Mr. Dun

318 30 1
                                    

Der Tag beginnt damit, dass Mason mir ein Kaffee ans Bett bringt und mich vorsichtig weckt.
"Vergiss nicht, dass du heute mit Micheal und Sara im Studio verabredet bist." Er küsst mich auf die Stirn.

Es ist seltsam, dass Mason mich weckt und noch seltsamer, dass er mich an meine Verabredung erinnert.
Ich nehme diese Veränderungen allerdings dankbar an.

Nachdem ich mich geduscht habe, gehe ich nach Mason sehen.
Er sitzt ganz in seine Arbeit vertieft vor dem Computer und trägt ein paar Zahlen in eine Tabelle ein.
Bei dem Anblick muss ich lächeln.
Sowie ich die Musik liebe, liebt er seine Arbeit als Programmierer.

"Bis dann." Ich küsse Mason.
Dabei muss ich erschreckend feststellen, wie unangenehm es sich anfühlt.
Es ist schließlich eine ganze Weile her, dass wir uns geküsst haben.

-
Als ich im Taxi sitze, auf dem Weg nach Hause, fühle ich mich unglücklich wie lange nicht mehr.
Ich will einfach nur in mein Bett und mit niemandem mehr reden.
Es liegt nicht an Mason, es ist der Tag im Studio gewesen, der mich so runtergezogen hat.
Ich weiß dass ich nicht mehr lange so weiter machen kann, wie ich es sonst immer getan habe.

Der Traum irgendwann mal davon leben zu können, kann sich nicht verwirklichen wenn ich weiter mit Sara, Micheal und James arbeite. Denn mit ihnen ist es eben nur Arbeit und nicht die Leidenschaft die ich gerne hätte.
Aber um mein eigenes Ding durchzuziehen, habe ich viel zu viel Angst davor die anderen dabei zu verletzen.

Niedergeschlagen schließe ich die Haustür auf und lasse meine Jacke auf den Boden fallen.
Ich Streife meine Schuhe ab und gehe schnurstracks auf die Schlafzimmertür zu.
Kurz bevor ich die Türklinke herunter drücke, höre ich Mason hinter mir.
"Und wie war es?" Er strahlt mich an.
Ich versuche zurück zu strahlen, denn ich könnte vor Mason niemals zugeben, dass ich kein Spaß mehr an den Aufnahmen habe.

"Ich bin müde." Sage ich stattdessen und tue so als müsste ich mir ein Gähnen unterdrücken.

"Dabei hast du heute so lange geschlafen." Er lacht dreht sich dann aber um und geht zurück in sein Arbeitszimmer.

"Wir haben übrigens Besuch." Ruft er mir noch zu und verschwindet dann.

Wahrscheinlich Mr. Dun, Mason hat ja angekündigt, dass er ab und zu vorbei kommen wird.
Es wäre natürlich freundlicher gewesen, ihn zu begrüßen, aber wie gesagt, ich möchte mit niemandem sprechen.

Ich verkrieche mich unter meine Bettdecke und mache die Musik so laut, bis ich die Stimmen aus dem Arbeitszimmer nicht mehr hören kann.
Denn das letzte was ich jetzt gebrauchen kann, ist die Einbildung, die Stimme von Masons Kollege, sei die Stimme von Joshua.

Irgendwann, ungefähr eine Stunde später, klopft Mason an der Tür und steckt vorsichtig seinen Kopf hindurch.
"Wir bestellen uns eine Pizza willst du auch eine?"
Mittlerweile habe ich wirklich Hunger.

"Ja, Peperoni."

"Gut.", die Tür geht wieder zu, aber jetzt kann ich nicht länger liegen bleiben.
Ich räume das Schlafzimmer ein bisschen auf und dann gehe ich in die Küche und decke den Tisch.
Die beiden sind immer noch im Arbeitszimmer.

Vorsichtig klopfe ich an die Tür.
"Mason wir brauchen noch einen Stuhl."
Ich nehme den Moment, wenn ich eh schon vor der Tür stehen, als Gelegenheit mich vorzustellen.
Bevor ich in den Raum betreten kann, schiebt sich Mason schon vor mich.

"Mr. Dun das ist mein Verlobter Tyler." Er zieht mich in den Raum.

Mr. Dun hat eine Kapuze auf und sitzt mit den Rücken zu mir am Tisch. Er füllt gerade Formulare aus und arbeitet sehr konzentriert, doch plötzlich wie aus dem Nichts, als er meinen Namen hört, erstarrt er und lässt den Stift fallen.

Langsam dreht sich der Mann herum und zieht seine Kapuze herunter.

Als ich sein Gesicht erkenne, erstarren ich ebenfalls. Ich trete ein paar Schritte zurück.
Ich weiß wie irritierend das für Mason sein muss, aber ich weiß nicht wie ich verbergen kann, dass meine Gefühle gerade mit mir durch gehen.

Während ich immer noch damit kämpfe nicht gleich weg zu rennen und niemals wieder zu kommen, hat er sich schon längst wieder gefangen.
Er erhebt sich von seinem Stuhl und kommt auf mich zu.

"Freut mich dich kennenzulernen. Ich bin Joshua Dun, nenn mich Josh."
Er streckt mir seine Hand entgegen und lächelt mich an, als würde er mich tatsächlich gerade zum ersten Mal sehen.

Wie unter Drogen schüttel ich Joshs Hand. Schon diese kleine Berührung treibt mich zum Wahnsinn.
Mein Körper kribbelt und ich fühle mich wie letzte Woche Donnerstag, als Josh mit seinen Händen an meinem nackten Körper entlang gefahren ist.
Ich kann nicht beschreiben wie überfordert ich mich jetzt gerade fühle.

Der Mann mit dem ich meinen Verlobten betrogen habe, arbeitet für meinen Verlobten und steht gerade in meiner Wohnung.
Ich dachte ich würde ihn niewieder sehen und ich hatte gerade damit aufgehört jede Sekunde an ihn zu denken und jetzt erfahre ich, dass er es ist der Masons Assistent ist.
Das kann einfach nicht wahr sein.

Warum wusste ich nicht, dass Josh in der selben Firma arbeitet, wie Mason.
Er hat so viel über seine Musik erzählt, da bin ich davon ausgegangen er macht irgendwas in diese Richtung.
Wie kann es sein, dass ich ihn nicht einmal danach gefragt habe was er beruflich macht oder wie sein Nachname ist.

Das hier ist gar nicht gut. Überhaupt nicht gut.

Abgesehen davon, wie unglaublich gut Josh schon wieder aussieht und wie gerne ich ihn jetzt küssen würde, irgendwann wird es rauskommen.
Und das Mason dann so locker damit umgehen wird, wie bis jetzt, bezweifle ich.






Joshua Dun | JoshlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt