30.

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Nach dem Frühstück nahm ich eine warme Dusche und fühlte mich wieder richtig sauber, da ich die letzten Tage nur im Bett liegen durfte. Dick eingepackt öffnete ich die Haustür: "Ich bin weeeeg!", rief ich die Treppen hoch, wo ich Erik vermutete, doch er kam geradewegs aus der Küche. "Viel Spaß und lass deinen Kopf nicht hängen. Das steht dir nicht.", schmunzelte er. "Und du solltest mehr lächeln." Sagte ich im Gehen und drehte mich noch kurz um, um ihm meine Zunge herauszustrecken.

Im Auto bekam ich dann auch schon einen Anruf. Ich schaltete die Freisprechanlage an und wartete auf den Sprecher. "Schwesterherz!", ertönte es und ich wusste, wer es war. "Leon. Was soll ich tun?" "Wieso weißt du, dass du was tun sollst?" "Kein Mensch sagt Schwesterherz, außer er will etwas und lässt das ganze ironisch klingen oder er hat keine Ahnung und schreibt es in einer FanFic.", klärte ich meinen jüngeren Bruder auf. "Dann weiß ich ja Bescheid. Willst du mich nicht besuchen kommen?" "Warum sollte ich?" "Damit du dich besser fühlst!" Ein fettes Fragezeichen stand in meinem Gesicht. "Weil ich eine Erkältung habe oder eher hatte?" "Nein. Das mit Jason." "Was ist mit Jason? Du machst mir Angst. Ich bin auf dem Weg zu ihm." Unbewusst drückte ich mehr aufs Gas. "Oh, er hat es dir noch nicht gesagt?" "Leon! Sag endlich was los ist. Muss ich Angst haben?" "Ich sag dir nichts, das macht Jason sicher gleich. Du musst aber keine Angst haben. So schlimm ist es nicht.", versuchte mich mein Bruder zu beruhigen. "Und warum weißt du Bescheid?", meine Laune änderte sich von fragend, zu panisch und jetzt zu misstrauisch. "Du kannst ihn danach fragen, ich sage nichts. Ruf an, wenn du doch zu mir nach Leverkusen kommen willst!" Und schon hatte er aufgelegt. Ihn erneut anzurufen würde nichts bringen.

Schon stand ich in der Auffahrt von Jason und seiner Schwester, die ich immer noch nicht kennengelernt habe. Das trotz einer dreimonatigen Beziehung. Obwohl waren das schon 3 Monate? Die Zeit verging.
Mit einem mulmigen Gefühl näherte ich mich der Haustür und klingelte. Niemand öffnete. Spaß. Nach einiger Zeit ging Jason zur Tür und machte mir auf.
"Du willst mit mir reden?", fragte ich beim Eintreten. Jason schloss die Tür und ging ohne ein Wort in die Küche. Ich folgte ihm, nachdem ich meine Schuhe ausgezogen hatte. "Ja? Ich warte auf eine Antwort!" So langsam reizte er mich. "Setz dich.", murmelte mein Freund nur und zog Gentelmanlike den Stuhl zurück. Zögerlich setzte ich mich. "Und jetzt?" "Lass mich doch auch reden." "Ist ja gut. Schieß los!" "Es ist so, dass ich viel mit der Arbeit zu tun hatte in den letzten Tagen -" "Das ist alles?", unterbrach ich ihn ungläubig "und deswegen konntest du keine Zeit mit mir verbringen? Hättest du es mir nicht sagen können?" "Warte doch mal!", Jason schien sauer zu sein. "Es war nicht so einfach zu gehen. Ja? Weißt du wo Sarajevo liegt?" "Was hat denn jetzt Bosnien damit zutun? Erklär es mir!", er redete mir in Rätseln und wir waren beide angepisst von einander. "Ich war dort, weil ich da ein Angebot bekommen habe. Als Chefkoch." Ich konnte nur die Stirn runzeln. Auch dies hätte er mir mitteilen können. Kurzum verschränkte ich meine Arme vor der Brust und lehnte mich zurück. "Ich wollte dir nichts sagen, weil ich Angst vor deiner Reaktion hatte. Ich hatte Angst, dass du Schluss machst, obwohl es nicht einmal feststeht. Mensch Melli, ich liebe dich!" Die Worte schwirrten in meinem Kopf. Meinte er das ernst? "Wie kommst du darauf, dass ich dich verlassen würde?", hakte ich nach. "Ich weiß es nicht so genau. Aber ich weiß, dass du keine Fernbeziehung leiden kannst. Versteh mich doch. Ich wollte dich nicht verlieren nur weil ich im Ausland auf unbestimmte Zeit war." "Mhh. Und was ist aus der Zeit geworden?" "Sie werden sich noch beraten und ich kriege in einer Woche bescheid. Wenn es klappt dann darf ich noch zwei Monate bleiben und dann werde ich gehen." "Und du wirst definitiv gehen, wenn du ausgewählt wirst?" "Ich denke schon. Ich werde dich dann zwar unglaublich vermissen, aber ich weiß dass du in guten Händen bist." Jasons Stimme war traurig, er griff über den Tisch nach meiner Hand. "Ich gönne dir die Chance. Dann lass und die nächsten zwei Monate mal zu den besten Monaten machen!" "Du bist mir nicht sauer?" "Nein, ich kann dir nicht sauer sein." Ich drückte seine Hand leicht.
"Wollen wir jetzt backen? Ich hab Hunger!" "Du hast immer Hunger!", bemerkte mein Freund lachend. "Naja, Essen war in den letzten Tagen auch kaum möglich" "Was? Wieso?" "Hatte Grippe und war nicht hungrig und so was halt." "Ich hätte mich echt melden sollen, aber ich hatte in Sarajevo kein Internet und viel zu hohe Telefonkosten. Es tut mir echt leid, dass ich nicht für dich da sein konnte." "Ist nicht so schlimm, mir geht es ja jetzt wieder besser." Dass es wie durch Zauberhand geschah, als Erik kam ließ ich aus. Dafür war er mir zu wichtig und ich wusste genau, wie Jason auf Erik reagierte.
"War wenigstens Erik da, wenn ich es nicht sein konnte?" Ich stutzte. "Ja, wieso?" "Ich bin nicht dumm. Ich weiß, dass er was von dir will, aber ich weiß, dass er immer für dich da sein wird, weswegen ich mir auch keine Sorgen um dich machen brauch, wenn ich in Bosnien bin. Erik ist ein netter Mensch und er hat auch sicherlich jemanden wie dich verdient." "Jason lass es. Ich habe dich und der Rest ist mir echt egal. Erik kann warten." Wie Recht ich doch mit der Aussage hatte. "Ja er wird warten." "Jason! Kannst du bitte aufhören zu denken, was würde kommen. Ich bin hier mit dir und das zählt. Noch bist du nicht weg. Und jetzt backen wir!"
Ich stand auf und gab ihm einen kurzen Kuss. Dann schritten wir zur Tat und backten ein paar Plätzchen.

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Na wer hat es sich gedacht? Es tut mir leid wenn Jason so 'aarrgh' rüberkommt, er soll ein echt liebenswerter Mensch sein. Mein Fokus auf liebenswert ist leider irgendwann nur noch auf Erik beschränkt gewesen, aber Jason ist fast genau so toll. Melli ist auch wirklich glücklich in der Beziehung, wenn Erik sie nicht doch irgendwie beeinflussen würde. Wenn die Story abgeschlossen ist, werde ich sie sicherlich noch einmal überarbeiten :)

Chaos in Dortmund- abgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt