Kapitel XVII

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„Das ist ein Wolf, Igor." Snape nahm auf seinem Stuhl eine andere Position ein. Dabei stieß er Sara mit dem Fuß an. Sie stand auf und setzte sich neben ihn. Ihr Kopf ragte weit genug über den Tisch, dass sie den Besucher sehen konnte.

„Miss Crowfield bestand darauf, ihn hier unterzubringen, nachdem sie ihn verletzt im Wald fand. Sie ist sehr energisch in diesen Dingen." Wenn jemand besser im Schauspielern war als sie, dann er. Darum durchschaute er sie wohl auch immer.

Karkaroff schien das nicht gerade zu beruhigen. Sein Blick war auf sie geheftet. Wäre sie nicht gerade ein Wolf, empfände sie das wahrscheinlich als Beleidigung. So aber verstand sie das gut. Deshalb gab sie sich auch alle Mühe, harmlos auszusehen. Einfach war das allerdings nicht gerade. Sie machte noch einen kleinen Schritt von ihm weg.

„Ist der gefährlich?" fragte Karkaroff und bemühte sich sichtlich, nicht ängstlich auszusehen.

„Offensichtlich nicht."

Sara erschrak für den Bruchteil einer Sekunde, als sie etwas auf ihrem Kopf spürte. Es war seine Hand, die einfach zwischen ihren Ohren lag und zeigen sollte, dass der Wolf nicht bissig war. Die Hand glitt über ihren Hinterkopf und verweilte einen Moment zwischen Saras Schulterblättern. Das Gefühl verschwand, als er die Arme vor der Brust verschränkte.

Sara sah zu ihm hoch. Sein ernster Gesichtsausdruck war unverändert. Sie war etwas enttäuscht, dass er aufhörte. Sie dachte an den Sommer. Eine Vollmondnacht hatte sie mit Sirius im Ferienhaus ihrer Schwester in Finnland verbracht.

„Warum bist du hergekommen?"

Ab jetzt schien Snape zu ignorieren, dass Karkaroff weiterhin immer wieder verstörte Blicke auf Sara warf. Sie selbst versuchte ebenfalls, nicht darauf zu achten und widmete ihre Aufmerksamkeit abwechselnd dem Mauseloch und Snape, der jedoch starr in seinem Stuhl saß und auf eine Antwort wartete.

„Ich muss mit dir sprechen!" Karkaroff beugte sich vor. Sara bemerkte einen seltsamen Ausdruck in seinen Augen. Er war nervös. Nicht nur wegen ihr.

„Ich wüsste nicht, worüber."

„Hast du nicht das Gerede gehört? Ein Mord im Haus der Riddles. Man sagt, Er gewinnt wieder an Macht." Er warf einen weiteren langen Blick auf Sara. Als wüsste er nicht, ob er in ihrer Gegenwart sprechen sollte.

„Es ist nur ein Wolf."

Nun lag seine Hand unter ihrem Kind und hob ihren Kopf etwas an. Mit halb geschlossenen Augen sah sie ihn an.

„Er versteht nicht mal, was wir sagen."

Wieder ließ er sie los. Sara fragte sich, ob Karkaroff den Unterschied zwischen einem normalen Wolf und einem Werwolf kannte. Und ob er es in dieser Situation erkennen würde, wo er doch solche Angst vor ihr zu haben schien. Im Übrigen konnte sie sich nicht vorstellen, eine allzu furchterregende Figur abzugeben. Sie war kleiner als Lupin.

Ganz davon abgesehen, dass es keinen Unterschied gemacht hätte, ob sie als Mensch hier saß oder als Wolf. Es war ihr so egal, über was sie sich hier unterhielten.

„Ich weiß noch immer nicht, was du von mir willst."

Karkaroff knetete seine Hände. Ihm war der ungeduldige Ton in Snapes Stimme wohl nicht entgangen. „Er gewinnt an Macht, Severus! Sieh nur!" Er krempelte den Ärmel seines Umhangs auf und Sara brauchte seinen Unterarm nicht zu sehen, um zu wissen, was da war.

„Du erzählst mir nichts, was ich nicht schon wüsste. Vielleicht solltest du gehen."

Karkaroffs Augen weiteten sich. Doch er machte keine Anstalten, sich von der Stelle zu rühren. Wenigstens hatte er das Interesse an Sara verloren.

„Ich meine es ernst, Igor. Es gibt absolut nichts, was ich mit dir zu besprechen habe."

Der kalte Ton ließ Karkaroff sichtbar erschaudern. Er stand auf, ging zwei Schritte in Richtung der Tür und wandte sich wieder um. „Aber was soll ich denn tun, Severus? Wenn er zurückkehrt und mich findet!"

„Ich wiederhole mich ungern. Verschwinde. Und richte deinen Ärmel. Wir wollen doch nicht, dass jemand etwas Falsches sieht."

Snape hob die Hand. Sara verstand das als Signal, aufzustehen. Sie ging langsam um den Schreibtisch herum und setzte sich. Es zeigte Wirkung. Karkaroff zog seinen Ärmel runter und verließ fluchtartig den Raum.

„Selbstverständlich bleibt das unter uns."

Sara sah ihn an und hechelte zustimmend. Wem sollte sie das auch erzählen? Dann legte sie sich wieder unter den Schreibtisch. Ihr Kopf berührte seinen Fuß und sie war froh, dass es ihm nichts ausmachte.

„Bilde dir nicht ein, dass ich das jemals wieder mache."

Es wäre gelogen, zu behaupten, dass ihr das überhaupt nichts ausmachte. Aber sie hatte nichts anderes erwartet. Sie gab sich gern damit zufrieden, einfach hier sein zu dürfen. Die Nacht verging schnell.

Offenbar korrigierte er Aufsätze, immer wieder machte er unfreundliche Bemerkungen über Schüler. Eigentlich wollte sie das alles gar nicht hören. Aber viele Möglichkeiten, sich verständlich zu machen, hatte sie nicht. Und selbst wenn, konnte er sie einfach ignorieren.

Ihre Aufmerksamkeit galt den Gläsern mit toten Tieren und verschiedenen Substanzen. Die hatte sie niemals beachtet. Schon als sie im Schuljahr zuvor hier gewesen war, hatten die sie nicht interessiert. Es war ihr auf irgendeine Weise selbstverständlich vorgekommen, dass all das hier war. Doch früher, als Horace Slughorn ihr Lehrer gewesen war, hatte dieses Büro vollkommen anders ausgesehen.

Er sah kurz auf, als sie sich erhob und an den Wänden entlang ging, wie er selbst es einige Stunden zuvor getan hatte.

„Lass dir nicht einfallen, etwas runterzuwerfen."

Sie sah ihn nur über die Schulter an. Nach all derZeit kam sie gut mit diesem Körper klar. Es gab keinen Grund, ihr so was zuunterstellen.

Die magische TierärztinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt