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Sommer! Endlich Sommer. Ich nahm mein Handy und packte es zu den anderen kleinen Sachen in die Handtasche. Heute war es soweit. Ich würde nach Dortmund ziehen. Es war mein langersehnter Wunsch und er wurde endlich wahr. Kurz einige Infos zu mir. Ich heiße Melanie, bin 19 und komme aus Hamburg. Zu meinem Aussehen gibt es nicht viel zu sagen, dünn, braune schulterlange Haare und blaue Augen. Meine Hobbys sind lesen, Freunde treffen und mir Fußball anschauen. Leider war ich noch nie in einem Stadion, aber da ich dann nach Dortmund zog und ich leidenschaftlicher BVB Fan war, würde sich das wahrscheinlich ändern.

Meine restlichen Taschen und Kartons waren schon gepackt und ins Auto geladen. Ich hatte zum Geburtstag mein eigenes Auto bekommen. Für meine Familie stand schon lange fest, dass ich nach Dortmund ziehen würde und dass ich dann auch ein eigenes Auto brauchen würde. Ich liebte meine Familie für dieses einzigartige Geschenk. Die letzten Tage waren schmerzhaft, denn ich musste mich von meinen Freunden trennen. Nur Alice kam mit nach Dortmund. Wir hatten es vor Jahren mal abgemacht und wir hielten beide unser Wort. Alice war ein Jahr jünger als ich und daher bin ich noch ein Jahr länger in Hamburg geblieben, Alice musste erst die Schule beenden. Am heutigen Tag würde ich sie abholen und dann würden wir vier Stunden lang Autofahren. Es war neun Uhr und ich schrieb ihr eine Nachricht auf Whatsapp ‚Ich hol dich in zwei Minuten ab :) Hoffe du bist fertig‘ Und tatsächlich, als ich bei ihr ankam stand sie mit gepackten Taschen vor der Tür. In Dortmund würden wir in eine WG ziehen. Ich freute mich riesig, denn die WG war neben dem Haus von Mats Hummels. Er war der beste Abwehrspieler den es in der Bundesliga gibt. Für uns hieß das aber auch, persönliche Kontakte mit BVB Spielern und kreischende Fangirls in der Nacht vor dem Haus. Alice und ich hatten aber beschlossen, dass uns so ein Angebot nie wieder unterkommt und wir froh sein können eine Wohnung in Dortmund gefunden zu haben.

Alice schmiss ihre Sachen in den Kofferraum und setzte sich zu mir ins Auto. Wir machten uns dann auf den Weg. Nach zwei Stunden machten wir eine Pause und aßen Kleinigkeiten. Daraufhin warf ich Alice den Schlüssel zu „Fahr du! Ich bin müde.“ Sie fang den Schlüssel gekonnt auf und antwortete: „Alles klar. Möchtest du weiter auf dem Beifahrersitz bleiben oder soll ich meine Tasche von der Rückbank nehmen und dann kannst du da schlafen?“  Ich fand es rührend wie sie sich Gedanken machte, aber ich schlug ihr Angebot aus. „Ich bleib vorne. Ist da viel bequemer“ Wir mussten lachen und stiegen immer noch kichernd ins Auto ein. Ich drehte das Radio auf, sang ein paar Lieder mit und schlief dann ein. Als ich meine Augen öffnete waren wir schon in Dortmund. Wir kannten die Gegend schon, da wir ab und zu mal hier waren zum Gucken, zum Betten und große Möbel kaufen und das alles. Mats hatte sogar geholfen als er den großen Möbelwagen vor dem Haus sah. Sehr aufmerksam von ihm. Keine fünf Minuten später parkten wir auf der Auffahrt vom Haus. Es war ein großes Haus und wir wohnten da noch mit zwei Jungs. Erst wollten sie uns nicht aufnehmen, doch Alice ist einfach so überzeugend gewesen. „Es kann niemals schaden zwei Frauen im Haus zu haben. Immerhin sind sie schlauer, können zuhören und vor allem können sie den Haushalt besser machen als Männer!“ Alice und ich nahmen unser Handgepäck und gingen auf die Tür zu. Der größere der beiden Jungs öffnete die Tür. Sein Name war Malte, er sah nicht schlecht aus und Alice hatte Gefallen an seinen braunen Augen und braunen Haaren gefunden. Der andere Junge hieß Tobi und war etwas kleiner, aber immer noch größer als ich, er hatte braune Locken und grüne Augen. Ich fand seine Augen super aber das war auch so ziemlich das einzige was ich an ihm mochte.

Malte öffnete die Tür und begrüßte uns mit einer Umarmung. Wir traten ein. „Ist Tobi gar nicht da?“, fragte Alice nach einer Weile, da sich Tobi nicht blicken ließ. „Doch, der ist in seinem Zimmer und hat ein romantisches Telefondate mit seiner Freundin!“ Das romantisch betonte er besonders, denn telefonieren war nicht sonderlich romantisch. Tobis Freundin kam aus Köln und daher sahen sie sich nicht allzu oft, aber das störte keinen, denn es gab ja Handys und Skype. „Ah“ bemerkte ich nur beiläufig. Ich war noch immer müde und ging die Treppen hinauf, klopfte an die Tür von Tobi und sagte ihm kurz hallo und schlenderte dann in mein Zimmer. Sofort pfefferte ich meine Tasche in die Ecke und ließ mich aufs Bett fallen. Nach wenigen Minuten war ich auch schon eingeschlafen. Am späten Abend wachte ich dann doch noch auf, denn es roch lecker nach Essen. Ich folgte dem Geruch und stand dann in der Küche. Am Tisch saß aber nur Tobi und tippte auf seinem Handy herum. „Gibt es kein Essen?“, fragte ich hungrig. „Doch, nimm dir einen Teller Suppe und dann setz dich einfach zu den anderen ins Wohnzimmer!“ „Ok. Kommst du auch?“ Er nickte zur Antwort und ich füllte uns beiden die Suppenteller. Gemeinsam gingen wir ins Wohnzimmer. Der Fernseher lief, Malte saß auf dem Sofa und Alice lag im Sessel. Mir blieb nichts anderes übrig als mich zwischen Malte und Tobi zu setzen. „Was schaut ihr für einen Film?“, fragte Tobi gelangweilt. „Das sollte laut Fernsehzeitung Starwars sein, aber irgendwie läuft hier der Sternwanderer.“, nuschelte Malte. „Das ist ein voll schöner Film.“, gab ich mein Kommentar ab. „Klappe Melli! Wie dumm ist dieses Mädchen denn. Vertraut einem Einhorn?!“ Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Alice schaute mich verwundert an. „Was? Einhörner gibt es nicht und daher sollte man ihnen auch nicht vertrauen!“ „Das Mädchen ist ein Stern. Warum sollte sie einem Einhorn nicht vertrauen? Sie lenkt es doch!“ Nun konnte Malte sich auch nicht mehr halten und prustete los. „Sie lenkt es doch“, imitierte er mich „Wie so ein Auto oder was?“ „Wie heißt das denn sonst, du Besserwisser?“ Ich stieß ihm meinen Arm in die Rippen. „Wie wäre es mit führte?!“ Jetzt kam auch noch Tobi dazu: „Führte? So wie der Führer?“ Alle brachen in einem großen Gelächter aus. Die Stimmung wurde von einem Klingeln an der Tür zerstört. „Ups, habe vergessen euch zu sagen, dass Mats und ein paar Kumpels zum Fifazocken vorbeikommen.“, entschuldigte sich Malte. „Schon ok, aber dann lasst mich erst verschwinden sonst habt ihr keine Trommelfelle mehr!“, lachte ich, doch zu spät. Tobi war schon an der Tür und Mats, Marco und Erik betraten den Raum. Aus reiner Vorsichtsmaßnahme hielten sich Alice und Malte die Ohren zu, doch ich konnte mich beherrschen. „Ich geh dann mal in die Küche und räume auf. Alice? Holen wir gleich noch die restlichen Taschen aus dem Auto?“ Ich sammelte die Teller ein und huschte in die Küche. Ich hörte wie sich Alice vorstellte und Marco fragte: „Und wer war das andere Mädchen? Die war ja ganz schön schnell wieder weg.“ „Nehmt es mir nicht übel, aber ich wollte hier nicht rumschreien und bin deshalb in die Küche gegangen um meine Gedanken zu ordnen.“ „Sie ist BVB Fan und vor allem ein mega Fan von Erik!“, unterbrach mich Alice. Mein Gesicht wurde rot und ich warf ihr einen zynischen Blick zu. Auf meinen Lippen formte sich ein ironisches Danke. „Das bringt uns aber auch nicht viel weiter.“, beendete Marco unsere kleine Zickerei „Wir wissen immer noch nicht wie die große hier heißt.“ Er redete eindeutig mit Malte und Tobi und tat so als würde ich nicht sprechen können. Empört sagte ich: „Also, ja die Große heißt Melanie, aber Melli reicht.“ „Ok Große!“, machte sich Mats lustig. So bekam man also Spitznamen und wenn ich mich nicht täuschte würde Alice dann als Kleine enden. „Hey Kleine, willst du mit Fifa spielen?“ Ich hatte mich nicht geirrt. „Wenn du mich noch einmal Kleine nennst, dann darfst du deine Schuhe nehmen und verschwinden!“, stellte Alice sofort alles klar. Ich kannte diese Aktion schon denn ich zog sie auch schon immer mit Kleine auf, aber das auch nur in Nachrichten und niemals in Gesprächen. Ein Grinsen konnte ich mir nicht unterdrücken. „Ist ja gut.“, sagte einer der Jungs. Kurzerhand nahm ich Alice Arm und zog sie zum Auto um die restlichen Taschen zu holen. „Du bist echt nicht mehr zu retten!“, lachte ich. „Ich bin nicht zu retten? Sieh dich mal an. Du bist knallrot angelaufen als ich deine Schwärmerei erwähnt hatte!“ Ich nahm mir eine Kiste und drückte sie Alice in die Hand. „Das war ja auch nicht nett!“ „Was war nicht nett?“, fragte Erik, der gerade in der Tür stand. „Alice!“, sagte ich kurz und knapp. „Achso verstehe, oder eher nicht. Ich wollte euch fragen, ob ihr Hilfe braucht.“ „Wäre super.“, bedankte sich Alice und reichte ihre Kiste sofort weiter. Erik verschwand damit dann wieder im Haus und Alice stupste mich an. „Er ist ja nett. Vielleicht wird ja doch noch was aus euch.“ „Man Alice!“, schrie ich „Halt doch einfach mal die Klappe und räum das Auto aus!“ Und wieder drückte ich ihr eine Kiste in die Hand. Sie nahm sie und ging ins Haus. Auch ich nahm mir etwas und transportierte es in mein Zimmer. Nach und nach leerte sich das Auto und Mats, Marco, Tobi und Malte halfen dann auch noch. Nun mussten Alice und ich die Taschen nur noch leeren und die Zimmer fertig einrichten. Erik trug den letzten Karton in mein Zimmer. „Nicht schlecht dein Zimmer.“, hauchte er, als er mein Reich betrat. „Ist ja auch mein Zimmer!“, lachte ich sarkastisch. Ich räumte gerade meine Klamotten in den Schrank, da kam Erik näher. „Was ist das denn da?“ er zeigte auf eine Autogrammkarte. „Das ist ein Mario Götze Autogramm, aber noch in BVB Trikot. Ich habe es kurz vor seinem Wechsel bekommen und ich fand es zu schade zu wegwerfen. Ein guter Spieler ist er ja immer noch.“ „Ich schenk dir dann zum Geburtstag ein Autogramm von mir, damit du ein Andenken von einem richtigen Borussen hast.“ „Bei deiner Wortwahl müsste es ein Autogramm von Kevin sein.“, meinte ich ernst. „Hast Recht.“, sagte Erik deprimiert und ließ sich auf das Bett plumpsen. „Bequem.“ Nuschelte er. „Schön, dass es dir gefällt, aber ist meins!“ „Dann überleg ich mir was hier drin zu schlafen“ „Erik!“, fluchte ich, doch er kippte einfach nach hinten um und tat als ob er schlief. Eilig verließ ich das Zimmer und fragte Marco nach Eriks Schwachstellen aus. „Er hüpft durchs Haus wenn du ihm einen nassen Lappen in den Nacken legst.“, bekam ich zur Antwort. Ich nickte als Dank und suchte einen Lappen. Als ich nach langer Zeit im Zimmer stand hörte ich Erik leicht schnarchen. „Der ist jetzt nicht ernsthaft eingeschlafen?“, fragte ich mich selbst. Da lag Erik mit den Beinen noch auf dem Boden, dem Karton auf dem Schoß und schlief. Vorsichtig ging ich zu ihm und nahm ihm den Karton ab. „Na dann schlaf schön. Ich nehme dann mal das Sofa.“, flüsterte ich leicht gereizt. Ich schnappte mir mein Schlafzeug, knipste das Licht aus und ging ins Bad um mich Bettfertig zu machen. Mit einem Kopfkissen unterm Arm kam ich ins Wohnzimmer.

Chaos in Dortmund- abgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt