Kapitel 1

20.5K 625 248
                                    

,,Noah Schatz, essen ist fertig!" Das Geschrei meiner Mutter kann man nicht überhören. Ein seufzen verlässt meinen Mund und ich Stöpsel meine Kopfhörer raus. Ich lege sie behutsam, sammt meinem Handy, auf mein Bett.
Ich fahre mir nochmal durch die Haare, bevor ich aus dem Zimmer heraus trete. Wir sind erst vor kurzem hergezogen, weshalb auch noch überall Kartons rum stehen.
Knapp wäre ich über einen gestolpert.
Fröhlich hüpfe ich die letzten Zwei Treppenstufen  nach unten.

,,Irgendwann tust du dir noch weh!" Beschwert sich meine Mutter, die gerade den Tisch deckt.

Ich verdrehen die Augen und setzte mich an meinen Platz.
Beim Anblick des Essens wird mir übel. Spinat... Bah.

,,Ein paar Vitaminen tun dir auch gut!" Meine Mutter schüttelt den Kopf.
,,Ein paar Vitaminen tun dir auch gut!" Äfft meine Schwester sie nach.
Mit einem Sprung landet sie ebenfalls auf dem Boden, so wie ich gerade eben.

,,Könnt ihr die letzten zwei Stufen nicht NORMAL runter gehen?" Das Normal, betonte meine Mutter besonders.
,,Schatz beruhig dich!" Mein Vater schließt sich uns an und gibt Mom einen schnellen Kuss.
,,Sie kommen eben ganz nach mir!" Mit einem grinsen setzt sich mein Vater neben mich.
Ich musste auch kurz kichern.

,,Mom, er spricht!" Sagte Sarah gespielt verwundert.
,,Ich habe nichts gesprochen, sondern nur gelacht!" Beleidigt drehte ich meinen Kopf weg.
,,Jetzt schon!"

,,Ach sei einfach still" Fröhlich setzt sich Sarah neben mich und hämmert mit ihrem Besteck auf den Tisch.

,,Sarah hör auf!" Meckert meine Mutter sie an. Sarah macht nicht den Anstand aufzuhören und somit nehme ich ihr die Gabel und das Messer aus der Hand.

,,Hey!" Sie versucht sich ihr Besteck wieder zu holen, aber so leicht mache ich es ihr nicht. Schnell übergebe ich es meinem Vater und anscheinend spielt er auch mit. Er hält seine Arme nach oben und Sarah versucht zweifelhaft ranzukommen.

,,Können wir nicht einmal wie eine normale Familie essen?" Meine Mutter seufzt und sofort übergibt mein Vater das Besteck meiner kleinen Schwester. Wenn meine Mutter seufzt, ist damit nicht zu spaßen. Es fängt zwar harmlos an, kann dannach aber wie aus dem nichts zu Hausarrest führen.

Es gibt Spinat und Nudeln.. Ich nehme Nudeln. Spinat kann ich überhaupt nicht ausstehen... Es ist einfach... Wie soll ich sagen? Ein Geschmacks Erlebnis der anderen Art! Ja genau.

,,Und mein Sohn, freust du dich morgen auf deine neue Schule?" Ich lasse meine Gabel los und schaue ihn an. Nicht sein ernst oder?

,,Dad... Du weißt genau das es die reine Hölle für mich sein wird!"

Ich nehme meine Gabel wieder und Esse meine Nudeln weiter.
Dad wollte gerade etwas sagen, aber er hat sich dagegen entschieden. Stattdessen musste Mom mich an etwas Erinnern, was ich eh nie vergessen werden.

,,Noah vergiss deine Tabletten morgen nicht!"

,,Mom, du weißt genau das ich sie nie vergessen würde!"

Ja meine tollen Tabletten. Ohne sie wäre ich verloren.
Ich leide an eine Sozialphobie... Und das seit ich klein bin. Ich rede nur mit meiner Familie. Die Tabletten muss ich nehmen, sonst werde ich nervös und panisch zugleich, wenn mich jemand anfasst oder anspricht.
Ich falle auch mehrmals in Ohnmacht und meine Eltern machen sich sorgen, das ich einen Herzstillstand bekommen würde.  Aber glaubt mir, das wird nie passieren.
Die Tabletten dienen zu Beruhigung und ich muss sie so gut wie jede Stunde nehmen, wenn ich nicht zu Hause bin.

,,Wir fahren dich Morgen zur Schule" Mein Dad lächelte mich an.

Ich bin ihm dankbar deswegen.
Ich weiß nicht wie ich es aushalten sollte, in einem Bus voller Menschen zu sitzen. Ich würde ich Panik geraten.

,,Das Essen ist dir wirklich gelungen Mom" Meint Sarah mit einem gespielten lächeln und schluckte mit Mühe den Spinat runter. Sie tut mir leid, jeder weiß doch das der Spinat von Mom, die reinste Hölle ist.

,,Danke mein Schatz" Mom gibt Sarah einen Kuss auf die Stirn.

Ich und Dad müssen uns das Lachen verkneifen.

,,Ich bin satt danke!" Ich will gerade aufstehen als meine Mom mich aufhält.

,,Noah Schatz, kannst du eben noch mit Sammy raus gehen? Es ist schon dunkel, ich glaube kaum das jemand draußen ist, also kannst du das bitte erledigen?" Ich schaue zu unserem Husky Sammy, der es sich vor dem Kamin gemütlich gemacht hat.

Zögernd nicke ich, aber nicht bevor ich meine Tabletten genommen habe.

,,Na komm kleiner" Flüster ich, während ich ihn an die Leine schnalle. Naja, klein ist er lange nicht mehr. Er ist ein böser Wolf, wie ich gerne sage. Ich weiß noch als er damals zu uns kam. Mein Onkel Dylan hatte ihn mir und meiner kleinen Schwester zu Weihnachten geschenkt. Er ist einfach das beste Geschenk überhaupt und mein bester Freund.
Eher gesagt einziger Freund.

Ich ziehe meine Schuhe und meine Jacke an.

,,Bin gleich zurück!" Rufe ich nochmal quer durch das Haus.
Alleine beim Gedanken unter Menschen zu sein, wird mir übel.
Kaum habe ich die Tür geschlossen, läuft Sammy los.
,,Nicht so schnell kleiner!" Ich lache kurz auf. Ab jetzt heißt es: Ich würde nichts sagen. Egal ob ich es versuche, aber wenn ich nicht mehr Zuhause bin, kann ich einfach nicht sprechen.
Das liegt alles an meiner Sozialen Phobie.

Ich beobachten Sammy, wie er sich einen Platz sucht um sein Geschäft zu errichten. Wird langsam auch Zeit! Es sind ganze 20 Minuten vergangen und meine Eltern machen sich bestimmt schon Sorgen.

Ihr ziehe leicht an der Leine und Sammy dreht direkt um.
Das nenne ich einen tollen Hund!

Bis auf die Laternen sehe ich kein Licht.

Das Lachen von mehreren Personen bringt mich zum stehen.
Links von mir ist eine Gasse, aus der ich auch die ganzen Stimmen war nehme. Was jetzt? Ich muss genau da vorbei aber da sind Menschen.
Stell dich nicht so an! Denke ich mir die ganze Zeit.

,,Noch eine?"

,,Nichts lieber als das!"

,,Wie viel willst dafür?"

,,Pfff.... Ich glaube so'n Fünfziger reicht"

,,Alles klar Bruder! Wenn du uns das nächste mal wieder so nen geizen Stuff bringst!"

Ich bin zwar kein Experte, aber ich bin mir sicher das es sich um Drogen handelt.
Sammy gefällt das ganze auch nicht, denn er fängt an zu knurren.
Bitte nicht.

Hold me tightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt