Kapitel 16 - Freund oder Feind?

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"Sherlock!"
John rannte durch die Hallen des Leichenschauhauses von St. Barts.
"Sherlock, wo bist du?", rief er laut, während er sich umsah.

"Ich bin hier, John", sagte eine Stimme hinter ihm. John drehte sich um und erblickte Sherlock, die Haare durcheinander und schwer atmend. John ging langsam auf ihn zu.
"John, ich-"

"Sherlock. Was auch immer du sagen willst, lass mich meine Sachen zuerst sagen", sagte John. "Ich habe absolut kein Interesse in Sherrinford oder jemand anderen und ich-"

"John", sagte Sherlock.

"- weiß, dass du denkst, weil ich höflich zu ihm bin oder weil er mich geküsst hat, könnte ich-", redete John weiter

"John...", begann Sherlock, langsam genervt. Dreimal auf die Schulter des Anderen tippen. Das war ihr Code für: Bitte spiel einfach mit. Hatte John es etwa nicht erkannt?

"-mich in ihn verliebt haben. Aber ich muss dir sagen, das ist nicht so. Ich liebe dich und niemanden sonst!", rief John.

"JOHN!", rief Sherlock jetzt laut und John verstummte endlich.
Sherlock ging auf ihn zu und küsste ihn mit sehr großem Enthusiasmus. John küsste ihn sofort zurück. Als sie sich voneinander lösten, starrte John Sherlock völlig perplex an.

"Ich will micht nicht beschweren, aber WAS zum Teu-!", rief er.

"John, es ist wichtig, dass du mir zuhörst. Zuerst einmal: Es tut mir verdammt leid, dass ich dich eben angeschrien habe. Beim Essen.
Zweitens: Es tut mir verdammt leid, dass ich dich gerade angeschrien habe. Ich musste so tun, als ob ich dir nicht mehr vertrauen würde. Tue ich aber.
Drittens: Sherrinford lügt uns die ganze Zeit an. Außerdem versucht er, uns auseinander zu bringen. Ich weiß nicht genau, warum, aber er versucht es."

John starrte Sherlock, der diese Sätze gerade wie einen Wikipedia-Artikel runtergerasselt hatte, total baff an. Dann realisierte er, was Sherlock ihm da überhaupt erzählt hatte.

"Das heißt, du liebst mich noch?", fragte er unsicher.

"Wow. Ich muss ein wirklich guter Schauspieler sein, wenn du mir abgekauft hast, dass ich dich verlassen wollte. Ich nehme das einfach mal als Kompliment an", sagte Sherlock mit einer Spur Stolz in der Stimme.

"Du hast mich zu Tode erschreckt", sagte John sowohl erleichtert als auch wütend.

"Danke. So. Da das jetzt geklärt wäre: Sherrinford", sagte er.

John nickte einfach, ohne einen Ton herauszubringen.

"Dir ist bewusst, dass er uns einen Haufen Lügen aufgetischt hat?"
John versuchte so gut es ging seine Überraschung zu verbergen und nickte wichtigtuerisch.

"Natürlich ist mir das aufgefallen", sagte er.

"Ist es nicht. Also, es gibt bekannte 12 Arten zu Erkennen, ob jemand lügt. Ich kenne 15, aber das ist jetzt nicht wichtig. Auf jeden Fall habe ich während den zwei Tagen einiges dieser Zeichen gesehen", sagte Sherlock.

"Zum Beispiel?", fragte John neugierig.

"Man sagt doch, dass einen Lügner nie ganz angucken, während sie ihre Geschichte erzählen. Nun, das ist eigentlich falsch. Im Gegenteil: Lügner starren dem Zuhörer beinahe ein Loch in den Kopf, um sich diesem zu widersetzen", sagte Sherlock.

John versuchte, sich an Sherrinfords Pose zu erinnern, während der ihnen seine Geschichte erzählt hatte. Es stimmte, Sherrinford hatte tatsächlich Sherlock die ganze Zeit angestarrt.
John starrte beschämt auf den Boden. Warum hatte er das nicht bemerkt? Manchmal war er etwas eifersüchtig auf Sherlocks Klugheit.

Johnlock-Consulting Detectivs lieben ÄrzteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt