Der unbekannte mit dem gelben Haar

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Als ich aus der Kälte in die warme Bar trete, brauche ich ein paar Sekunden um mich zurecht zu finden.
Ich war lange nicht mehr hier, sonst treffen wir uns immer im Proberaum oder in einem kleinen Café am Vormittag.
Ich führe ein sehr ruhiges Leben das weiß ich aber ehrlich gesagt, fällt mir auch nichts ein, dass ich unbedingt machen möchte, außer Musik.

Ich erkenne Sara schon von weitem. Ihre Haare hat sie hochgesteckt, aber trotzdem erkenne ich das blau noch immer.
Sie färbt sich oft die Haare. Ich mag es, ich würde es nicht selber machen, aber ich mag es wie sie strahlt, wenn sie ihre Haarfarbe wechselt und sie mit präsentieren kann.
Manchmal da versucht sie mich zu überreden, denn sie will ihre Begeisterung mit jemandem teilen.
Aber ich bin viel zu feige dafür und ehrlich gesagt, denke ich, auch nicht der Typ für so etwas.
Mason ist auch ein Grund, ich glaube er steht auf so etwas eher nicht.
Trotzdem ist sie nicht alleine, denn sie hat viele Freunde, die ihre Leidenschaft teilen. Nur sind es eben nicht ihre engsten und die meisten trifft sie nur im Friseur.

Ich lasse mich auf den leeren Platz neben James fallen und grinsen in die Runde, "Hey."
Micheal und Sara zucken erschrocken zusammen und sehen mich verwundert an.
"Wolltest du nicht mit deinem Verlobten essen?" Fragt Sara verdutzt und schiebt mir gleichzeitig die Salzbrätseln entgegen.
"Wäre ich dann hier?" Ich werfe Ihr einen vielsagenden Blick zu und alle haben sofort verstanden, dass ich nicht darüber reden will.
Stattdessen erzählt James von seinen Ideen für die Band und schlägt vor, dass wir unsere Probezeiten verlängern könnten, damit wir schneller mit dem Album fertig werden.
Das löst eine große Diskussion über Quantität und Qualität aus. Ich mische mich nicht ein, denn ich denke schon länger darüber nach, ob ich aussteige.
Ich kann nicht das machen, was ich will wenn so viele andere daran beteiligt sind.
Aber um mein eigenes Ding durchzuziehen, bin zu schüchtern.

Es ist mittlerweile schon viertel vor 1, da schlägt Sara plötzlich vor noch auf eine Party zu gehen.
James und Micheal sind sofort raus, aber ich denke ernsthaft darüber nach. Denn wann bin ich das letzte mal in einem Club gewesen, das muss ewig her sein. Ich tanze eigentlich nicht gerne, aber da ich mein Schlüssel zu hause liegen lassen habe und bei Sara schlafen muss, bleibt mir nichts anderes übrig.

Die Schlange vor dem Club ist nicht groß, wir kommen sofort rein und bekommen sogar gratis Getränke, da Sara den Barkeeper persönlich kennt.
"Hey Tyler!" Brüllt sie irgendwann.
"Ja?", ich brüllen zurück.
"Ist es okay wenn ein Freund von mir noch dazu stößt?"
"Ja klar." Sage ich mit der Hoffnung, dass dieser Freund dann mit ihr tanzen geht und ich hier sitzen bleiben kann.
"Er heißt Jogh. Ich kenne ihn vom Friseur." Ruft sie mit zu während sie in ihr Handy tippt.
"Jogh?" Schreie ich.
"Nein! Josh."
Es ist so laut ich verstehe überhaupt nichts.
"Wie Joshua", ergänzt sie.
Ahhh Josh. Ich nicke.

Ich bin gerade bei meinem 5 Shot und merke bereits, wie der Alkohol mich benäblet, da tippt mir Sara auf die Schulter. "Da ist er!", sie zeigt auf einen jungen Mann, der sich gerade durch die Menge drängelt. Und natürlich hat er bunte Haare. Seine sind Gelb und sehen nicht aus als wäre das die erste Farbe.
Als er uns sieht beginnt er breit zu grinsen und das, muss ich schon ehrlich zu geben, sieht verdammt sexy aus.
Unkontrolliert kippe ich mir meinen sechsten Shot hinter.
Jetzt hat Joshua uns erreicht und umarmt Sara.
"Hey, ich bin Josh." Er lächelt und streckt mir die Hand entgegen.
Josh hat einen sehr angenehmen Händedruck, so viel steht fest.
Sofort beginnen Sara und er sich zu unterhalten.
Ich kann nicht anders, als ihn ganz genau unter die Lupe zu nehmen, denn vielleicht liegt es am Alkohol, aber gerade jetzt fühle ich mich auf eine erschreckende Art zu ihm hingezogen, so als wäre er das perfekte Gegenstück zu mir.
Ich bin verlobt. Ich weiß, aber ich kann nichts dafür, denn dieser sportliche Mann mit den gelben Haaren sieht verdammt gut aus.
Es liegt am Alkohol. Ich finde nie jemanden so attraktiv, dass ich ihm auf der Stelle die Klamotten herunter reißen möchte, nicht mal Mason.
Es liegt also am Alkohol, sage ich mir und greife ohne es verhindert zu können zu meinem nächsten Glas.

Joshua Dun | JoshlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt