Ein neues Ziel

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Ace
Am nächsten Morgen wache ich recht spät auf, die Sonne steht schon hoch und scheint durchs Blätterdach. Ich setze mich etwas aufrechter hin und lehne mich an die weichen Kissen, nehme meinen Hut und setze ihn mir auf. Luna liegt neben mir zusammengerollt und nur von einem Leinentuch bedeckt. Ihr weisses Haar schimmert im Sonnenlicht und als ich etwas zu ihr rücke bewegt sie sich und schaut verschlafen zu mir hinauf.
"Ace, du bist schon wach, wie spät ist es den schon?", fragt sie mit verschlafener Stimme.
"Es ist wahrscheinlich ein- oder zwei Stunden vor Mittag.", sage ich und streiche ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Sie lächelt richtet sich etwas auf, zieht das Leinentuch nach und kuschelt sich an mich. Tief seufzt sie und sieht durch die Blätter hinaus auf die Klippe wo mein Striker steht.
"Ich wünschte ich könnte bei dir bleiben.", sage ich und lege meinen Arm um sie.
"Weshalb kann das, was du vorhast den nicht noch etwas warten?", fragt sie mit trauriger Stimme.
Sie weiss das es nicht geht, doch ich bleibe ihr die Antwort nicht schuldig und sage: "Weil die Strafe dieses Mannes keinen Aufschub duldet."
"Welcher Mann?"
"Marshall D. Teach, er verdient das D. in seinem Namen nicht, den er hat einer meiner Männer, einer seiner Kameraden getötet und das ist unverzeihlich, so hat er nicht nur mich, sondern auch meinen Vater betrogen."
"Ich verstehe.", murmelt sie nur und drückt ihren Kopf fest an mich und legt eine ihrer kühlen Hände auf meine Brust.
Die Berührung ist eine wahre Wohltat, ich liebe es wenn sie mich so zärtlich berührt, ihre Hände sind nie ganz eisig, aber immer sehr angenehm kühl und sanft ihre Berührung. Und weil ihre liebevolle, sanfte Art nicht zu einer Piratin passt, kann ich sie auch nicht mitnehmen, auch wenn ich sie das nur all zu gerne fragen würde. Ich schaue hoch in den strahlend blauen Himmel und sage zu ihr: "Ich werde mich wohl bald auf den Weg machen müssen, bevor die Dämmerung mich auf meinem Weg zur nächsten Insel einholt, denn auch wenn mein Striker nun etwas grösser ist so kann ich darauf auf keinen Fall übernachten."
"Ja, dann werde ich mich mal auf den Weg machen und dir etwas Proviant einpacken.", sagt sie traurig und gibt mir einen sanften Kuss. Als sie sich von mir lösen- und aufstehen will, drücke ich sie an mich und schau ihr in die Augen, die sich langsam wieder mit Tränen füllen. Wir kennen uns erst seid etwas mehr als einen Tag, was wirklich nicht viel ist, doch scheint es als würden sie es nicht ertragen können wenn ich gehe. Und ich kann es nicht sehen wenn sie weint. Ich halte ihr meine rechte Hand an ihre linke Wange und wische vorsichtig eine Tränenperle von ihrer Haut.
"Weine nicht, ich kann es nicht ertragen wenn du wegen mir so traurig bist, wir haben ja noch etwas Zeit und niemand wir sie uns nehmen.", sage ich mit sanfter Stimme.
Sie nickt, wischt sich mit einer Hand das Gesicht ab und versucht ein fröhliches lächeln aufzusetzen. Dafür gebe ich ihr einen Kuss, den sie zärtlich erwidert und danach mit einer Hand über meine Wange streichelt.
"Warte hier auf mich, ich werde mich um den Proviant kümmern.", sagt sie, wickelt sich das Leinentuch fest um ihren Körper und fliegt etwas höher hinauf wo sie auf einer Liane einige Kleider hängen hat. Hinter einigen dicken Blätter sehe ich ihren Schatten wie sie sich umzieht. Ich musste grinsen und lehne mich wieder gemütlich an und ziehe meinen Hut tiefer ins Gesicht.

Luna
Als ich vom Baum hinunter springe, umspielt mein luftiges helles Kleid leicht meine Oberschenkel. Es ist aus reiner Baumwolle und mit etwas Lapislazuli in ein sehr helles, fasst weisslich schimmerndes Blau gefärbt. Ich gehe wieder hinunter zum Strand um nochmals Fisch zu hohlen, dieses mal trockne ich ihn mit etwas Hirschfleisch über einem sehr heissen niedrigen Feuer, damit diese Speisen lange haltbar sind. Auch trockne ich noch etwas Früchte, Beere und gebe zum etwas früheren Verzehr in eine Schale aus Kokosnuss noch einige Nüsse hinein. Ich packe alles in Reispapier ein und bringe das mit noch etwas frisches Wasser zum Schiffchen.
Als ich alles in die Ladeluke gelegt und noch kleinere Pakete in seinen Rucksack getan habe, die aus einer Feldfalsche Wasser, den Nüssen und etwas Hirschfleisch bestehen, wische ich mir erneut übers Gesicht und bin fest davon überzeugt das es reicht bis zur nächsten Insel. Doch bei dem Gedanken das er gegen einen Verräter seiner Piratenbande kämpfen musste, lässt meine Hände feucht und zittrig werden, ich habe ein ganz ungutes Gefühl, als würde was schreckliches passieren, wenn er es mit diesem Mann aufnehmen würde. In diesem Moment springt Ace vom Baum auf die Klippe hinunter und läuft zu mir. Als er hinter mir steht berührt er mich leicht an der Taille und streicht mit der anderen Hand meine Haare zur Seite und küsst mich sanft in den Nacken. Ein angenehmes kribbeln breitet sich auf meiner Haut aus und ich schliesse für einen kurzen Moment die Augen, als seine Hände langsam meinen Körperkonturen nachfahren und auf meinen Hüftknochen liegen bleiben.
Er zieht mich an sich und flüstert mir ins Ohr:"Ich wünschte ich müsste nicht gehen, doch hilfst du mir ein letztes Mal das Boot ins Wasser zu bringen?"
Ich nicke und will schon mit der Hilfe des Windes das Boot in die Höhe heben als ich ein rascheln vom nahen Waldrand vernehme. Ich schaue angestrengt in diese Richtung und auch Ace horcht auf, denn es war weder ein Vogel noch ein anderes Tier zu sehen. Als plötzlich etliche Krieger meines Stammes aus den Büschen auftauchen mit Messern, Pfeil und Bogen im Anschlag schauen sie Ace an und Lun tritt vor und sagt: "Du hast dich und deine reine Seele beschmutzt, als du diesen Mann bei dir in deinem Lager aufgenommen hast, wir sind nun hier um ihn von dieser Insel zu jagen und dich mit uns zu nehmen, auf das dein Vater deine Seele retten kann."
Ich schaue verdutzt zu Lun und dann zu Ace und frage mehr an Ace gerichtet als an Lun: "Die meinen das wohl wirklich ernst."
Ace grinste breit und lachte laut auf. Und auch ich konnte mir ein lachen nicht verkneifen und nach einer Weile als Lun ein noch unsichereres Gesicht machte als gestern sage ich: "Lun, du musst dich nicht anstrengen, er wollte gerade die Insel verlassen und mich werdet ihr so oder so nicht zu fassen kriegen, sage meinem Vater das ich meiner Mutter folgen und auf's Meer hinaus fahren werde."
Ace schaut mich an und meint: "Dann komm gleich mit mir mit, ich tat mich sowieso schwer damit ohne dich fort gehen zu müssen."
Ich schaue in an und lächle liebevoll, als eine der Pfeile auf ihn los schnellt. Ace dreht sich um und mit einer blitzschneller Bewegung greift er den Pfeil im Fluge und verbrennt ihn zu Asche. Die Krieger erschrecken und ein unruhiges raunen geht durch die Reihen, als sie sehen das er auch solche Kräfte wie ich besitze.
"Na, na, na, legt euch nicht mit mir an, ihr könntet euch die Finger verbrennen.", triezt er die Krieger mit einem frechen grinsen.
Lun, nahm das alles sehr unbeeindruckt zur Kenntnis und schickt einen der Krieger los um meinem Vater zu berichten.
"Komm Luna, dein Vater wartet, du willst dich doch sicher von ihm verabschieden.", sagt nun Lun und zeigt mit seinem Speer in Richtung Wald.
Ich schau ihn an und sehe das er was vor hat, also sage ich kurzer Hand: "Nein, geh und sag ihm das ich Fort bin, du hättest mich nicht aufhalten können."
Er steckt seinen Speer vor sich in den Boden und sagt: "Wenn du nicht freiwillig mitkommst werden wir ihn töten, auch wenn er Teufelskräfte hat, das Meer wird er nicht überleben."
"Das sind ja sehr mutige Worte von jemandem der keine Besitzt.", meint Ace und mit seinem rechten Zeigefinger der nun wie eine heisse Kohle glüht, stupst er seinen Hut etwas an der Krempe an und diesen zurück.
Lun hebt die Hand und auf einmal fliegend tausend Vögel aus dem Wald auf. Ich erbleiche vor Schreck, Meervögel, welche bis zu 10 Liter Meerwasser in ihrem speziellen Schnabel transportieren können. Als wir beide Hochschauen bemerke ich nicht das mir einer etwas schweres gegen den Kopf wirft, ich sehe nur noch wie Ace zu mir stürzt dann wird es schwarz um mich herum.

Wohin der Wind mich trägtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt