Das, in dem sie sich überreden lässt

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Er spukte in ihren Gedanken herum und sie hasste es. Egal, was sie versuchte: Liam Payne war immer da. Dabei wollte sie Abstand von ihm. Von ihm und allem, was sie mit ihm verband. Ihr neues Leben fand hier in Köln statt. London war weit weg und nur noch eine Erinnerung wert. Ebenso wie Liam.

Sie seufzte und fuhr sich durch das Haar, während sie ihren Blick von den Büchern nahm, die vor ihr auf dem Tisch lagen. Träge blickte sie nach draußen. Es regnete. Wieder einmal. Der Sommer zeichnete sich in diesem Jahr dadurch aus, dass er nicht da war. Ein Seufzen glitt abermals über ihre Lippen. Nicht, dass sie ein Sommerkind war, aber irgendwann sehnte auch sie sich nach den wärmenden Strahlen der Sonne oder danach ohne Jacke nach draußen zu gehen. Stundenlang im Park zu liegen und zu lesen.

Sie stützte ihr Kinn in ihre Handfläche und beobachtete die Studenten, die vor der Glasfassade herhuschten um nach drinnen zu gelangen. An diesem verregneten Nachmittag hatte sie es sich im Cafe der Uni gemütlich um an ihrer Hausarbeit zu schreiben, die sie seit Wochen vor sich her schob. Um sich nicht ablenken zu lassen, hatte sie sich dazu entschieden die Wohnung zum Arbeiten zu meiden und stattdessen die Bibliothek oder das Unigelände zu nutzen. Nun saß sie in dem kleinen Cafe und hatte es geschafft ihr Buch aufzuschlagen, sowie das Laptop hochzufahren. Doch das Dokument war noch immer leer und wies keinerlei Versuche auf die Hausarbeit zu starten.

Stattdessen hatte sie das Buch aufgeschlagen, einige Kapitel markiert, sich einen zweiten Kakao bestellt, sich die Haare zu einem Zopf gebunden, ihre E-Mails gecheckt und sich dazu entschieden doch einen Muffin zu essen. Kaum hatte sie sich erhoben um zu der kleinen Theke zu gehen, stürmte jemand in den Raum und riss sie fast um. „Jules!" Nasse Arme schlangen sich um sie. Nasse Haarsträhnen klebten plötzlich an ihrer Wange und Jules widerstand dem Drang sich aus der Umarmung zu lösen. „Eve", kam es wenig erfreut von ihr, als sie die Studentin von sich schob, die hastig die nassen Haarsträhnen aus ihrem Gesicht strich und Jules anstrahlte. „Schön, dich hier zu treffen. Bist du am Lernen?", frage sie und sah an ihr vorbei um den Tisch in Augenschein zunehmen.

„Nein, ich stricke", kam es trocken von Jules. „Oh. Okay. Aber dann kannst du ja nebenbei wunderbar einen Kakao mit mir trinken", schlug sie vor, woraufhin Jules mit den Schultern zuckte. Eigentlich passte es ihr nicht, allerdings konnte sie schon immer schlecht nein sagen, weshalb sie vier Minuten später an dem Tisch saßen. Das Laptop hatte Eve zugeklappt und die Bücher zur Seite geschoben. Diese Geste bewirkte, dass die Hausarbeit für Jules in weite Ferne rückte und die Motivation überhaupt noch etwas zu tun nahezu verpuffte.

„Was hältst du davon, wenn wir am Freitag ausgehen?", fragte Evelyn und rührte in ihrer Tasse herum, während sie Jules abwartend ansah. Diese hielt in ihrer Bewegung inne. Die Tasse stoppte auf halbem Weg zu ihrem Mund. Über den Rand hinweg sah sie ihre Mitbewohnerin an und glaubte sich im ersten Augenblick verhört zu haben.

„Ausgehen? Wohin willst du denn ausgehen?", erkundigte Jules sich ehe sie einen großen Schluck von dem Kakao nahm, der sich süß in ihrem Mund ausbreitete. Sie liebte den heißen Kakao hier in diesem kleinen Cafe, welches sich mitten auf dem Campus befand. Es war nicht groß und war dennoch immer gut besucht. Eine große Glasfassade gab den Blick auf den Campus frei und es war herrlich einfach hier zu sitzen um die Leute zu beobachten. Zumal der Kakao hier köstlich war und mit viel Liebe zubereitet wurde. Dazu kamen immer wieder kleine Backwaren, die ebenfalls sehr schmackhaft waren. Besonders die Schokomuffins mit ihrem flüssigen Kern hatten es Jules angetan und am liebsten hätte sie ihr ganzes Geld für diese Köstlichkeiten ausgegeben.

Evelyn zuckte mit den Schultern. „Es findet eine Fachschaftsparty statt. Da würde ich gerne hin. Aber eben nicht alleine", gab sie zu und sah Jules bittend an, die ihre Stirn runzelte. Denn normalerweise war Evelyn niemand, der nicht gerne irgendwo alleine hinging. Sie war sich für nichts zu schade und verfügte über die gewisse Portion Selbstvertrauen auch irgendwo alleine aufzutauchen. Eine Eigenschaft, die Jules bewunderte. Zwar ging auch sie ab und zu alleine auf ein Konzert oder unternahm etwas ohne Gesellschaft, aber eine Party, wo sie niemanden kannte, war eine ganz andere Liga.

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