"Eine ganz neue Art von Hoffnung"

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Als er mit mir fertig war, ließ Joker mich zurück in meine Zelle bringen. Der Mann, der eine komische Maske trug schuckte mich unachtsam in den kleinen Raum, in dem ich kurz darauf kraftlos vor meinem Bett zusammenbrach. Die Tür schloss sich und ließ mich alleine zurück.
Schon wieder alleine, dachte ich. Schon wieder mit nichts als dem Wrack meiner selbst, das so dumm war, noch immer zu hoffen.
Ich konnte stundenlang nichts tun als dort an Ort und Stelle zu kauern und zu warten bis die Schmerzen in irgendeiner Weise ertragbar wurden.
Aber es brauchte länger als die Tage zuvor und mit jedem Tag, das wusste ich, kam ich meiner Grenze näher.
Ein Limit, dass im Normalfall längst erreicht wäre, würde ich es nicht ständig noch etwas höher treiben.
Würde Mr.J es nicht ständig wieder überschreiten.
Draußen war es bereits dunkel – dass sah ich durch den kleinen Spalt an meinem Fenster.
Dann vernahm ich plötzlich ein Geräusch, dass sich von den normalen Lauten der Umgebung unterschied.
Eines, dass ich so noch nie gehört hatte und ich verflucht mich selbst dafür, dass mein Herz einen Satz machte, als Hoffnung in mir aufkeimte.
Eine ganz neue Art von Hoffnung.
Ich spürte die Anwesenheit einer fremden Gestalt und als ich mich der Tür näherte öffnete sich das Schiebefenster.
Es reichte aus um den Blick auf ein mir unbekanntes Gesicht zu werfen.
Der Mann trug eine Maske aus schwarzem Material, durch das man lediglich seine Augen und einen Teil seines Mundes sah. Aber am auffälligsten waren die spitzen Ohren, die ihn ein wenig wie eine Fledermaus aussehen ließen.
„Wie ist Ihr Name?", fragte er mit tiefer, kalter Stimme.
„Kassia."; flüsterte ich mit kratzender Stimme, die es nicht mehr gewohnt war einen anderen Laut von sich zu geben als einen Schrei.
„Ich werde Sie hier rausholen, Kassia, aber Sie müssen mir helfen, okay?"
Ich nickte, als Tränen der Freude begannen meine Wangen herunter zu strömen, unkontrollierbar.
Beinahe hätten meine zitternden Beine unter mir wieder nachgegeben. Er würde mich retten, dachte ich, es war vorbei. Nie wieder Schmerzen, nie wieder Joker, nie wieder Angst, oder Gefangenschaft.
„Hey, es ist Batman!"; ertönte es von etwas weiter weg und der fremde Mann drehte sich weg, erschrocken.
„Nein, bleiben Sie hier!"; rief ich verzweifelt, „Holen Sie mich raus!"
Er zerrte an der Tür, drückte auf irgendwelchen Knöpfen auf seinem Arm herum, es piepste hier und da, dann nur noch sein verzweifelndes Keuchen.
„Sie geht nicht auf. Denken Sie nach, wie öffnet er sie, Kassia?!", murmelte er etwas lauter und drängend. Ich konnte mich an nichts wirklich erinnern, nur daran, dass ich jedes Mal halb tot hier hinein gepfercht wurde.
„Ich... ich weiß nicht!"; rief ich verzweifelt, „Holen Sie mich hier raus, bitte!"
„Bleib stehen, Batfreak!", rief es diesmal von etwas näher und erneut drehte er sich um.
Dann sah er wieder zu mir „Es sind zu viele, sie würden mich überrumpeln."; sagte er dann beinahe so verzweifelt wie ich es war.
„Was soll das denn heißen! Nein nimm mich mit!", schrie ich jetzt, nur noch die Vision von einem noch hasserfüllteren Joker vor Augen.
„Ich kann nicht, es tut mir leid, Kassia."; sagte er stur.
„Er wird mich umbringen."; keuchte ich dann, bereits aufgebend.
„Ich weiß", antwortete er nur.
Ich schüttelte den Kopf „Sie haben keine Ahnung."
Und damit verschwand er aus meinem Blickfeld, sein schwarzer Mantel wehte und in der nächsten Sekunde war alles so, als wäre er nie dagewesen.

„Dann wusste er doch, dass der Batman ihnen zur Hilfe eilen wollte?", fragte Victor, der während ich ihm alles geschildert hatte, mich kein einziges mal unterbrochen hatte.
„Er wusste, dass er da war. Aber er wusste nicht, dass er bereits bei mir war, bevor er wieder verschwunden ist.", erläuterte ich und umklammerte das volle Glas mit Wasser noch stärker mit meiner linken Hand.
„Aber in dem Fall ist es genaugenommen nicht Batmans Schuld. Joker hat Sie zumindest nicht für sein Auftauchen verantwortlich gemacht, oder?", fragte Victor vorsichtig.
Ich sträubte mich gegen den Gedanken an die Stunden nach diesem Vorfall. Ich hatte sie zum größten Teil verdrängt.
„Wissen Sie, was er mir seinetwegen angetan hat? Soll ich es Ihnen näher schildern?!"
„Nein, danke, dass wird nicht nötig sein, Kassia.", beruhigte er mich schnell.
Er zog seine Brille ab und faltete die Hände, bevor er mich weise ansah.
„Sie wissen, wie sehr ich Sie und Ihre Meinung schätze, Kassia. Das wissen Sie. Aber auch ich kann eine derartige Affektionalität mit dem Joker nicht ohne weiteres hinnehmen."
Das Glas in meiner Hand zerbrach unter dem enormen Druck „Was soll das heißen?", fragte ich, meine Stimme so tief, dass ich sie beinahe selbst überhört hätte.
Das Wasser lief über meine Hand, über den Tisch und tropfte am Rand hinunter auf meine Kleider.
„Das soll heißen, dass der Joker dem GCPD übergeben wird. Und zwar noch heute."
Nein! Das darfst du nicht zulassen!
„Das können Sie nicht tun!"; brüllte ich und erhob mich voller Wut. Der Gedanke daran ihn nie wieder zu sehen machte mich wahnsinnig.
„Kassia, beruhigen Sie sich..."
„Ich will mich nicht beruhigen!", fiel ich Victor ins Wort und jetzt erhob auch er sich, „Sie werden ihn nirgendwo hinbringen, er bleibt!"
„Bitte, Kassia, ich habe keine Wahl, so sind die Regeln nun einmal.", versuchte er mir zu erklären.
Victor war schon immer einer für Worte. Er mochte mich, hatte mich jahrelang unter seine Fittiche genommen und mir alles beigebracht.
Aber in diesem Moment stand er zwischen mir und J und es war mir egal, wer er war.
„Was für Regeln?", fauchte ich und Victor schreckte etwas zurück vor mir.
Das ist gut, mach ihm Angst.
Nein! Es geht auch ohne drohen.
Ist aber nur halb so spaßig.
„Joker kommt aus Gotham, dort ist er eingetragen, von dort haben wir seine Akten, das GCPD hat uns nur auf den Fall angesetzt, weil er Gotham verlassen hatte."
Meine Brust hob und senkte sich schwer, ich schnaufte lauter als normal.
Victor kam um den Tisch und nahm behutsam meine Hand in seine.
Eine Geste für die ich mich beherrschen musste, ihn nicht niederzuschlagen.
Keiner hält dich, auf. Es ist dein Recht. Er will ihn dir wegnehmen. Er will dich ihm wegnehmen. Was tut Joker wohl, wenn er es rausfindet?
Würde er überhaupt irgend etwas tun, oder war es ihm egal? War ich nur ein Mittel zum Zweck um ihm auszuhelfen? Lag ihm wirklich so viel an mir, wie mir an ihm?
Vergiss nicht, er hat dich geküsst.
Ja das hatte er.
„Bitte Detective, glauben Sie mir: Wenn es irgendeinen anderen Weg gäbe...", begann Victor, dann stoppte und seufzte er, „Ich glaube es würde Ihnen gut tuen, wenn Sie ihn nicht mehr sehen. Vielleicht könnten Sie Ruhe finden um mit dem abschließen, was passiert ist."
„Ich will nicht abschließen!"; brüllte ich und riss mich los. Ich drehte mich weg, um den Drang immer wieder auf ihn einzuschlagen zu unterdrücken.
Gewalt ist nicht verkehrt. Drohe ihm.
„Nein, das bin nicht ich! So bin ich nicht!", murmelte ich wütend und umklammerte meinen Kopf.
„K – Kassia?"; fragte Victor vorsichtig.
Ich drehte mich um, senkte den Hände.
„Ich bin nicht Joker."; wiederholte ich ruhig, „Ich habe mich verändert, aber ich werde die Menschen die mir Nahe stehen nicht bedrohen."
Ich sagte es zu Victor aber gerichtet war es an mich selbst.
„Ich will Ihnen nicht wehtun, Victor.", murmelte ich, „Aber wenn wenn Sie nicht einen Weg finden um Joker hier zu behalten, habe ich womöglich keine andere Wahl als zu fliehen. Mit J. Und dann weiß ich nicht ob ich mich kontrollieren kann."
Ich rüttelte ihn an den Schultern „Also sagen Sie mir gottverdammt, unter welchen Umständen er hier bleiben könnte."
Mein Boss sah mich entgeistert an, etwas verängstigt, aber er schien sich wieder zu fassen. Er wusste, dass ich ihm nicht wehtun würde.
Und das machte ich mir zu nutzen.
Er seufzte und ließ den Kopf hängen „Mir würde nur ein Weg einfallen, der vielleicht bewirken könnte, dass er uns überlassen wird. Aber es wird Ihnen nicht gefallen."

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"You're going mad"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt