23. Chapter Violet

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Es ist Mittag als das Telefon klingelt. Ich habe gerade in meinem Zimmer Hausaufgaben gemacht und laufe die die Stufen hinunter. Der rote alte Telefonhörer ist durch eine lange gedrehte Schnur an der Wählscheibe befestigt.
Ich erwarte Harry. So schnell ich kann jage ich zum Telefon, nur um kurz vorher inne zu halten und es noch einmal etwas länger klingeln zu lassen.
,, Hallo? Hier ist Violet.", spreche ich in den Hörer.
,,Violet?", fragt eine männliche Stimme, die viel zu tief ist, als dass sie zu Harry gehören konnte.
,, Ja, Violet. Wer ist denn da?"
Doch nun herrscht plötzlich komplette Stille am anderen Ende der Leitung, ehe die Verbindung ganz abbricht.
Ich schüttele den Kopf und lege den Hörer neben das Telefon.

In dem Moment als ich die Treppen wieder nach oben laufen will klingelt das Telefon erneut.
,, Hallo, hier ist Violet."
,, Hey naa... Ich sollte dich anrufen?"
Ich halte den Hörer von mir und quieke kurz leise. Manchmal führe ich mich doch auf wie ein kleiner Teenager.
,, Ja.", antworte ich lächelnd.
,, Wollen wir was zusammen machen?", fragt Harry.
,, Klar, gerne. Hast du eine Idee?", frage ich ihn.
,, Was hälst du davon, wenn ich dich abholen kommen und ich dich überrasche."
Es entsteht eine kurze Stille, gerade ist mir der Hausarrest eingefallen.
,, Ich kann nicht... Ich hab ja doch noch Hausarrest."
In diesem Moment könnte ich heulen vor Wut.
,, Wer sagt denn, dass deine Großeltern wissen sollen, dass du weg bist?", in Harrys Stimme schwingt ein schelmischer Unterton mit.
,, Und was sage ich Melly?", frage ich leise.
Ich bemerke wie Manny um meine Beine herum kreist.
,, Dir wird schon etwas einfallen. Ich warte an der Bushaltestelle auf dich in einer halben Stunde.", dann legt Harry auf.
Ich tue es ihm nach und drehe mich zu Manny. Dieser schaut mich nur mit großen dunklen Augen an und wartet bis ich ihn kraule.
Manny erinnert mich mit seinen Augen an Harry.
Ich lache. Natürlich werde ich mir etwas einfallen lassen. Egal wie doof und unfair ich mich damit fühle, ich freue mich Harry zu sehen.

,,Melanie?", ich laufe ins Wohnzimmer. ,, Ich wollte schon ins Bett."
Sie sitzt im Schneidersitz auf dem Sofa und sieht sich einen Krimi an.
Verwundert blickt sie auf.
,, Jetzt schon? Aber es ist erst sechs?"
Ich nicke.
,, Irgendwie fühle ich mich noch nicht ganz so fit..."
Es entsteht eine Pause.
,, Und Schlaf soll ja generell helfen."
Ich zwinkere ihr zu. Sie und Greg waren es, die es mir immer gepredigt hatten wie wichtig doch Schlaf für die Gesundheit sei.
An den Tagen an denen ich besonders schlecht gelaunt war schoben sie die schlechte Laune immer auf Schlafmangel. An sich hatten sie auch recht.
Mittlerweile allerdings zählte schlafen zu meinen Lieblingsfreizeitaktivitäten.
Sie lächelt mir zu.
,, Soll ich dir noch einen Tee machen?"
,, Melly, ich mag doch gar keinen Tee... Ich mache mir gleich eine Wärmflasche und lege mich damit ins Bett. Das reicht!"
Sie nickt und wünscht mir noch eine gute Nacht.

Ich habe beschlossen mich richtig hübsch zu machen. Da Harry mich mit dem Motorrad abholt entscheide ich mich für eine kurze dunkelgraue Jeans und eine weiße Bluse, die an den Ärmeln mit silbriggrauen, weißen und dunkelroten Pailletten besteckt ist.
Um das Outfit noch aufzuwerten hänge ich mir eine imposante silberne Kette mit dunkelroten Steinen um den Hals.
Meine Haare welle ich leicht mit einem Lockenstab.
Als ich auf die Uhr schaue habe ich noch zwei Minuten.
Ich schließe mein Zimmer ab und schalte das Licht aus.
Dann öffne ich das Fenster und klettere auf das Dach.
Das Klettern nach unten stellt sich schwieriger als erwartet heraus.
,, Soll ich dir helfen?", fragt eine Stimme von unten, als ich mit halben Körper in der Luft hänge während die andere Hälfte sich an die Schindeln klammert.
Ich riskiere einen Blick nach unten. Natürlich ist es Harry. Für einen Moment war ich unter Schock.
,, Ich schaff das schon!", presse ich hervor.
Doch im nächsten Moment rutsche ich mit der Hand ab und falle.
Harry fängt mich auf.
,, Klar du Superwoman!", sagt Harry gehässig.
,, Ich sollte gleich wieder reinklettern.", sage ich genervt. Ich hab das Gefühl Harry behandelt mich manchmal wie ein kleines Kind.
,, Schaffst du eh nicht!", er lässt mich herunter.
Ich drehe mich zur Hauswand um und beginne mich an ihr hoch zu ziehen. ,,Nun komm schon! Oder bist du nicht neugierig?", Harry hat sich umgedreht und geht die Straße entlang.
Ich seufze und folge ihm.
Natürlich bin ich neugierig.

Nicht lange dauert die Fahrt mit dem Motorrad. Der Fahrtwind streicht kalt meine Beine.

Er fährt mich zu den Multnomah Falls. Das Wasser fällt dort 190 Meter in die Tiefe. Und über den Fluss leitet eine wunderschöne Brücke. Meistens sind hier viele Touristen, wie auch heute, doch Harry zieht mich an der Hand den Berg hinauf, viele viele Stufen hoch, bis wir in den Wald eintauchen.

,, Wo bringst du mich hin?", frage ich außer Atem.
,, Warte es ab.", sagt er grinsend und hält das Seil, welches als Absperrung dient, hoch.
Ich schaue ihn stirnrunzelnd an, doch bücke mich drunter durch. Dann laufen wir ein Stück durch den Wald. Als ich gerade schon fragen will wo wir hinlaufen sehe ich den Abhang und höre das Rauschen des Wassers. Die untergehende Sonne taucht Kiefernwald und Wasser in rotes orangenes Licht.
Als wir wir oben, direkt am Ursprung des Wasserfalls stehen, sehe ich Harry mit offenem Mund an.

,, Gefällt es dir?", fragt er und grinst.
Ich nehme seine Hand und ziehe ihn zu mir heran.
,, Es ist wundervoll...", und nach einer kurzen Pause füge ich hinzu. ,, Du bist wundervoll..."
Er beugt sich herunter und küsst mich. Wieder fährt durch meinen Körper ein Schauer und ich drücke mich an ihn.
Harry lacht unter meinen Küssen.

Nach einiger Zeit ist die Sonne schon fast untergegangen.
Die Stimmung ist perfekt. Ich weiß, dass ich es will. Jetzt! Mit ihm! Niemand anderes, nie wieder.
Nur er und ich vereint.
,, Schlaf mit mir...", flüstere ich.
Er schaut auf, sieht mich ernst an.
,, Was hälst du von einem gemütlicherem Ort? Vielleicht fahren wir jetzt zu meinen Apartment?"
Er stellt es nicht in Frage. Er fragt mich nicht, ob ich mir sicher bin.
Er weiß, dass es richtig ist.
Ich lächele und nicke.

Einige Zeit später erreichen wir das Hotel. Er nimmt meine Hand und zieht mich durch das Foyer.
Auf dem Weg zum Fahrstuhl sieht Amanda uns. Mit verärgerten Blick beobachtet sie uns und ich muss grinsen.

,, Soll ich uns etwas zu essen bestellen?", fragt Harry im Apartment und fährt sich durch die Haare.
,, Nein...", antworte ich.
Er geht auf mich zu, zieht mich hoch. Ich schlinge meine Beine um seine Hüfte und er trägt mich in das Schlafzimmer.
Langsam zieht er meine Bluse aus. Dabei berührt er jedes Stück Haut. Seine Finger erkunden jede Faser.
Mit einer Bewegung ziehe ich sein T-Shirt aus.
Kurz hält er inne, sieht mir tief in die Augen.
,, Ich hab so viele Fehler gemacht! Du bist keiner davon...", flüstert er.

Es war so anders als mit Ramon. Ich hatte keine Schmerzen. Harry war bei mir. Auch wenn das nicht mein erstes Mal mehr war, war es perfekt. Sein Duft in meiner Nase, seine Hände auf meinen Körper, seine Lippen auf meiner Haut. Wir verschmolzen zu einem ganzen. Es war wunderbar.

Am nächsten morgen wachte ich als erstes auf. An der Tür klopfte jemand.
Die Sonne schien durch den Vorhang und tauchte Harry auf den weißen Laken in goldenes Licht.
Ich befreite mich aus Harrys Umarmung und zog mir meine Unterhose und Harrys T-Shirt an.
Es roch nach ihm.
So schnell und leise ich konnte huschte ich durch das Wohnzimmer zur Tür.

,, Hallo Katherine.", sagte ich überrascht und versuchte mich halb hinter der Tür zu verstecken.
,, Hallo... Bist du allein?"
Ich war verwirrt.
,, Harry schläft. Warum?", fragte ich.
Sie zog mich aus dem Apartment und lehnte die Tür an.
,, Es ist nicht so, dass ich dich mag, aber das solltest du sehen! Das sollte klären, warum Harry hier lebt.", sie drückte mir ein paar Blätter Papier in die Hand und ließ mich stehen.
,, Was ist das?", rief ich ihr nach, doch sie war schon weg.

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Was kann das wohl sein?
Wie wird Violet reagieren auf Katherines komisches Verhalten und die Papiere?
Seit ihr neugierig?
Bald geht es weiter!

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<3

Treffsicher ( Harry Styles )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt