Liam trat über die Schwelle und damit war der erste Schritt gemacht, der ihr helfen sollte ihren Weg zu finden. Jules blieb zurück, starrte einfach nur an die geschlossene Tür und konnte nicht fassen, was soeben passiert war. Sie hatte es tatsächlich geschafft nicht nachzugeben und standhaft zu bleiben, während alles in ihr danach schrie ihn zu küssen und ihm nah zu sein. Jedoch war das Bild von Cheryl vor ihrem inneren Auge erschienen und schon wurde sie von der Realität eingeholt.
Im Nachhinein tat es ihr leid, dass sie Liam so aus der Wohnung geworfen hatte ohne ein Wort der Erklärung. Aber sie wusste, dass es so besser gewesen war. Es wäre nicht gut gegangen, wenn sie noch länger aufeinander gehockt hätten. Nein, ganz und gar nicht. Am Ende wäre sie ihm erlegen gewesen und würde sich nur wieder mit ihren Gefühlen herumplagen müssen. Da war diese Lösung doch am einfachsten gewesen und vielleicht würden sie es so einfach vergessen können, anstatt sich lang und ausführlich darüber unterhalten zu müssen.
Auch, wenn es falsch war. Sie stieß die Luft aus und schüttelte langsam ihren Kopf, während sie rüber in ihr Schlafzimmer wanderte um sich dort ins Bett zu legen. Auf dem Rücken liegend starrte sie hoch an die Decke. So wurde sie schließlich von ihrer Mitbewohnerin gefunden, die sich in den letzten Tagen eher rar gemacht hatte um ihr und Liam Raum zu gehen.
„Hey! Wo ist dein Märchenprinz?" Evelyn ließ ihre Sachen fallen und hockte sich zu Jules ins Bett.
„Er ist kein Märchenprinz", brummte Jules und zog sich das Kissen über den Kopf. „Wo ist der Typ?", wiederholte Evelyn ihre Frage, was Jules ein erneutes Brummen entlockte. „Nicht mehr da."
„Sag bloß, du hast ihn vor die Tür gesetzt."
Jules zuckte mit den Schultern. „Was hast du gemacht?", folgte direkt die nächste Frage und damit auch die Schuldzuweisung. Weshalb musste immer Jules Schuld haben, wenn es mit den Männern nicht lief? Sie schnaubte und setzte sich auf. „Er hat versucht mich zu küssen."
„Oh nein! Wie schlimm", entwich es Eve und sie machte ein entsetztes Gesicht. „Wie kann er es nur wagen dich zu küssen? Meine Güte, Jules, der Kerl war scharf auf dich seitdem er dich hier überfallen hat."
„Halt den Mund. Liam ist nicht scharf auf mich. Er hat eine Freundin."
„Achso und deswegen funktioniert sein Kleiner nur noch bei seiner Freundin? Veräppeln kannst du wen anders." Eve erhob sich vom Bett und stemmte die Hände in die Hüfte, während sie auf Jules herabsah. „Du hast ihn also zum Teufel geschickt, weil er scharf auf dich ist. Dir soll mal jemand helfen können." Theatralisch warf Eve die Hände in die Luft und verschwand aus dem Schlafzimmer. Jules seufzte und blickte ihrer Mitbewohnerin hinterher, ehe sie sich aus ihren Decken kämpfte um ihr zu folgen.
In der Küche zog Eve zwei Tassen aus dem Schrank und bereitete Kakao zu. Während sie das süße Lebenselixier anrührte, warf sie Jules einen Blick zu, die sich auf einen der Küchenstühle gesetzt hatte. „Was ist dein Problem, Jules?"
Die Angesprochene zog ihre Beine an und knibbelte an einem losen Faden ihrer Socke herum. „Ich hab kein Problem", nuschelte sie vor sich hin.
„Nein, offensichtlich nicht. Deswegen sitzt du hier auch wie ein Häufchen Elend. Was ist passiert?"
Jules schloss ihre Augen und lauschte dem Klappern des Löffels in den Tassen. „Er hat mich geküsst. Fast. Er hat mich fast geküsst. Beim letzten Mal als er mich geküsst hat, sind wir im Bett gelandet. Er hat eine Freundin..."
„Die er aber scheinbar nicht ganz so klasse findet, sonst wäre er wohl kaum hier."
„Sie ist schwanger."
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Changing Directions
FanficIn Köln. Zurück in ihrem alten Leben muss Jules erkennen, dass sie mehr zurückgelassen hat, als ihr lieb ist und sie diesmal niemanden hat, der ihr den Rücken stärkt. In Los Angeles. Zurück auf der Bühne muss Liam erkennen, dass sein Traum m...