Kapitel Sieben

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,,Du solltest etwas essen.", sagte Lukas, als wir am Tisch saßen. 
Wieder stocherte ich in meinem Essen rum.
,,Ich habe keinen Hunger. Der Tag war aufwühlend. Um ehrlich zu sein, sogar die ganze Woche."
Lukas hob eine Augenbraue und rückte vom Tisch weg.
,,Ich habe mit Dr. Golden gesprochen. Er hat gesagt, du brauchst einen Therapeuten."
Wütend funkelte ich ihn an.
Ich war sauer auf Dr. Golden. Er wollte Lukas nichts sagen! Zumindest hätte er mir die Chance lassen sollen, es Lukas selber sagen zu können.

,,Ich brauche keinen Therapeuten! Ich hatte eine und die hat mir gar nicht geholfen.", fluchte ich laut auf und schmiss die Gabel auf den Tisch.

,,Hast du mit ihr auch gesprochen?", fragte er mich leise.
Ich war kurz davor zu platzen und wollte ihn anschreien, aber er hatte Recht. 
,,Nein, habe ich nicht.", flüsterte ich. 
Lukas schloss die Augen und atmete tief durch.
,,Ich finde es zwar wunderbar, dass du mir so sehr gehorchst, aber wenn es um deine Gesundheit geht, dann solltest du auch nachdenken, Schatz."
Jetzt wurde ich richtig wütend und sprang auf. 

,,Ich soll nachdenken? Wie denn! Du hast mich doch so trainiert! Ich liebe es sogar Schmerzen beim Sex zu haben und das ist nicht normal. Du kannst mir nicht sagen, dass es normal ist.", jammerte ich und trat mit einem Bein auf den Boden auf. 
,,Ich hole dir einen Therapeuten und du wirst mit der Person reden, haben wir uns verstanden? Und was den Sex betrifft, es ist vollkommen okay, wenn du auf Schmerzen stehst. Das ist es ja, was ich von dir will."
Ich holte tief Luft und krallte mich an den Sitz. 
,,Natürlich. Alles was du willst, sollte für mich okay sein. Ich finde es aber nicht okay. Ich verstehe ja nicht mal, was für eine Beziehung wir haben. Das macht mich fertig, Lukas. Ich weiß nicht, wie ich mich dir gegenüber verhalten soll. Soll ich dir die Füße küssen? Oder dich umarmen, wie einen Partner?", fragte ich ihn verwirrt. 
Lukas seufzte und stand ebenfalls auf. 
,,Was würde dir denn helfen?"
Seine Gegenfrage nahm mir den Wind aus den Flügeln. Mit offenem Mund schaute ich zu, wie er sich mir näherte und eine Hand in meinen Haaren krallte.
,,Ich... ich weiß es nicht, schätze ich.", hauchte ich und blickte hoch in seine Augen. 
Zumindest nicht seine Füße küssen, dachte ich und seufzte.
Mein Herz pochte langsam und zum ersten Mal heute fühlte ich mich nicht völlig hilflos. Er ließ mir eine Wahl etwas sagen zu können, dafür war ich ihm dankbar.
,,Was willst du denn?", fragte er leise und strich mit seinen Lippen meine Stirn entlang.
,,Dich.", sagte ich sofort und hob meine Arme um sie um ihm zu legen und näher an mich zu ziehen.
Sein Herz schlug nicht so schnell wie meines. Ich konnte seinen Herzschlag an meiner Brust spüren, während ich meine Augen geschlossen hielt.
,,Mich hast du, Schatz."
Er sagte es so voller Inbrust, dass ich nicht anders konnte, als ihm zu glauben. Und gleichzeitig fühlte ich mich so unglaublich dumm.

,,Ok. Es... tut mir leid, es geht schon wieder.", stotterte ich und befreite mich aus seinem Griff. Seine Worte hatten mich überrascht.
,,Gut. Ich will, dass du dich jetzt ausruhst. Dr. Golden hat gesagt, dass er fast fertig ist mit der Analyse von deinem Blut. Hast du die Tabletten geschluckt, die Lisa dir geben sollte?", fragte er mich und zog den Stuhl mir so hin, dass ich mich setzten konnte.
,,Ja. Ich habe die roten Pillen geschluckt, obwohl ich mich wie eine Verrückte fühle.", sagte ich erschöpft und ließ mich auf den Stuhl sinken. 
Lukas streichelte meine Schulter und ging dann kurz in die Küche. Er kam mit einem Glas Wasser zurück und Tabletten in der Hand zu mir.
,,Hier, nimm nochmal welche. Es ist auch ein Beruhigungsmittel dabei. Du bist einfach fertig mit den Nerven und ich will, dass du nicht durchdrehst, hast du mich verstanden, Vögelchen?"
Nur zögerlich nahm ich die Tabletten von ihm. 
,,Ich bin nicht mal letztens Mal durch gedreht, als Dom uns bedroht hat. Und ausgerechnet jetzt verliere ich die Nerven.", seufzte ich.
Lukas streichelte meine Wange und hielt mir das Glas hin.
,,Du verlierst nicht die Nerven. Du bist durch einander, immerhin hast du gesehen wie Jule gestorben ist und von mir hast du dasselbe gedacht. Es ist total normal. Jetzt schluck die Tabletten und dann isst du ein bisschen."
Lukas strahlte Mitgefühl aus. Es war das erste Mal, dass ich sowas auf seinem Gesicht sah und das machte mir irgendwie Angst.
Wenn er Mitgefühl zeigte, dann stand es wirklich nicht gut mit mir.

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