich nur nochmal kurz blicken lassen, um sich eine Schale Müsli zu holen.

Irgendwann entschied ich mich auch dazu ins Bett zu gehen. Ich wusste ja schließlich nicht mal mehr wie lang ich gestern wach gewesen war. Ich hätte auf meinen Bruder hören und das Spiel wirklich lieber sein lassen solln.

Als ich mir gerade einen warmen Pulli übergezogen hatte hörte ich die Haustür insch Schloss fallen, das musste wohl Mike sein. Ich dachte nicht weiter darüber nach und verzog mich mit meinem Joint auf dem Balkon.

***

Am nächsten Morgen wachte ich auf und fühlte mich endlich wieder wie ich selbst. Den ganzen gestrigen Tag über war mir schlecht gewesen. Wie jeden Morgen führte mein Erster weg zur lebensrettenden Maschine die mir treu Kaffee schenkte. Doch mir versperrte eine große, ziemlich hübsche Blondine den weg.

Hey

Sagte sie wie selbstverständlich

Morgen

Erwiederte ich ihre Begrüßung.

Sie reichte mir eine Tasse, ich trank einen Schluck. Ich mochte sie glaub ich. Sie selbst füllte sich eine neue Tasse auf und setzte sich an den Tisch an dem ich mich bereits niedergelassen hatte.

Du bist bestimmt Mikes freundin.

Sagte sie lächelnd und reichte mir ihre Hand.

Ich heiße Alice.

Emm, Sianna. Aber ich bin Max schwester.

Etwas geschockt sah sie mich an.

Oh.

Ich war verwundert über ihre Reaktion, beschloss aber nicht weiter darauf einzugehen. Dafür war es noch zu früh am Morgen. Okay, es war fast halb elf. Sagen wir, es war zu früh nach dem Aufstehen.

Woher kennst du meinen Bruder denn?

Ich hab ihn gestern Nacht in na Bar getroffen. Ich hab ein Nebenfach mit Mike zusammen.

Gab sie etwas beschämt zu.

Hmm, Ok.

Alice?

Sie sah überrumpelt aus und richtete ihren Blick schlagartig auf die Tür.

Jace? Was machst du denn hier?

Wohnen, wonach sieht's denn aus? Warum du an unserem Tisch sitzt weiß ich allerdings nicht.

Jace sah angespannt und wütend aus.

Oh Shit, das wusste ich nicht. Ehrlich! Max hat mir nur erzählt, dass Mike hier wohnt weil er mit mir ein Fach zusammen hat, Aber dass ihr euch auch kennt konnte ich ja nicht ahnen.

Du hast mit Max gevögelt!?

Rief er entsetzt.

Hätte ich das gewusst dann...

Raus!

Sagte er ruhig. So ruhig und mit tierfer stimme, dass ich eine Gänsehaut bekam. Also ich an ihrer Stelle würe lieber auf ihn hören.

Du musst mir glauben, ich...

Raaauuuß!

Rief er voller Zorn.

Sie schreckte zusammen, ging schnell und mit Tränen in den Augen an ihm vorbei. Sie schnappte sich ihre Jacke vom Haken und eilte nach draußen. Ohne Hose und ohne Schuhe...ich musste schmunzeln. Das verging mir allerdings schnell wieder als ich Jace' Gesicht sah.

Er blickte mich an

Frag einfach erst gar nicht.

Dann drehte er sich um, ging zu seinem Zimmer und schloss die tür mit einem lauten knall hinter sich.

Im selben Moment streckte Max seinen Kopf in den Gang.

Was ist hier denn los?

Deine nächtliche Bekanntschaft hat wohl auch schon Bekanntschaft mit Jace gemacht und wie es aussieht keine gute.

So n Dreck!

Du solltest vielleicht mit ihm reden.

Ja, ich weiß.

Er atmete tief ein und verschwand wieder in seinem Zimmer.