Kapitel III

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Am nächsten Morgen machte Harry sich gemeinsam mit Ron und Hermine auf in den Kerker, wo sie auch in diesem Jahr wieder Zaubertränke mit Snape und den Slytherins haben würden. Mit jeder Stufe, die sie hinab stiegen, wurde es kälter und feuchter.

Bisher war noch niemand da. Die Tür war einen Spalt breit geöffnet und so wurden die drei unfreiwillig Zeugen einer Unterhaltung.

„Ich gebe dir noch das Rezept mit" sagte eine bekannte, eisige Stimme, die aber in diesem Moment fast freundlich klang und untermalt wurde von Kratzen einer Feder auf Pergament. „Damit du mich hier unten nicht weiter belästigst."

„Dankeschön" erwiderte eine andere, derbe Stimme ehrlich erfreut und Harry wagte einen Blick in den Raum. Er erkannte einen Streifen des nachtblauen Umhangs, den Miss Crowfield schon am Tag zuvor getragen hatte. „Was täte ich nur ohne dich, Severus?"

„Man hätte mehr von dir erwarten können, nachdem du so lange auf dem Kontinent warst. Haben sie euch dort nichts beigebracht?"

„Bisher hat immer das gereicht, was in meinem Buch stand" antwortete sie nach einer Pause. „Aber diesem armen Geschöpf ist damit leider nicht zu helfen." Einen weiteren Moment lang herrschte Stille und Harry wandte sich kurz von der Tür ab. Hermine und Ron sahen ihn fragend an, doch er konnte nur mit den Achseln zucken. Mehr als einen Streifen Umhang und ab und zu ihre schwarzen Haare sah er nicht.

„Regt es dich nicht furchtbar auf, dass grade Remus Lupin die Stelle bekommen hat, die dir so viel bedeutet?" fragte sie und hatte damit wieder Harrys volle Aufmerksamkeit. „Wo du ihn doch so sehr hasst." Ein frecher Unterton hatte sich in ihre Stimme geschlichen. Wollte sie ihn provozieren? Aber wozu?

„Bist du gekommen, um in alten Wunden zu stochern?" fuhr er sie an. „Ist es eigentlich reiner Zufall, dass du mit diesem ... mit Remus Lupin zusammen hier aufgetaucht bist?"

„Ich wusste nicht, dass er herkommt. Hagrid hat mir eine Eule geschickt und gemeint, dass er nun Lehrer ist und ein bisschen Unterstützung brauchen könnte. Und da er mir so viel beigebracht hat, konnte ich ihm diesen Wunsch nicht abschlagen. Dumbledore hatte nichts dagegen und so kam ich her."

„Der lässt alles und jeden hier arbeiten. Allein diesen Hagrid. Rausgeflogen ist er und nun darf er unterrichten. Und ich muss mich sogar mit dem Sohn von James Potter rumschlagen, der genauso arrogant ist wie sein Vater! Und das, obwohl er schon zweimal von der Schule hätte fliegen müssen."

Harry unterdrückte das Bedürfnis, reinzustürmen und ihm einen Fluch vor den Kopf zu knallen. Er wollte jetzt keinen Ärger.

„Ich kann gut verstehen, dass du ihn hasst, aber mittlerweile hat er selbst so viel geschafft, dass er zu Recht überall bekannt ist. Und du kannst nicht leugnen, dass er gut ist." Und dann sagte sie noch etwas, allerdings zu leise, als dass Harry etwas hätte hören können.

Von Snape kam vorerst nur ein leises Grummeln. „Ich meinte das eben nicht ... Du wärst besser für die Stelle als Lehrer geeignet als Hagrid."

„Ich? Als Lehrerin? Das klappt nie im Leben. Ehrlich gesagt versteh ich aber nicht, was dein Problem ist. Mit dieser Stelle kannst du doch vollkommen zufrieden sein. Mit Tränken kennst du dich an dieser Schule besten aus. Oder bist du einfach dieses muffige Verlies leid?" Die ganze Zeit über klang sie, als ob sie ihm irgendetwas entlocken wollte.

Noch ein Grummeln von Snape, dann eine kleine Pause. „Vergiss nicht, dass du ... und er in zwei Wochen etwas abholen kommen müsst. Wir wollen es doch nicht schlimmer machen, als es schon ist."

„Natürlich." Ein Klirren ertönte. „Ich muss gehen, Severus. Vielen Dank noch mal. Und verzeih mir, wenn ich dich verärgert hab." Als ihre Schritte ertönten, bedeutete Harry den anderen beiden, etwas die Treppe nach oben zu gehen. Es sollte nicht aussehen, als hätten sie gelauscht. Selbst wenn das der Wahrheit entsprach.

Sara trat aus dem Klassenzimmer und hielt eine Flasche mit bräunlichem Trank in der einen, eine Pergamentrolle in der anderen Hand. „Oh, hallo, Kinder. Ihr seid aber früh dran."

„Professor Binns is kurz vor Ende der Stunde eingeschlafen und ..." Ron verstummte, als Hermine ihm den Ellenbogen in die Rippen stieß.

„Oh, ihr langweilt euch in seinem Unterricht, das kann ich verstehen ... Seine Art ist etwas eigen ... Aber die Geschichte der Zauberei kann ganz interessant sein, wenn man sich darauf einlässt. Und der Professor weiß wirklich eine Menge. Man könnte meinen, dass er die ganze Zeit dabei war." Sie kicherte, als sie zwischen Ron und der Hermine die Treppe hinauf stieg.

„Sie scheint Snape ja gut zu kennen. Und Lupin. Und überhaupt alle" flüsterte Harry, als sie auf die anderen warteten. Allein wollten sie nicht mit Snape in seinem Klassenzimmer sein.

„Ja, und er hat sich eben tatsächlich bei ihr entschuldigt. Außerdem macht sie ständig irgendwelche Andeutungen. Aber wenn es spannend wird, hört sie auf" ärgerte sich Ron. „Weißt du wenigstens, was das für ein Trank war, Hermine?"

„Natürlich." Hermine bedachte Ron mit einem Blick, als hätte er ihr was ganz Übles unterstellt. „Na gut, nicht ganz genau. Aber gestern hat sie doch in diesem Buch nachgelesen. Und heute hat sie gemeint, dass sie einem Geschöpf nur mit diesem einen Trank helfen kann. Anscheinend ist ein Tierwesen im Verbotenen Wald krank und sie pflegt es gesund. Dafür ist sie ja auch hier."

„Aber hätte sie nicht zu Madam Pomfrey gehen können?" fragte Harry und fing sich einen ähnlichen Blick ein.

„Man kann doch nichts auf Tiere anwenden, was für Menschen gemacht ist. Selbst wenn es magische Tierwesen sind. Umgekehrt geht es ja auch nicht." Sie schüttelte den Kopf. „Und natürlich kennt sie Lupin und Snape, sie war mit ihnen in der Schule. Nur zwei Jahre jünger, so viel ich weiß."

Harry wurde hellhörig. Sicher kannte sie dann auch seinen Vater.

Weiter darüber nachdenken konnte er nicht, denn die anderen kamen und sie betraten das Klassenzimmer. Die Zaubertrankstunde verlief so wie immer, doch immerhin konnte Hermine durch ihr Ergebnis ein paar Punkte für das Haus einbringen.

Die magische TierärztinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt