7.

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Auf dem Rückweg mussten wir glücklicherweise nicht halten. Doch als wir auf der Auffahrt standen hatten wir immer noch ein kleines Problem: Wie kriegen wir Erik aus dem Auto? "Tobi? Wie nüchtern bist du?" "Ich kann noch denken!", gab er beleidigt zurück. Bei Marco schien es wohl das selbe zu sein. "Dann könnt ihr bestimmt Erik ins Haus tragen?!" stellte ich ihnen meinen Plan vor. Ich hoffte inständig darauf, dass die beiden noch einigermaßen gerade laufen konnten. Es funktionierte alles. Im Wohnzimmer legten wir Erik auf das große Sofa und deckten ihn zu. Marco nahm auf dem kleinen Sofa Platz und schlief auch sofort ein. Tobi schaffte noch die Treppen hoch in sein Zimmer. Völlig erschöpft ging ich ins Bad, schminkte mich ab und zog mir mein Schlafzeug über. Dann legte auch ich mich schlafen. So gegen vier wachte ich noch mal auf, da Alice und Tobi nach Hause kamen. Kurz darauf schlief ich aber auch schon wieder ein.

Am nächsten Morgen wurde ich von der Sonne wach gekitzelt. 'Hä? Mein Bett steht doch gar nicht im Sonnenlicht?! Und bequem ist es hier auch nicht!' war meine Feststellung. Als ich dann die Augen öffnete erkannte ich die Ursache. Ich war nachts aus dem Bett gefallen und lag nun zusammengerollt auf dem Fußboden. Ich warf einen kurzen Blick auf die Uhr und entschied mich dazu noch ein wenig in meinem Bett zu schlafen. Ich rappelte mich vom Boden auf und wollte mich gerade ins Bett legen, doch da lag komischerweise schon jemand. Einmal quer über die Matratze gelegt hatte er sich. Wer auch immer dort lag, hatte sich schön in meine zweite Decke gekuschelt und so konnte ich nicht sehen, wer da seelenruhig schlief, noch nicht. Na gut. Mir blieb wohl nichts anderes übrig als aufzudtehen. Ohne jegliche Vorsicht ging ich aus dem Zimmer und ging in die Treppen hinunter. In der Küche füllte ich mir ein Glas Orangensaft und ging dann weiter durchs Wohnzimmer auf die Terrasse. Es war ein kühler Morgen, ich fröstelte, doch ich wollte nicht reingehen. Also nahm ich in einem Gartenstuhl Platz und checkte mein Handy. Eine neue Nachricht "Guten Morgen Frau Höft. Wäre es Ihnen Recht, wenn Sie heute schon einige Fotos machen könnten? Unser Geschäft hat einen Termin mit dem Fotographen von 11 bis 17 Uhr. Wenn Sie es also einrichten könnten vorbei zuschauen. Mit vielen Grüßen Brigitte Mai."  Das würde super passen. Es war erst halb 9 und geplant hatte ich für heute nichts. Ich tippte meine Zusage ein. "Na, schreibst mit deinem neuen Lover?" Ich erschrak mich zu Tode. "Mensch Marco! Nein, welchem denn bitte?" "Wie wär's mit dem von gestern oder du nimmst einfach Erik. Der redet ja so schon im Schlaf von dir." Jetzt hasste ich mich, aber was sollte ich tun? "Ich habe mit meiner Chefin gesprochen, wann ich denn meine Modelkarriere starten kann!", redete ich um das Thema herum. "Du und Model? Na dann. Die Figur dazu hast du ja." Marco schaute mich von oben nach unten an. "Soll ich dich begleiten oder macht Erik das schon? Wo ist der eigentlich?" Erik war weg? "Ach du Scheiße!", rutschte es mir heraus. "Was?", hakte Marco sofort nach. "Ich glaub, ich weiß wo Erik ist. Nimm dir einen Becher Wasser und komm mit!" Gesagt, getan. Marco nahm sich ein mit kaltem Wasser gefülltes Glas und folgte mir die Treppen hinauf in mein Zimmer. Im Zimmer flüsterte Marco: "So wie der hier liegt hast du hier unmöglich geschlafe."  Ich schüttelte den Kopf und zeigte auf den Boden, wo noch immer meine Bettdecke lag. Danach zeigte ich wieder auf Erik, der seelenruhig in meinem Bett schlief. Marco verstand und schlich zum Bett hinüber. Langsam leerte er das Glas über Eriks Nacken. Erik schreckte hoch und stieß einen kurzen lauten Schrei aus. "Du Sack!" schrie er dann zu Marco und verfolgte ihn durchs Haus. Es war sehr lustig anzusehen.

Nach gefühlten Stunden setzten sich die beiden zu mir an den Esstisch, ich hatte mich während der Jagd geduscht, Zähne geputzt und das alles. "War es denn schön wieder in meinem Bett zu schlafen?" "Joa", nickte er. "Ich weiß aber auch nicht, wieso ich da lag." "Junge. Wenn du im Schlaf schon von ihr redest, dann ist das Schlafwandeln auch nicht mehr weit!", warf Marco dazwischen. "Danke für diese Erleuchtung, Marco!", funkelte Erik Marco böse an und zu mir gewandt: "Melli? Habt ihr Kopfschmerztabletten?" "Weiß nicht. Aber bestimmt!" ich stand vom Tisch auf und suchte in den Schränken nach Schmerztabletten. "Darf man als Fußballer überhaupt so viel trinken?", fragte ich nebenbei. "Eigentlich nicht, aber wir haben Sommerpause. Bundesliga geht erst in zwei Wochen wieder los" "Dann fahrt ihr nächste Woche wohl ins Trainingslager. Und wo geht's diesmal hin?" "Ja, am Wochenende geht es los. Wohin wissen wir nicht. Soll eine Überraschung werden." "Dann viel Spaß und hier die Kopfschmeztabletten!" Nach einer langen Suche habe ich sie doch noch geunden: in einer Dose neben einer Weinflasche. Hätte man drauf kommen können. Erik nahm sich ein Glas Wasser und schluckte die Tablette runter. "Ich muss los. Bis irgendwann. Ihr könnt euch vor den Fernseher setzten oder sonst was machen, aber lasst das Haus heile!" Ich schlüpfte in meine Schuhe und zog mir eine dünne Jacke über. Schon war ich aus dem Haus und auf dem Weg zu einem Fotoshooting. Vorher ging ich noch zum Becker und holte mir einen Cappuccino. Danach stellte ich mein Auto vor dem Geschäft ab. Ich stieg aus und betrat das Gebäude in Schlabbersachen, Autoschlüssel in der einen und Handy und Cappuccino in der anderen Hand. Im Raum war eine große grüne Leinwand aufgebaut, dazu noch ein kleiner Laufsteg. Links von der ganzen Kulisse stand Frau Mai mit einem gutaussehendem jungen Mann. "Guten Morgen Frau Mai." begrüßte ich sie. "Morgen, aber wir können uns auch duzen. Ich bin Brigitte", sie reichte mir ihre Hand. "Melli!", schüttelte ich ihre Hand. "Das hier ist mein Sohn JAson." Sie deutete auf den Jungen neben ihr. "Er wird den Bräutigam auf den Fotos spielen."  "Hi!", begrüßte mich Jason. Er sah wirklich gut aus. Dunkelbraune Haare, blaue Augen, groß, muskulös. Einfach perfekt. Der Fotograph kam zu uns. "Guten Tag. Ich bin Nico. Wir müssen anfangen. Melli? Da hinten ist die Maske. Dort werden deine Haare gemacht und dieser ganze Kram halt. Wir fangen mit den Brautjungfersachen an." sprudelte es aus ihm heraus, dann zog er auch schon Jason mit zur Leinwand um mit den ersten Fotos zu beginnen.

Chaos in Dortmund- abgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt