Kapitel 15

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Bekir

Manchmal erkennt man noch rechtzeitig, dass man dabei ist etwas falsches oder etwas dummes zu machen. Und manchmal tritt die Erkenntnis erst an, wenn es zu spät ist.

Ich saß im selben Café in dem ich Leila sah und wartete auf Tina. Ich selbst bestand darauf, sie hier zu treffen. Als sie mich fragte was an diesem Café so besonderes sei, wusste ich nicht was ich ihr sagen sollte, also ließ ich die Frage im Raum stehen.

Gestern sah ich Leila mit ihrem Bruder und einem zweiten Jungen hier in diesem Café sitzen.

Ich ließ meinen Blick durch das Café schweifen, nur wenige Leute waren hier zu sehen. Wahrscheinlich sind die meisten an einem Sonntag eher zuhause.

Aber obwohl es recht gemütlich aussah und die Bedienung auch recht nett waren, fühlte ich mich fehl-am-Platz. Ich fühlte eine leere in mir drin, und dass obwohl hier Leute um mich herum saßen und genüsslich ihren Kaffee tranken.

Ich fing an nervös an meine rechte Hand zu kratzen. Meine Augen fingen an die Leute näher zu analysieren. Ich fühlte mich bedrängt, meine Lungen drückten sich zusammen, sodass ich kaum atmen konnte. Nervös suchte ich eine Lösung einen Ausweg, eine Erlösung.

Luft... ich brauche frische Luft. Mit diesem Gedanken verließ ich das Café und packte meine Zigaretten aus meiner Jackentasche heraus.

Ich richtete meinen Blick zum Himmel und zog mehrmals an meiner Zigarette.

Was zum Teufel mache ich hier? Was hatte mich dazu getrieben Tina an zu rufen. Meine Erkenntnis kam zu spät...

" Hey Bekir". Erschrocken drehte ich mich zu ihr um. Tina. Sie stand, mit einem weißen T-Shirt und einer blauen Jeans, vor mir.

Sie lächelte... glücklich.

Ich zog noch einmal an meiner Zigarette, warf sie dann auf den Boden und drückte meine Schuhsohle gegen diese.

" Assalam aleikum Tina." Sie sah mich verwirrt an. Und mir tat es jetzt schon leid, was ich nun sagen werde.

Ich habe endlich verstanden um was es die ganze Zeit ging, was diese leere in mir auslöste. Warum es mir in letzter Zeit wieder besser ging. Warum ich mich erfüllt gefühlt habe.

Es lag nicht an Leila, es lag an mir selbst. Ich habe mich geändert und so Zufriedenheit in mich selbst gefunden. Ich habe meinen Glauben an Gott wieder gefunden.

" Tina es tut mir leid, aber..." Sie hob ihre Hand und sah mit verärgertem Blick auf den Boden.      "Nein... nein, dass kann jetzt nicht dein ernst sein." Sie holte Luft und sah mir direkt in die Augen. " Du hast mich angerufen um mir dann zu sagen, dass es nichts wird aus uns?!" Da ich ihr nicht antwortete fing sie höhnisch an zu lachen.

" Okay, dass reicht, ich sollte eigentlich sauer auf dich sein, aber als du mich anriefst war ich überglücklich, weil ich ohne dich nicht konnte. Und jetzt, jetzt schiebst du mich schon wieder zur Seite und spielst wie du willst mit meinen Gefühlen." Sie sah mich ungläubig an.

Was habe ich mir nur dabei gedacht, nun habe ich Tina noch mehr verletzt. Ich war der Idiot. Ich bin der Idiot.

Mehr als " Es tut mir leid" , brachte ich nicht im Stande. Ich hatte mit ihren Gefühlen gespielt. Dasselbe was ich mit der Zigarette vor kurzem tat, dass tat ich auch mit Tinas Herz.

Ich konnte ihr nicht mehr in die Augen sehen. Ich bin nun endgültig unten durch bei ihr. "DU bist unmöglich Bekir. Du..." Sie fing an mir Beleidigungen an den Kopf zu werfen, aber ich wollte diese nicht hören, denn ich wusste dass sie Recht hatte.

Sie fing an zu weinen und lief den Weg zurück, den sie gegangen ist um mich zu treffen.

Ich sah wieder in den Himmel und atmete tief ein. Ich weiß, dass es falsch war von mir, sie so zu behandeln, aber ich selbst hatte mich in diese Situation gebracht und erst spät gemerkt, dass die Entscheidung falsch war.

Ich sah auf den Boden , wobei meine Augen bei der Zigarette, welche ich vor kurzem rauchte, stehen blieben und diese betrachteten.

Ich fing an mich zu bewegen, und meine Blicke fingen an, die Umgebung zu beäugen.

Nicht weit von dem Café gab es einen Park, dort setzte ich mich hin und sah zu wie Kinder spielten. Sie lachten glücklich , als wäre genau dieses Lachen  alles wichtige auf dieser Welt.

Diese Welt, die von Gott erschaffen wurden. Dieses Leben welches von ihm gegeben wurde. Diese Fähigkeiten zu lachen, zu sehen, zu fühlen, welche Gott uns,... mir gegeben hatte um zu leben.

Nichts entsteht nämlich nicht aus nichts. Bei diesem Gedanken grinste ich, denn selbst ich fand diesen Gedanken komplex, dass ich erst nachdenken musste.

Denken, was ich seit langen nicht mehr tat , was mir aber das Gefühl der Zufriedenheit gab. Das Gefühl an Wissen.

Ich sah auf meine Armbanduhr. Es wird Zeit...

Langsam stand ich auf und bewegte mich im Schritttempo vorwärts, schließlich wollte ich das Gebet nicht verpassen...




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