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Noch immer kann ich mich nicht bewegen und das obwohl meine Atmung sich schon deutlich beruhigt hat. Aber die Tatsache, dass nicht nur Josh vor mir steht, sondern auch auch noch eine Frau mit gebracht hat, lässt mich nicht klar denken. Zumindest lässt es mich an nichts anderes denken, als an das.
Gleichzeitig spüre ich die Wut in mir aufkochen. Nicht nur dass ich wegen ihm Mason gleich zwei mal verloren habe und jetzt in einer nicht Menschenwürdigen Wohnung lebe, nein, er hat auch noch ein Mädchen mitgebracht. Eine Frau kann man das nicht nennen, so wie sie sich in den Stoff seines Tshirts klammert. Als würde sie anders nicht leben können.
Ihre Haare sind außerdem viel zu lang und davon abgesehen ist sie viel zu weiblich.
Es ist nicht so dass ich nicht jede Sexualität akzeptiere, aber ich kann einfach nicht akzeptieren, dass er sie mit hier her gebracht hat.
Es ist schließlich nicht schwer zu schlussfolgern, dass der beste Freund der Gastgeberin auch da sein wird.
Und würde er mir wenigstens das Gefühl geben, ich wäre ihm egal, dann würde das alles viel weniger wehtun.
Aber Josh hört nicht auf mich an zu starren. Fast so als wäre er überrascht, dass ich hier bin.
Er starrt mich also an und ich starre zurück. Wir starren uns an bis Sara sich in mein Blickfeld drängt und mir ein ärgerlichen Blick zu wirft. Dann drückt sie Josh und die Puppe neben ihn auf die beiden Stühle, die sie gerade an den Tisch geholt hat und setzt sich selbst wieder.
Ich kann aber nicht aufhören Josh zu beobachten. Denn es ist als hätte ich Ewigkeiten auf diesen Moment gewartet. Endlich wieder zu sehen, wie seine Brust sich hebt und senkt, wie er lacht und dabei seinen Kopf zurück wirft und wie er immer wieder verstohlen zu mir rüber schaut.
Es ist als hätte sich das ganze einfach umgedreht. Jetzt bin ich der, der hingehalten wird und eine Beziehung hasst, die ohne ihn viel glücklicher wäre.

Ich lasse mir extra Zeit beim abräumen des Tisches. Ich traue mich nicht die Küchenecke zu verlassen, also mache ich trotz Verbot von Sara auch noch den Abwasch. Ich wasche ab, obwohl sie einen Geschirrspüler hat.

"Ich hab dir doch gesagt, dass du das nicht machen musst." Sara taucht plötzlich hinter mir auf und streicht mir über den Rücken.
"Ich weiß.", brumme ich und stelle ein Stapel Teller in den Schrank.

"Du kannst ihm nicht ewig aus den Weg gehen."
"Muss ich ja auch gar nicht. Nur heute. Dann ist er weg." Ich drehe mich zu Sara um und beobachte sie, wie sie angespannt an ihren Handgelenken kratzt.
"Aber du wirst ihn niemals loslassen, wenn du nicht noch mal mit ihm sprichst." Sagt sie.
Ich gehe auf sie zu und lege meine Hände beschwichtigend auf ihre,"Geh deine Party genießen."
Kurzes schweigen, doch dann kehrt ihr Lächeln zurück und sie greift nach meinem Arm. "Aber nur wenn du mitkommst."
Widerwillig zieht sie mich mit ins Wohnzimmer und schubst einen ihrer älteren Freunde vom Sofa, damit ich neben ihr Platz finden kann.
Überraschenderweise kann ich Josh und seine Freundin nirgendwo sehen.

"Wo sind Joshua und Angel?" Fragt Sara in der selben Sekunde, als könnte sie meine Gedanken lesen.
Angel. Ich lache in mich hinein. Welcher Name könnte passender sein. Vermutlich eine Abkürzung für Angelica. (Hoffentlich).
Lucy, ein Mädchen mit roten Haaren, das am Fenster steht und raucht beantwortet Sara die Frage mit einem knappen: "die sind draußen und rauchen eine."

Verwirrt blinzel ich Sara zu, aber die zuckt nur mit den Schultern und greift nach dem Würfel.

"Keine Sorge, dein Lover steht nur neben der kleinen und dient ihr als Windschutz.", meldet sich unerwartet eine dunkle Männerstimme hinter mir und grinst mich frech an.
Er hat gelbe Zähne und ein fast unnatürlich grauen Bart. Ich frage mich aus welcher Gegend Sara den wohl hat. Verwirrt schüttle ich meinen Kopf,"Was?Wie?"
"Ich bitte dich, so wie ihr euch vorhin angesehen habt, da hätte selbst ein Blinder gesehen, dass es zwischen euch funkt." Sein Grinsen wird noch breiter. Aber obwohl ich seine Aussage bezweifle, wird mir plötzlich ganz warm ums Herz. Ich drehe mich ohne einen weiteren Kommentar um und beteilige mich am Spiel.

Nur wenige Minuten später öffnet sich die Haustür und ich höre wie Angel ausgelassen lacht. Ich schlucke und versuche mich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
Joshs kommt herein und zieht lächelt seine Freundin hinter sich her.
Als er mich gegenüber auf der Couch sitzen sieht, lässt er augenblicklich ihre Hand los.
Unsere Blicke treffen sich erneut, aber dieses Mal löse ich mich sofort wieder von ihm, weil ich nicht aushalten kann, wie er mich ansieht. Es ist nicht die Weise wie, sondern einfach die Tatsache das.
Ich spüre wie Sara nach meiner Hand greift und sie aufmunternd drückt.
Dann greife ich nach dem Würfel und tue so als wäre nichts passiert. Ich ignoriere den Mann mit den gelben Zähnen, der das alles zu genießen scheint und ich ignoriere Josh, der sich geräuschlos auf den Stuhl gegenüber fallen lässt.

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Während die ersten Gäste langsam gehen und sich für den schönen Abend bedanken, räume ich das Spiel beiseite und die Gläser weg.
Als ich zurück ins Wohnzimmer komme, steht Angel gerade auf und will ihn ebenfalls aufziehen. Aber Josh schüttelt den Kopf und greift schließlich nach ihrer Hüfte, als sie weiter an ihm zieht. Lachend lässt sie sich auf seinen Schoß fallen und küsst ihn.
Ich weiß das er mich nicht gesehen hat, aber ich fühle mich trotzdem schlecht. Denn als ich sehe wie er mit seinen großen Händen an ihrem zierlichen Körper entlang fährt, versetzt es mir einen Schlag. Ich hasse mich selbst dafür, dass es so sehr weh tut.
Aber ich sehe wie er sie anlacht und ich weiß er liebt sie wirklich.

Joshua Dun | JoshlerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt