"Vielleicht ist er nicht verloren"

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Matt, Jenna und ich folgten Joker, der geduckt, aber schnell auf die große Halle zulief, in der seine Leute ein Waffenlager, oder ähnliches besitzen mussten. 

Als er hinter einem ruinenartigen Mauerteil Halt machte um die Lage weiter zu beobachten bekam ich seine Jacke zu fassen und zog ihn wieder runter, bevor er weiter rennen konnte.
„Warte!", flüsterte ich und knurrend kam er wieder auf die Knie und sah mich an, „Es ist nicht unser Job da rein zu gehen und das Lager von innen zu stürzen.", erklärte ich ihm den Plan noch einmal. „Wir sollen es nur finden und dann Verstärkung holen."
„Komm schon Jester, du glaubst nicht wirklich das eine FBI Truppe gegen die Menge an schwerbewaffneten Männern etwas ausrichten kann, oder?", fragte er mich leise und ich machte Halt.
„Was ist nur los mit dir?", fragte ich komplett aus der Bahn geworfen, „und erwarte ja nicht von mir, dir zu glauben, wenn du sagst, dass du nur nicht reingehst um uns zu retten. Also was ist es wirklich?"
Seine Augen verengten sich, wie immer wenn ihm etwas nicht passte.
Ich glaubte fest daran, dass er vorhatte mir zu antworten, - kurz bevor Schreie ertönten.
Aber sie kamen nicht von der Halle selbst. Sie kamen von hinter uns. Als ich mich umsah, rannten ca. ein dutzend bewaffnete Söldner auf uns zu.
Mein Instinkt war kämpfen und in Windeseile zog ich meine Waffe und zielte, aber als ich abdrückte, riss Joker meine Hand hoch und zog mich weg „Rennen – nicht schießen, Jes!"
Also ließ ich mich von ihm hochziehen und rannte ihm hinterher, überholte ihn jedoch bald und die Söldner begannen auf uns zu schießen.
Wir duckten uns im Rennen, Jenna und Matt waren einige Meter vor uns und taten das gleiche „Zum Lager!", schrie ich verzweifelt in der Hoffnung, dass Jokers Leute uns helfen würden.
„Nein!", schrie er, als wir abbogen und zum Lager rannten.
Sobald wir in die Nähe der Mauern kamen, rannten uns einige bewaffnete Männer entgegen. Einen Moment lang dachte ich, dass sie uns angriffen, aber sie liefen an uns vorbei und schossen auf die Söldner die uns verfolgten.
Wir versteckten uns hinter den Mauern, Jenna und Matt nur wenige Meter von uns entfernt, als Maschinengewehrballern die Luft zerrissen.
Und dann war es still.
Vorsichtig lugte ich über die Mauer, als jemand mich am Ärmel packte und über die Mauer zog, bevor mir eine Waffe gegen die Stirn gehalten wurde.
„Nein!", schrie J und der Mann stoppte, „Sie gehört zu mir. Die da auch.", sagte er und deutete zu meinem Team. Joker half mir hoch und hielt mich fest.
„Wir dachten, dass die Fledermaus dich hat.", murmelte einer, „Man munkelt, dass du in einem Hochsicherheitsgefängnis weggesperrt wurdest."
Am Ende des Satzes sah er zu mir und auf Jokers Griff um meine Hüfte und meine Hand.
„Nah dran, aber nein, FBI.", antwortete J.
„Wer waren diese Typen und warum haben sie euch angegriffen?", fragte ich ungeduldig, da ich mich hier in mitten von Joker und seinen Leuten nicht sonderlich wohl fühlte, obwohl ich wusste, dass er mir nichts tun würde.
„Sie haben nicht uns angegriffen, Schätzchen", antwortete der Anführer, „sondern euch."
„Dass du was mit J zu tun hast ist seit einer Weile bekannt.", mischte sich wieder ein anderer dazwischen.
„Und spätestens seit dem Banner, dass mit deinem Gesicht und Namen im Fernseher erschien, weiß auch jeder wo er dich finden kann."
„Aber was würden die mit mir wollen?", fragte ich verwirrt.
Matt kam neben mich „Ist doch logisch", erklärte er, sah aber dabei ein wenig bleich aus, „Man will durch dich an den Joker rankommen."
Ich sah zu J, der nichts auf Matt antwortete, während es mir zu denken gab. Konnte ich ihm wirklich so viel bedeuten, dass seine Feinde dachten, man könnte ihn anlocken, indem man mich in die Finger kriegt?
„Das ist nun egal", meldete sich der Mann wieder zu Wort, er war derjenige der hier anscheinend das Sagen hatte – neben Joker selbst, „Boss, kann ich dich kurz sprechen?"
J nickte nur, schob mich voran bis zu einer Klappe die im Boden eingelassen war.
Mir fiel auf, dass der Mann misstrauisch umher sah zu den anderen Männern, auch bis er zuletzt nach uns die Leiter herunterkletterte in die unterirdischen Räume und die Klappe wieder schloss.
„Du hättest nicht herkommen dürfen, J.", sagte er und begann in der Schublade von dem spärlich aussehenden Schreibtisch zu wühlen, „Alle haben mitbekommen was bei dir abgelaufen ist die letzten Wochen, mit dem FBI, vor allem mit ihr.", sagte er und deutete auf mich.
„Die großen Geschäftsleute ringen um das höchste Preisgeld für deine Leiche oder ihren Kopf."
Joker sah ihn warnend an, weshalb der Mann schnell murmelte „Bei allem Respekt, Milady. Mafias, Gewerke, selbst die Politiker, J, der Markt explodiert, seit du von der Bildfläche verschwunden bist."
„Und warum musstest du uns erst hier runterholen, um uns das zu erklären?", fragte ich verwirrt.
„Ihr müsst verstehen, das dort oben sind Söldner, Auftragskiller, die alles für den meistbietenden tun."
„Und während ich nicht da war, hat man mich überboten.", führte Joker fort und formte eine Faust, er schien unglaublich aggressiv, obwohl ich nicht wirklich ausmachen konnte, woran es lag.
„Nimm deine Lady und verschwinde, Boss", riet der Mann und drückte J eine Mappe in die Hand, „da sind alle Infos drinnen die du brauchst, falls..."
Ein lauter Krach unterbrach ihn und die Decke vibrierte.
„Man hat uns verraten!", schrie J, „gehen wir!"
Jenna kletterte zur Leiter und steckte ihren Schlagstock durch die Klappenöffnung um sie zu blockieren, bevor sie zu uns herunter sah „Bitte sag mir, dass es einen zweiten Ausgang gibt, Psycho."
Joker nickte, graulte und zog mich zur Wand, wo er aus dem Nichts eine Drehtür aufschob „Na los!", fauchte er Matt und Jenna an, die sich durch die Öffnung quetschten.
Ich wollte ihnen bereits folgen, als Schüsse durch die Klappe donnerten und den Mann am Bein erwischten.
Er schrie auf, ich brüllte verzweifelt rudernd, aber Joker hielt mich fest und schuckte mich in den Gang, ließ seinen eigenen Mann am Boden liegen und um Hilfe schreien.
Ich stoppte an der Lücke in der Wand, Jokers Gesicht direkt vor mir und sah ihn an.
In seinem Blick veränderte sich etwas, seine vorher so verbissene Gesichtsmimik, sein schweres Schnaufen lockerte sich.
Nach einem weiteren Augenblick knurrte er genervt, machte kehrt und rannte zu dem am Boden liegenden, sich wälzenden und jammernden Mann.
Er hob ihn hoch und stützte ihn, half ihm durch die Öffnung zu uns in den Gang und Jenna schloss die Tür aus Erde und Stein wieder.
Joker machte keinen Halt, sondern lief weiter, den Mann stützend, wortlos kam Matt auf die andere Seite und halb stützend, halb tragend gingen sie voran.
Wie auf den Kopf getroffen sah ich ihnen hinterher, als Jenna zu mir kam und mich ansah.
„Vielleicht können Sie ihn tatsächlich verändern", murmelte sie, „vielleicht ist er nicht verloren."

"You're going mad"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt