Kapitel 3

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,,Dad, können wir bitte umdrehen?" Frage ich ihn nervös.

,,Noah du weißt ganz genau das du zur Schule musst!" Seufzt mein Vater und mustert mich kurz durch den Rückspiegel.

,,Dein Vater hat recht Noah. Privat Unterricht können wir uns nicht leisten und du musst endlich mit deiner Phobie klarkommen" Verteidigt ihn meine Mutter.
Ich verdrehen meine Augen.

,,Ich habe meine Tabletten vergessen!" Natürlich habe ich sie, aber ich will so viel Zeit wie möglich verschwenden.

,,Noah! Ich habe genau gesehen wie du sie heute Morgen eingepackt hast und außerdem habe ich die sicherheitshalber welche mitgenommen." Sagt meine Mutter mit einem strengen Tonfall.
Hat nicht geklappt, na toll...
Ich lehne meinem Kopf an das Fenster und schaue hinaus.
Köln ist echt riesig... Zum Glück wohnen wir in einer recht ruhigen Gegend. Ist auch besser so, denn wenn  ich all die Menschen sehe, wird mir sofort komisch.
Warum muss ausgerechnet ich so eine Phobie haben? Ich habe als Kind zwar schon immer Angst vor anderen Menschen gehabt, aber ich habe gedacht das es sich mit der Zeit legt.
Negativ. Es ist noch schlimmer geworden.
Ein seufzen entflieht meinen Lippen.

,,Was gibt es da zu seufzen?" Fragt mich Sarah.

,,Habe nur nachgedacht"

Sie nickt und wendet sich meinen Eltern.

,,Mom sind wir da?" Meine Mutter blickt in den Rückspiegel.

,,Wir müssen nur noch hier abbiegen. Noah ich habe dir übrigens einen Zettel geschrieben, den du deinem Lehrer geben sollst. Da stehen alle Informationen!"

Ich nicke. Mit allen Informationen meint sie, das ich nicht spreche, eine Sozialphobie habe und vom Sport Unterricht entlassen werde.
Was ich ziemlich Scheiße finde, aber da kann ich nichts machen...
Sportunterricht heißt nämlich: Teamarbeit. Und das klappt mit meiner Phobie nicht.

,,Wir sind da" Ich bemerke garnicht wie mein Vater seinen Roten Wagen parkt. Sofort steigt die Nervosität in mir hoch.

,,Beruhig dich Noah! Es wird schon gut gehen", Meine Mutter lächelt mich an.
Ich schenke ihr ein schräges lächeln und steige mit zittrigen Händen aus.

,,Alles wird gut" Sarah legt ihre Hand auf meine Schulter und lächelte mich an. Mehr als ein nicken bringe ich nicht raus.
Bei so vielen Menschen wird mir komisch.
Selbst wenn ich noch niemanden gesehen habe, weil es bereits geklingelt hat weiß ich, das dort Menschen sind. Und das gefällt mir garnicht.
Zusammen mit Sarah gehe ich in das Gebäude. Zitternd halte ich den Brief meiner Mutter fest.

,,Wir sehen uns später Noah" Sarah winkt mir bis sie weiter geht.
Sarah ist 14 und somit zwei Jahre jünger als ich. Das bedeutet wir gehen nicht in die selbe Klasse.... Leider.
Ja ich habe leider gesagt! Eigentlich geht mir meine Schwester tierisch auf die nerven, aber bei solchen Situationen will ich sie bei mir haben.
Langsam und nervös hebe ich meine Hand und klopfe leise an.

,,Herein!" Für einen kurzen Moment bin ich wie erstarrt und zitter am ganzen Leib. Ich atmete noch einmal durch und öffne langsam die Tür.
Alle Blicke sind auf mich gerichtet und das macht mich noch nervöser.
,,Ah, du musst Noah sein, richtig?" Ich nicke.

,,Stell dich doch mal vor!" Mein Blick gleitet einmal durch die ganze Klasse, bis ich zum dem Lehrer gehe und ihm den Brief gebe.
Er schaut mich komisch an und öffnete den Brief.

,,Ach, verstehe..." Murmelt er während er den Brief liest.
Er schenkt mir ein Lächeln und legt den Brief auf seinen Pult.

,,Setzt dich doch neben Alexis" Er zeigt auf ein Mädchen mit Rosa gefärbten Haaren, welches mich freundlich anlächelt.
Warum bekomme ich keinen Einzelplatz? Denke ich mir die ganze Zeit über.
Zitternd gehe ich auf die erste Reihe zu. Ein Fensterplatz also.
Die meisten schauen mich verwirrt an oder kichern.

Ich lege meinen Ranzen ab und setzte mich so weit wie möglich ans Fenster.

,,Gut lass uns mit dem Unterricht fortfahren"

Nervös spiele ich mit dem Ärmel von meinem Pullover.

,,Hi" Flüstert meine Nachbarin mir zu.
Ich beachtete sie nicht weiter und hole mir meinen Bock raus.
Ich nehme einem Stift und zeichnet das erst beste was mir einfällt.

Am Ende beobachte ich meine Zeichnung. Warum zum Teufel habe ich meine kleine Schwester gezeichnet?

,,Sieht echt gut aus" Flüstert Alexis mir zu.
,,Deine Freundin?"

,,Alexis, vielleicht wärst du so nett und würdest uns die Anomalie des Wassers erklären?" Triumphierend grinste unser Lehrer, von dem ich übrigens immer noch nicht den Namen weiß.

,,Ich habe nicht zugehört" Seufzt sie.

Der Lehrer geht an die Tafel und schreibt ihren Namen auf. Dazu einen Strich dahinter. Anscheinend einer dieser 'Kindergarten Lehrer'.

An der Tafel standen noch zwei andere Namen. Jo und Lukas.
Müssen bestimmt die zwei Lachtüten sein, die sich die ganze Zeit dumme Witze erzählen.
Übrigens zitter ich immer noch.

Alexis steckt mir einen Zettel zu.
Schüchtern nehme ich ihn und mache ihn auf.
Eine Nummer. Wahrscheinlich ihre Handy Nummer. Ich stecke den Zettel unauffällig in meinen Ranzen und schaue aus dem Fenster.
Ich muss gleich meine Tabletten nehmen, sonst werde ich noch verrückt.

,,Noah richtig?" Als ich nicht antworten stupst sie mich leicht an. Sofort zucke ich stark zusammen und ziehe meinen Arm schnell weg.

,,Sorry wollte ich nicht" Murmelt sie und schaute zur Tafel.
Verwundert darüber das sie sich entschuldigt hat, Reise ich mich zusammen und schreibe etwas auf.

Kein Problem, nur mach das bitte nicht mehr.

Ich schiebe ihr den Zettel zu.
Sie nickt und lächelt mich an.

Es klingelt zur kurzen Pause und das erste was ich mache ist in meine Tasche zu greifen und die kleine Verpackung zu suchen.
Ich nehme mir unter dem Tisch eine Tablette raus und greife nach meiner Wasser Flasche.
Ich atmete durch und schlucke die Tablette hinunter, gleich dannach nehme ich einen Schluck von dem Wasser.

,,Was hast du da genommen?" Fragt sie mich skeptisch. Ich zucken zusammen und lasse dabei meine Flasche fallen. Zum Glück habe ich sie wieder zu gemacht und somit ist alles trocken geblieben.
Ich hebe sie mit zittrigen Händen auf.

Ich nehme einen Stift und schreibe ihr die Antwort.

Tabletten

Sie liest ihn sich durch. ,,Das sehe ich, aber wozu?"

Wieder nehme ich ein Stück Papier und schreibe es auf.

Zur Beruhigung

Sie nickt.
,,Und WOZU zu Beruhigung?" Ihre Stimme klingt leicht angespannt was mich wieder zum zusammen zucken bringt.

Ich habe eine Sozialphobie

Sie schaut auf den Block.

,,Ohh".

Ich packe ihn wieder ein.

,,Wie lange?" Ich verdrehen die Augen und hole ihn wieder raus.

Seit ich klein  bin

Sie nickt.

Hold me tightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt