Kapitel XIV

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Harry beeilte sich, zum Wald zu kommen. Er hatte nicht viel Zeit, bis Sirius im Kamin auftauchen würde. Und er wusste nicht mal, was Hagrid ihm zeigen wollte.

Der Wildhüter stand vor seiner Hütte, neben ihm eine schwarze Gestalt. Sie erschrak, als er den Tarnumhang vom Kopf zog. Dann lächelte sie.

„Komm schon, Harry. Besser, es sieht uns hier niemand." Miss Crowfield warf Hagrid einen Blick zu und hinkte dann voraus in den Wald. Auch Harry sah ihn einen Moment lang an. Er hatte eine riesige Blume an seinem Mantel und sich die Haare zu Zöpfen gebunden. In seinem Bart hingen Zinken von einem Kamm. Ein breites Lächeln zierte sein Gesicht. Für wen hatte er sich so zurecht gemacht?

Es blieb keine Zeit, zu fragen. Harry zog den Umhang wieder über und rannte hinter Miss Crowfield her.

„Irgendwas von Tatze gehört?" fragte sie beiläufig und machte mit ihrem Zauberstab Licht.

„Ja ... Er will heute Nacht um eins im Kamin erscheinen. Darum hab ich auch nicht viel Zeit. Worum geht es denn?"

Miss Crowfield antwortete nicht gleich. „Der Grund, warum ich hier bin, Harry. Deine erste Aufgabe. Aber ... Meinst du, Tatze hat was dagegen, wenn ich mitkomme?" Sie sah in seine Richtung, aber an ihm vorbei.

„Ähm ... Sicher nicht."

Aus dem Wald waren Geräusche zu hören. Ein lautes Brüllen. Vor ihnen flackerte immer wieder etwas auf. Schreie ertönten. Zurufe. Auf dem Gesicht von Miss Crowfield breitete sich ein Lächeln aus, als sie auf eine Lichtung traten.

Vier riesige Fleischberge. Drachen. Um jeden von ihnen stand ein gutes Dutzend Zauberer. Miss Crowfield hielt den Arm hoch. „Bleib hier stehen, Harry."

„Sara!" rief einer der Zauberer und winkte ihr zu. Sie humpelte mit erstaunlicher Geschwindigkeit zu ihm hinüber. Dann gab einer der Zauberer ein Signal und alle ließen rote Blitze aus ihren Stäben schießen. Als die Drachen zu Boden fielen, meinte er, die Bäume erzittern sehen zu können.

Das war die erste Aufgabe? Drachen? Er hatte jetzt schon Angst, wo sie da einfach lagen und die Zauberer mit ihren leuchtenden Augen fixierten. Miss Crowfield stand jetzt direkt neben einem von ihnen und strich mit der Hand über seine Schnauze. Dann kam sie wieder auf ihn zu und sah sich um.

„Harry?" fragte sie leise.

„Ich bin hier" flüsterte er und berührte sie kurz. „Was soll das hier?"

„Oh, so genau weiß ich das auch nicht. Hey, Charlie! Komm doch mal bitte." Sie winkte dem Zauberer, der sie vorhin zu sich gerufen hatte. Jetzt kam er auf sie zu und Harry erkannte Rons Bruder Charlie. Er stellte sich mit vor der Brust verschränkten Armen neben Miss Crowfield und nickte.

„Herrlich" sagte Miss Crowfield mit einem verträumten Lächeln im Gesicht. „Aber was sollen die Kinder mit ihnen machen?"

„Ich weiß nicht genau. Professor Dumbledore meinte, sie sollen nur an ihnen vorbei kommen. Komisch, dass sie ausgerechnet brütende Weibchen haben wollten." Sein Blick wanderte zu ihrem angeschlagenen Bein.

„Ja, das versteh ich auch nicht." Sie grinste. „Aber ich bin ja besonders froh, was für schöne Exemplare wir aufgetrieben haben. Einen walisischen Grünling. Den schwedischen Kurzschnäuzler. Der ungarische Hornschwanz. Und mein Liebling: der Chinesische Feuerball." Nacheinander deutete sie beiläufig auf die Drachen. „Da nehm' ich so eine kleine Verletzung gern in Kauf."

Charlie klopfte ihr auf die Schulter.

„Ich muss gehen. Bin in einer Stunde wieder da." Beim Umdrehen streifte sie Harry, der ihr zurück durch den Wald folgte. Er hatte ein flaues Gefühl im Magen.

„Wie soll ich an einem dieser Drachen vorbei kommen?" fragte er und seine Stimme zitterte mehr, als er gedacht hätte.

„Ach, da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ich bittedich nur darum, sie nicht zu verletzen. Geh am besten in die Bibliothek undlies drüber." Harry konnte ihr förmlich ansehen, dass sie etwas vor ihmverheimlichte. Aber hörte er da richtig? Sie wollte nicht, dass einer derDrachen verletzt wurde? Die Wahrscheinlichkeit, dass eines dieser Monster ihnrösten würde, war viel höher. 

Die magische TierärztinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt