Kapitel 10

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Leila

Seit Montag , seit der letzten Ethikstunde, um genau zu sein, habe ich Bekir nicht mehr gesehen.

Die Woche verfing diesmal sehr langsam, was mir sehr ungelegen kommt, denn aus unerklärlichen Gründen sehne ich mich nach der nächsten Ethikstunde. Irgendwas sagt mir, dass es wegen Bekir ist, aber ich will dass nicht wahr haben. Warum sollte ich sehnen süchtig darauf hoffen Bekir wieder zusehen?

Ich hörte wie der Gong die Pause beendete, also nahm ich meine Tasche und ging die Treppen hoch. Fünfte Stunde. Mathe. Mit einem Blick auf meinen Plan, erfuhr ich, dass ich nun das Fach hatte, in dem ich wirklich nichts verstand. Im zweiten Stock angekommen blieb ich kurz stehen um meinen Plan wieder in die Tasche zu stecken. Während ich versuchte meinen Plan hinein zu stopfen vielen ohne Vorwarnung meine Bücher auf den Boden. "Uff", seufzend kniete ich mich um diese auf zu heben. Aber mir kam jemand zu vor. Bekir. Ich sah wie er sich hin kniete und meine Bücher auf einen Stapel legte und diese auf hob. Wie kam er hier her?

Er reichte mir schweigend meine Bücher und sah mir dabei in die Augen. In diesem Moment fühlte ich nichts, ich dachte nicht, ich sah nur in seine Augen. Er stand immer noch mit meinen Büchern in seiner Hand da, die mir entgegen gereicht wurden, aber ich nahm sie nicht. Es war als wären wir alleine auf dem Gang, als wäre niemand zusehen nur wir zwei. Und dann hörte ich ihn flüstern : " Gott möge uns vor dem Shaytan bewahren." Diese Worte ließen mich wieder zu Verstand bringen. Ich nahm meine Bücher dankend an. Und bevor er ging flüsterte er :" Ich bin immer hinter dir, du brauchst nicht nach mir Ausschau zu halten, weil ich immer hinter dir bin. Zawja.( Ehefrau )" Und mit diesen Worten ging er, er ließ mich einfach mit meiner Verwirrtheit zurück.

Hatte er mich gerade Zawja genannt? Und wieso fühl ich mich wie ein kleines Kind, dass zum ersten Mal ein Wort hört und versteht.  Ich stand ungefähr einige Sekunden da ohne mich zu bewegen, dann merkte ich, dass ich in der Mitte einer Schüler Masse stand und ging in das Klassenzimmer.

Hatte er mich wirklich Zawja genannt? Habe ich mir das eingebildet? Ich sah wie der Lehrer mathematische Formeln auf die Tafel schrieb, und diese erklärte aber ich verstand davon nichts genauso wenig wie ich nichts von Bekirs Verhalten verstand.

Am besten wäre es, wenn ich ihn direkt fragen würde, was er damit meint. Aber zuerst muss ich diese beiden Stunden aushalten, dann hätte ich aus und könnte ihn suchen und ihn fragen. Zu meinem Glück vergingen die zwei  Stunden sehr langsam und ich saß ungeduldig auf meinem Stuhl mit ständigem Blick auf die Uhr. Als es klingelte, war mein erster Gedanke "Endlich" und mein zweiter " Ich muss Bekir suchen".

Dass ich etwas tat ohne groß darüber nachzudenken, war wie eine Gewohnheit in letzter Zeit geworden. Auch jetzt packte ich meine Tasche und verließ das Klassenzimmer ohne mir Gedanken zu machen. Ich verließ das Schulgebäude und blieb vor der Tür stehen, sodass ich jeden vorbei gehenden Schüler sehen konnte. Bekir war einer der letzten der das Gebäude verließ. Ich stellte mich vor ihm hin. "Hey" , sagte ich nervös. "Wa aleiküm asalam", bekam ich als Antwort. Ich schlug mich in Gedanken auf die Stirn.

Was tue ich eigentlich hier? Was habe ich mir gedacht einfach vor ihm zu stehen. " Was meintest du vorhin mit Zawja? Warum hast mich so genannt ?" Ich konnte wortwörtlich meinen Herzschlag bei jedem Wort heraus hören, welches ich von mir gab. Warum bin ich so nervös? Mag ich etwa Bekir so sehr ? Nein, dass ist unmöglich.

Es kam mir vor als hätte er meine Nervosität gerochen, denn mit einem male war ein Lächeln auf seinen Lippen zu sehen.  " Leila, seit ich dir begegnet bin, gehst du mir nicht mehr aus dem Kopf. Du hast in mir ein Gefühl aus gelöst, dass ich davor noch nie gefühlt hatte." Ich war erstarrt. Habe ich, dass wirklich alles richtig verstanden. Gesteht Bekir mir gerade seine Liebe? Wirklich mir?

"Leila, ich kenne dich nicht lange, aber ich..." Er schluckte leicht." Ich habe mich in dich durch dein Verhalten, deine Taten und deinen Charakter verliebt." Er sah mir in die Augen, als erwarte er von mir eine Antwort. " Leila, ich will durch dich besser in meinem Glauben werden. Du inspirierst mich." Was sollte ich dazu sagen, wie sollte ich antworten. Mein Kopf war im Moment leer, dieser versuchte alles abzuspeichern, was gerade passiert. Mein Herz erreichte seine maximale Grenze. Und so stand ich einfach da , auf den Boden starrend und versuchte mich nicht zu bewegen.

" Wir sehen uns morgen Leila, ich erwarte keine Antwort von dir , ich wollte nur , dass du das alles weißt. Ich wollte die Worte aus meinem Kopf loswerden " Nur ein Nicken brachte ich zustande. Was war nur mit mir los?

"Salam aleiküm Zawja." , mit diesen Worten ließ er mich schon wieder stehen. Schon wieder benutze er das Wort Ehefrau und ließ mich ,dann einfach so stehen.

Die ganze Busfahrt versuchte ich all meine Gedanken zu sortieren , ist das alles wirklich passiert. Und wie soll ich ihn jetzt unter die Augen treten können. Will er eine Zukunft mit mir. Ich stellte mir so viele Fragen, und mir fielen einfach keine Antworten dazu ein.

Zuhause angekommen, legte ich mich erschöpft auf mein Bett. Der Ort an dem ich mich am wohlsten fühlte. Zuhause.

" Leila, mein Schatz komm bitte her." Die Stimme meiner Mutter trug etwas besorgtes in sich. Müde schleppte ich mich in die Küche, in der mein Vater und mein Bruder schon am Tisch saßen und mich erwartungsvoll an sahen. " Alles in Ordnung ? Habe ich etwas verpasst?"

Meine Mutter zeigte auf den Stuhl und gab mir so das Zeichen mich hin zu setzen.

Sie räusperte sich. " Leila, heute kam jemand um deine Hand an zu halten." Sofort weiteten sich meine Augen. Bekir was hast du getan.

" Was, wie, wer?" , dass ist zu viel für mich. Will Bekir also doch eine Zukunft mit mir?

"Ich glaube du erinnerst dich noch wage an Amir.", mein Vater kam nun zu Wort. Ich nickte. Amir, war der Sohn von einem alten Freund meines Vaters, als Kinder haben wir oft miteinander gespielt, bis sie aufgrund von dem Beruf seines Vaters umziehen mussten.

" Halt, warte , willst du mir sagen, dass Amir um meine Hand angehalten hat?"

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