Kapitel XI

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Sara wurde von lauten Stimmen aus dem Schlaf gerissen und war sofort hellwach. Wenn er so sauer war, dann musste Sirius entkommen sein! Erleichtert atmete sie tief durch, bevor sie aufstand und schnell zwischen Dumbledore und Snape schlüpfte, die sich offensichtlich mit dem Minister unterhielten. Während der Schulleiter recht fröhlich dreinblickte, schien Fudge besorgt und Snape war wütender als er zu irgendeinem anderen Zeitpunkt je gewesen war.

„Was ist passiert?" fragte sie, möglichst darum bemüht, arglos und noch erschöpft zu klingen. Zumindest der zweite Punkt fiel ihr leicht. Doch sie wusste, was los war und musste sich sehr zurückhalten, nicht vor Freude zu weinen. Schon gar nicht vor diesen drei Herren.

Snape sah sie an und hatte einen seltsamen Ausdruck im Gesicht. „Black ist entkommen!" sagte er dann leise und überaus zornig. „Ist verschwunden, wahrscheinlich mit dem Hippogreif, den sie hinrichten wollten."

„Wer ist das?" hörte sie den Minister leise Dumbledore fragen.

„Das ist unsere Wildhüterin, Sir. Sara Crowfield." Das Lächeln im Gesicht des Schulleiters beruhigte sie ungemein. Sie war nicht allein mit ihrer Freude.

„Guten Tag, Sir." Sie machte einen leichten Knicks. Sollte sie die Tatsache ansprechen, dass Seidenschnabel beinahe zu Unrecht hingerichtet worden wäre? Besser nicht.

Ein kurzes Lächeln huschte über sein besorgtes Gesicht, dann schüttelte er den Kopf. „Das Ministerium wird natürlich alles daran setzen, Black zu finden und zu fassen."

„Aber er ist unschuldig!" platzte es aus ihr heraus. Auch wenn sie sich sicher war, dass Sirius ein sicheres Versteck gefunden hatte, war es doch am besten, wenn sein Name rein gewaschen wurde. „Wurmschwanz hat James und Lily verraten!"

Snape hielt ihr den Mund zu und sie hätte beinahe in den Finger gebissen. „Sie ist von der letzten Nacht noch etwas ... erschöpft und nicht ganz bei sich. Wir fanden im Wald, was auch immer sie da getan hat." Zwar ließ er ihr Gesicht los, packte aber ihren Arm und zerrte sie mit sich nach draußen, die protestierende Madam Pomfrey einfach ignorierend.

„Was fällt dir ein, solche Lügen zu verbreiten?" fuhr er sie auf dem Gang an und sie hatte schon wieder Tränen in den Augen. Warum wollte er es nicht glauben?

„Das ist keine Lüge! Pettigrew hat Lily und James verraten, Sirius ist wegen ihm hier gewesen. Er war die Ratte von Ron Weasley! Ich hab es gesehen! Du warst gestern Abend ohnmächtig und ..." Sie verstummte, als er die Hand hob. Ohne, dass sie es gemerkt hatten, waren sie in die Kerker gegangen.

„Du glaubst also, was dieser Kerl dir erzählt?" Er verfrachtete sie in den Sessel zwischen all den Glasgefäßen. „Meinst du nicht, dass er einfach in Askaban wahnsinnig geworden ist? Aber was will ich von dir auch erwarten?"

„Severus!" Sie schlug auf die Lehne. „Das hätte ich ja wohl bemerkt!" Sie wusste allerdings, dass sie ihn von seiner schlechten Meinung nicht abbringen konnte. Außerdem überging sie die letzte Bemerkung einfach. „Viel wichtiger, dass Seidenschnabel noch am Leben ist."

Dazu sagte er nichts, ließ sich nur in seinen Stuhl fallen und sah sie an.

Und dann kam ihr ein ganz anderer Gedanke. Sie hätte nie gedacht, dass es solchen Einfluss auf sie haben würde, alte Freunde wieder zu sehen. „Du hast meine Eulen niemals beantwortet, Severus. Ich hab dir so oft geschrieben."

Ein überraschter Ausdruck legte sich über seine Züge. Das hatte er wohl nicht erwartet. „Was hätte ich dir auch schreiben sollen? Hier ist ein Tag wie der andere und Hagrid hat dir sicher von den wichtigen Sachen geschrieben." Seine Hand rutschte vom Schreibtisch und er klopfte an etwas Hölzernes. „Aber ich hab sie noch."

Die Wochen vergingen und das Schuljahr neigte sich dem Ende zu. Harry hatte nicht viel Lust, nach Hogsmeade zu gehen und schlenderte lieber über die Wiesen. Am See fand er Miss Crowfield, neben der etwas wie ein riesiges Frettchen zu sitzen schien. Dieses Etwas rannte jedoch schnell in den Wald, als Harry näher kam.

Sie kicherte und stand auf. „Witzig, dass ich deine Mutter genauso kennen gelernt hab, Harry. Komm schon, Professor Lupin möchte dich sehen."

„Worum soll es gehen?" fragte er, als sie zusammen zum Schloss zurückgingen.

„Er kündigt" sagte sie gleichmütig, aber Harry wäre beinahe über eine Stufe vor dem großen Tor gestolpert.

„Wieso das denn?" Er wollte wirklich nicht, dass Lupin ging, der ihm so viel beigebracht hatte und von dem er so viel über seine Eltern hätte erfahren können.

„Wenn bekannt wird, dass er ein Werwolf ist, gibt das Ärger für die Schule. Außerdem können wir nicht riskieren, dass eines Tages etwas Schlimmes passiert, sollte er seinen Trank mal wieder vergessen." Sie lief neben ihm her durch die Gänge und ihre Gedanken schienen weit weg zu sein.

„Und Sie? Gehen Sie auch?"

„Natürlich. Werwölfe an einer Schule, das kann nur Schwierigkeiten bringen." Sie lächelte. „Außerdem ist das das erste Mal in zehn Jahren, dass ich länger an zwei Wochen an einem Ort war und ich halt es kaum noch aus. Ohne die Sache mit Seidenschnabel wär ich vielleicht schon viel früher gegangen." Sie öffnete die Tür zu Lupins Büro und ließ Harry vor.

Die magische TierärztinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt