26. Chapter Violet

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Voller Enttäuschung wollte ich wieder wegrennen. Nur weg. Weit, weit weg.

,, Lass mich dich nach Hause bringen.", er hatte fast gefleht. Stand nur da. Seine Arme hängend neben seinem Körper. Das Messer in der Hand. Die Tropfen Blut, die an seinem Arm hinunter rannen. Die Platzwunde an der Stirn.

Ich bin drauf eingegangen. So schnell wie möglich von hier weg. Das war alles woran ich denken konnte.

Weg von dem Ort, an dem eine Tat vollbracht wurde, von der ich niemanden erzählen kann.

Vorm Haus bin ich vom Motorrad gesprungen, Melly ist mir entgegen gelaufen, weinend, denn sie dachte das Blut auf meiner Bluse stammte von mir.

Kein einziges mal hab ich mich umgedreht. Ich wollte ihn nicht ansehen. Sein verlogenes Gesicht. Wie er versuchte sich zu verteidigen. Und sich ständig mit der Hand durch die Haare fuhr.

Als wollte er den Tod, der an seiner Haut und an seinen Haaren klebt davon wischen.

Ein Mann war heute gestorben. Und das war seine Schuld.

Ein Mensch. Ein Lebewesen mit Herz.

Und trotzdem stand mein Entschluss fest. Niemand darf davon erfahren. Niemand!

Warum?

Weil ich ihn liebe. Trotz des Toten, trotz seines Auftrages mich zu töten. Trotz all der schlimmen Dinge, die mit ihm in Zusammenhang stehen.

Ich liebe ihn!

Ich liege mit dem Bauch auf meinem Bett. Habe meine Arme halb unter meinen Körper versteckt. Der Mond scheint in seiner vollen Pracht durch das Fenster auf den Boden. Immer wieder schiebt sich eine Wolke vor das Licht und verdunkelt mein Zimmer.

Melanie hat mir einen Tee gemacht. Er steht halb leer und kalt neben dem Bett.

Sie hat nichts gesagt. George auch nicht. Beide haben mich in Ruhe gelassen. Dafür war ich sehr dankbar.

Melly hat mich nur in den Arm genommen und mir dann geholfen alles auszuziehen und mir das angetrocknete Blut von der Haut zu wischen.

George einzige Frage war, ob er die Polizei rufen solle. Ich hab nur den Kopf geschüttelt und er hat genickt.

Und jetzt liege ich auf meinem Bett. Die flauschige Decke, mit der mich Melly zugedeckt hat, ist kein bisschen verrutscht. Bewegungslos liege ich schon seit Stunden hier.

Die ganze Zeit muss ich an Harry denken. Die ganze Zeit an sein Gesicht. Und egal wie sehr ich mich anstrenge an den Mann zu denken, der jetzt tot ist. Ich seh immer nur Harrys Gesicht.

Und dann wird alles schwarz.

Das Wochenende erlebe ich wie in Trance. Ich versuche nicht an an alles was passiert ist zu denken. Aber immer wieder schweifen meine Gedanken zu Harry.

Melly kümmert sich um mich. Sie ist nicht wütend. Sie schweigt, aber ich weiß, dass sie es sehr trifft, dass ich in einem Zustand bin, in dem sie mir nicht helfen kann.

Montag morgen weckt mich Melly.

,, Möchtest du zur Schule? Schaffst du das?"

Ich nicke und mache mich fertig.

Als ich in der Schule ankomme fragen mich Chloe und Jake sofort aus. Auf die zahlreichen Anrufe habe ich immer nur kurz reagiert. Durchgehend habe ich versucht sie abzuwimmeln. Doch ich halte meinen Mund.

Wir sitzen alle zusammen in der Mensa. Nur Ramon und Harry fehlen.

,, Und weißt du wo Harry ist? Er hat sich doch die ganze Zeit über total die Sorgen um dich gemacht! Ständig hat er bei mir und Jake angerufen und..."

Treffsicher ( Harry Styles )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt