"Lass uns schlafen, ja?" Ich stand auf, legte den Lappen in das Spülbecken und nahm Tim die Scherben aus seinen zitternden Händen. Er nickte nur, war anscheinend nicht in der Lage irgendwas anderes zu tun.
"Schlaf gut, Timmi." Vorsichtig kuschelte ich mich an meinen besten Freund, der zufrieden seinen Arm um mich legte und die Decke etwas höher zog, damit ich nicht krank wurde. Das Fenster stand offen. Es musste offen sein, sonst konnte Tim nicht schlafen. Er brauchte die Geräusche, die die Autos und der Wind machten, hatte er mir gesagt, als ich es einmal schließen wollte.
"Gute Nacht, kleine Maus.", seine Stimme war nur noch ein kleines Hauchen und ging fast in den ganzen anderen lauten Geräuschen unter. Ich verstand ihn trotzdem.Immer noch halb am Schlafen öffnete ich meine Augen und erkannte nichts. Es war anscheinend noch dunkel, das Fenster war zu und die Bettseite neben mir war leer. Vielleicht war ich deshalb aufgewacht? Weil Tim nicht da war?
Seufzend stand ich auf und zog mir eine Hose über. Bedacht darauf, nicht irgendwo gegen zu laufen oder hinzufallen, tastete ich mich Richtung Tür und konnte durch den Türspalt Licht erkennen. Als ich die Tür öffnete, musste ich meine Augen zusammenkneifen und mir die Nase zu halten. Überall war Licht, alles was man anschalten konnte, war angemacht worden und tat jetzt das, wofür es gebaut worden war. Selbst die alte Lavalampe die Tim von seiner Oma bekommen hatte, stand unvorteilhaft mitten im Flur und vollbrachte dort ihren Dienst. Ich persönlich hätte das Ding schon längst weggebracht. Nicht nur, dass diese Lampe schon halb kaputt war, nein, sie war auch noch potthässlich. Wie ich fand. Mit eingezogenem Bauch schob ich mich zwischen Wand und potthässliche-und-unnötige-kaputte-Lavalampe-von-Oma hindurch. Mein Ziel war die Küche.
Mit schnellen Schritten ging ich durch den, mir in diesem Moment so unendlich lang scheinenden Flur und erreichte die Küche. Der Anblick ließ mich scharf die Luft einziehen.Es herrschte totales Chaos. Überall lagen offene Flaschen herum. Der Inhalt dieser war verteilt über den ganzen Boden. Das Toastbrot, welches wir vorgestern gekauft hatten, war in kleine Stücke gerissen und badete in den Pfützen des Orangensaftes. Drei Wodkaflaschen offen, angetrunken und liegengelassen. Die Küche war ein einziges Chaos, als hätte jemand total Randale gemacht und ich konnte mir schon vorstellen wer das war.
Sauer und auch etwas besorgt machte ich meinem Rundgang, durch die Wohnung, weiter. Als nächstes war das Bad dran, aber dort fand ich niemanden, also musste Tim in dem Wohnzimmer sein und tatsächlich, als ich einen Schritt durch den Türrahmen trat, jaulte jemand hinter dem Sofa auf, den stechenden Geruch ignorierte ich für diesen Moment. "Tim? Komm da raus, okay?" "Ich bin ein Hund, du musst mich rufen!"
Das konnte er nicht ernst meinen. "Timmi, komm!" Man konnte hören, dass ich sichtlich genervt war, aber Tim nicht, der war viel zu betrunken und tat auf Hund. Ich war froh, dass er noch atmen konnte, wie ein normaler Mensch.
Angesprochener krabbelte in großen Schritten hinter dem Sofa hervor und als er sich vor mir auf dem Boden setzte, musste ich husten. "Boah! Du stinkst, Tim!" Er bellte. Zumindest versuchte er es - naja, es klang eher wie eine quietschende Tür, die gleich aus ihren Angeln fallen würde. "Ich bin ein nasser Hund und nasse Hunde stinken!" Grob zog ich Tim auf die Beine und schliff ihn hinter mir her ins Bad. "Du ziehst dich jetzt aus und setzt dich dann in die Badewanne, Tim." Ich klang streng, aber dadurch hörte der Große auch sofort auf mich und begab sich nackt in die Badewanne. Mir machte das nichts aus, dass er so vor mir saß. Ich konnte ihm ja nichts abschauen und was besonderes gab es ja auch nicht an ihm zu sehen. Vielleicht seine Muskeln, die ihn wirklich attraktiv wirken ließen und jetzt ich konnte auch verstehen, dass Tim eine Freundin hatte. Gut, man musste Tim schon alleine wegen seines liebevollen Charakters lieben, aber seine Freundin war immer eine ziemlich oberflächliche Frau. Ich mochte sie nicht.
"Stegobärt!" Tim lachte. Auch mir entlockte er dadurch ein kleines Lächeln. Ich nahm dem Duschkopf in die Hand und stellte das Wasser an. Tim zappelte ständig und lachte. Seine Wangen wären rot, seine Hände total kalt. "Mir ist kalt, Stegi." "Halt den Mund.", grinste ich und richtete den Strahl in sein Gesicht."Versuch noch mal zu schlafen, Tim. Du hast dich morgen ein Turnier."
Ich erwartete gar keine Antwort mehr, denn ich wusste, dass Tim schon längst eingeschlafen war. Er war immer aufgeregt vor einem Turnier, er konnte kaum schlafen und trank dann eben. Aber ich war ja da und passte auf ihn auf.
Vorsichtig strich ich ihm eine Strähne aus seinem Haar und begab mich dann in die Küche, um aufzuräumen.Die Sonne ging schon auf und ich musste Tim in einer Stunden wecken. Ich hatte Tim ein kleines Frühstück von einer Schüssel Müsli, einem Kaffee mit Sahne und einem Volkornbrötchen mit Käse gemacht und saß schon am Tisch, als Tim in die Küche kam. Er sah mich nicht an, aber ich merkte, dass er rot wurde. "Na, hat da wer nen Kater?", neckte ich ihn, als er sich eine Tablette nahm und sich dann mir gegenüber setzte.
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Sad Story | Stexpert
FanficStexpert. Stegi und Tim sind beste Freunde. Aber was passiert, wenn Stegi sich in seinen besten Freund verliebt? Was wenn Tim das Gleiche fühlt? Was, wenn einer der Beiden nicht damit klar kommt, dass er schwul ist?