Stegi war auf dem Weg zu Tim, er konnte ihn endlich – nach zwei Monaten – wieder besuchen und hatte sogar einen Rosenstrauß dabei. Der Blonde wusste nicht genau, ob sein Freund die Rosen behalten durfte, aber er hoffte es einfach mal. Lächelnd trat er durch die großen Tore, vorbei an Wachmännern, hin zu dem Empfang. Stegi hatte schon angerufen, weil er wusste, dass es Stunden dauern könnte, bis er Tim endlich sehen konnte. Das hatte er herausgefunden, als er das erste Mal hier war. Es war die pure Hölle für ihn und Tim. Sie konnten sich sehen, aber nicht reden. Aber heute war das anders, er durfte mit seinem Freund reden, seine Hand halten. Ob sie sich küssen durften, wusste er nicht. Aber das Wichtigste war jetzt, dass er zu ihm konnte. Er hatte die Stimme des Braunhaarigen vermisst. Und wie sehr er ihn vermisst hatte. Glücklich begrüßte er den Beamten, der ihn abtastete und ihm dann lächelnd die Rosen wieder in die Hand drückte. „Er freut sich sehr auf sie und ich kann Ihrem Freund sehr vertrauen, deshalb darf er sie behalten."
„Timmi!" Lachend rannte der Blonde in den kahlen Raum, und auch, wenn er wusste, dass er Tim eigentlich nicht anfassen durfte, sprang er ihm in die Arme und drückte sich an ihn.
„Scheiße, Kleiner. Ich hab dich so vermisst. Bist du gewachsen? Wie läuft die Uni? Sind deine Haare heller geworden? Hast du mehr Muskeln bekommen? Das Hemd steht dir! Sind die Blumen für mich?"
Stegi konnte sich gar nicht an die ganzen Fragen erinnern und nickte einfach nur glücklich, ließ sich von Tim auf den Boden stellen und setzte sich seinem Freund dann gegenüber, als er sah, dass die Polizisten sie böse ansahen und sicherlich dazwischen gegangen wären, hätten sie sich noch länger im Arm gehalten. Und Stegi wollte wirklich nicht gewaltsam von Tim weggerissen werden.
„Wie geht's dir, Liebling?", fragte der Blonde und griff nach der warmen Hand seines Gegenübers.
„So wie die letzten Monate auch, aber ich bin froh, dass du jetzt hier bist. Wir haben zwar nicht so lange, aber ich hab eine ziemlich große Überraschung für dich."
„Was? Wirklich? Erzähl schon!" Stegi war ganz aus dem Häuschen und fing an, auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen.
„Beruhig dich doch mal, Schatz."
„Sag schon, Timmi!"
„Ich komme früher raus. Meine Strafe wurde wegen guter Führung von 12 auf 6 Restmonate reduziert."
Stegi schrie einfach, er lachte, weinte und hätte am liebsten die ganze Welt umarmt.
Grinsend, mit Tränen in den Augen sprang er auf und fiel erst dem Beamten an der Tür und dann seinem Kollegen um den Hals. Er ließ es sich natürlich nicht nehmen, beiden einen Kuss auf die Wange zu geben, ehe er Tim um den Hals fiel und sich eine halbe Stunde später unter Tränen verabschiedete.
Irgendwie war es Stegi egal, dass Tim ihn so verletzt hatte. Er wusste, dass sein Freund so etwas nie wieder machen würde, es war eine Phase. Tims Psychologe hatte ihm erzählt, dass er ein akutes Aggressionsproblem hatte und Stegi eben unter dieser Störung Tims Opfer geworden war. Er konnte eigentlich nichts dafür und es hatte ihre Liebe nur noch stärker gemacht. Sie stritten nicht mehr – natürlich sahen sie sich auch kaum, weil Tim immer noch seine Strafe absitzen musste, aber es war Tatsache, dass beide sich unglaublich freuten, den Anderen wieder zu sehen und sie vermissten sich so sehr, dass Stegi sich sogar überlegt hatte, sich ein Herz tätowieren zu lassen, ließ es dann aber doch, weil er viel zu große Angst vor den Schmerzen hatte. Er würde es tun, wenn er Tim abholen würde. In sechs Monaten.
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Abruptes, aber gewolltes Ende.
Ich hoffe sehr, dass es euch gefallen hat.
Ein Abschlusskommentar, wie ihr dieses Buch fandet? Kritik? Verbesserungsvorschläge?
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Sad Story | Stexpert
FanfictionStexpert. Stegi und Tim sind beste Freunde. Aber was passiert, wenn Stegi sich in seinen besten Freund verliebt? Was wenn Tim das Gleiche fühlt? Was, wenn einer der Beiden nicht damit klar kommt, dass er schwul ist?