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Draußen war es bereits dunkel geworden und mittlerweise eiskalt. Bestimmt würde es bald zu schneien beginnen.

Ich ging in den Gang um mir eine Jacke zu holen, da fielen mir die Muffins ein, die ich vorhin noch gekauft hab. Ich nahm mir einen davon und machte mich auf den Weg zu meinem Balkon. Die Muffins hatten eine leicht lila gefärbte Buttercremehaube und waren mit Beeren verziert. Buttercreme Muffins liebte ich als Kind schon, meine Mom hatte sie immer zum Geburtstag für mich gemacht.

Ich lehnte mich an das Geländer und wollte gerade den Joint anzünden, als mein Blick auf ein Fenster des gegenüberliegenden Hauses fiel. Die beiden Häuser wurden nur durch einen nicht allzu breiten Weg getrennt. Gerade so, dass ein Auto hindurch fahren könnte.

Durch das Fenster sah ich einen Kerl, er war wohl in meinem Alter und er stritt sich heftig mit einem älteren Mann. Er schien keine Angst vor ihm zu haben, wich aber dennoch vor ihm zurück als dieser auf ihn zu kam. Sie gestikulierten wild umher.
Ich duckte mich ein wenig und hoffte, dass man mich nicht sah, obwohl ich das Licht in meinem Zimmer aus gelassen hab. So dunkel wie es bereits war, konnte man mich fast nicht sehen.
Der ältere der Beiden stürzte sich plötzlich auf den anderen Typ, sie stürzten zu Boden und rissen ein Glas vom Schreibtisch mit. Es zersplitterte in tausend teile in denen nun beide lagen. Der erste Schlag traf direckt in sein Gesicht. Der ältere fing an auf ihn ein zu schlagen.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich konnte ja nicht einfach zusehen.
Ich holte aus und warf meinen Muffin direkt gegen deren Fenster. Er prallte ab und hinterließ einen großen lilanen Fleck.
Beide sahen entsetzt zu dem Geschmier, das die Scheibe herunter lief. Erst jetzt erkannte ich, dass der Jüngere der Scotch-Kerl war. Ich wusste nicht, dass er gegenüber wohnte.
Doch mein "Plan", sofern ich einen hatte, funktionierte. Er ergriff seine Chance und stieß den anderen von sich herunter. Er sprang auf und verließ mein Blickfeld.
Der alte rieb sich den Hinterkopf, mit dem er gegen einen Schrank geknallt war.
Er rappelte sich mühevoll und ziemlich unkontrolliert auf, torkelte zum Fenster und öffnete es.
Ich kauerte mich an der Wand auf dem Boden. Da deren Fenster ein paar Stockwerke unter unserem war hoffte ich seinem Blick entkommen zu können.

Wer war das?! Antworte!
Rief er in die Dunkelheit
Ich weiß genau, dass du mich hörst! Ich bekomm schon raus wer du bist.
Es klang fast so als würde er lallen. Er ließ das Fenster, ohne es weiter zu beachten offen stehen und verschwand. Ich hörte noch eine Tür laut zu knallen, dann war es still.

Ich spürte mein Herz schlagen. Was war das da grade eben? Was hatte der Typ für ein Problem?
Hoffentlich konnte der Scotch-Kerl abhauen.

Ich ging wieder nach drinnen. Und zog den Vorhang hinter mir zu und setzte mich auf mein Bett. Meine Hände zitterten und mein Atem ging etwas Schneller als sonst. Einige Minuten blieb ich so da sitzen, doch ich wurde langsam müde und ich hatte Angst ohne den wohligen Nebel um meine Gedanken schlafen zu gehen. Man hat das letzte Mal ja gesehen was passiert ist. Ich möchte nicht jede Nacht durch meine Träume daran erinnert werden, dass meine Familie jetzt einzig und allein aus meinen Großeltern und meinem Bruder bestand.

Während ich rauchte, beobachtete ich das Fenster, das immer noch unverändert aussah wie vorhin. Sprerrangelweit offen und das Licht brannte. Selbst das kaputte Glas und etwas Blut zierten noch den Boden.
Ich hoffe es geht ihm gut.

Nichts ist für immerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt