Das, in dem sie mutig ist

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Ich weiß nicht, Liam."

„Komm! Was hast du schon zu verlieren?"

Jules richtete sich auf und sah Liam an. „Einen Job, eine Wohnung, ein geregeltes Einkommen?"

Liam verdrehte seine Augen. „Du bist klug. Du findest einen anderen Job, der dir viel mehr Spaß macht und dir mehr Geld einbringt. Hier wirst du eingehen."

Sie legte den Kopf in den Nacken und schloss ihre Augen. „Es ist ein Sprung ins kalte Wasser. Ich verstehe, wenn du Angst hast. Aber du wolltest immer die Welt sehen und ich kann dir einen Teil davon zeigen."

Tief atmete sie durch und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. „Und wenn es schief geht?"

Liam lachte leise. „Was soll schief gehen?" Sie schluckte und musterte ihn, denn er schien keinen Gedanken daran zu verschwenden, was passierte, wenn es zwischen ihnen eskalierte und mehr passierte als eine Umarmung. Wie es ihr damit ging, dass er für sie nicht erreichbar war und in einer Welt lebte, die sie zwar besuchen, aber niemals darin leben konnte.

„Überleg es dir, okay?" Er lächelte sie an und nahm ihr damit jeglichen Wind aus den Segeln. Sie konnte nur nicken und schob ihre leere Tasse von sich.

„Mach ich!"

Er streckte sich und zwinkerte ihr zu. „Gewährst du mir Asyl in deinem Bett oder schickst du mich zurück ins Schnarchgebiet?"

Jules lachte leise. Sie zuckte mit den Schultern. „Irgendjemand muss ja an die Front."

„Du bist herzlos."

„Nein, ich denke nur an unseren Schutz." Sie klopfte ihm auf die Schulter und verließ die Küche um sich in ihr Schlafzimmer zu verziehen.

Der Tag war lang gewesen und das Ende gab ihr eine Menge zum Grübeln. Sein Angebot war verlockend und alles in ihr schrie danach Ja zu sagen. Immerhin war es die Chance ihrem Leben zu entfliehen und die Freiheit zu kosten. Jedoch war sie gefesselt an diesen Ort durch ihre Ausbildung und ihre Familie. Ihr fehlten die finanziellen Mittel um so eine Reise zu finanzieren und auf Liams Tasche liegen wollte sie auch nicht.

Selbst im Schlaf ließ sie der Gedanke nicht los und in den nächsten zwei Tagen schlich er sich immer wieder ein. Sie begann sich vorzustellen wie es wäre mit Liam die USA zu bereisen und Orte zu entdecken, die sie sonst womöglich niemals gesehen hätte. Mehr als einmal mussten Liam oder Andy sie aus ihren Tagträumen retten und viel zu schnell verging das Wochenende.

Der Abschied fiel ihr schwer und noch schwerer fiel es ihr am Montag früh aufzustehen und sich zur Arbeit zu begeben. Dort schien niemand ihre Abwesenheit gestört zu haben. Einzig ihr Chef erkundigte sich nach dem Fortschritt ihres Projekts, an dem Jules arbeitete.

Der Alltagstrott hatte sie schnell wieder im Griff und verschwunden waren die Energie und die Hoffnung, die Andy und Liam ihr hinterlassen hatten. Andy meldete sich regelmäßig, erkundigte sich nach ihr und berichtete von seinen kleinen Abenteuern des Alltags. Liam aber schien kaum eine Stunde überstehen zu können ohne ihr nicht geschrieben zu haben. Beinahe jedes Mal, wenn sie auf ihr Handy blickte, hatte sie eine Nachricht von ihm. Sie begann diesen regen Kontakt zu genießen, aber er sorgte auch dafür, dass sie wieder anfing zu träumen um dann von der Realität wieder eingeholt zu werden.

Es war nur ein Traum, dem sie nachjagte, denn in der großen Welt würde sie nie bestehen. Was half es ihr, wenn sie mit Liam in die USA ging um am Ende wieder von vorne anfangen zu müssen? Denn egal wie verständnisvoll ihr Chef war, er würde es nicht dulden, wenn sie auf unbestimmte Zeit verschwand um Träumen hinterher zu jagen.

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