4.

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Ich aß wenig, denn ich war noch ein wenig mit den Nerven vom Umzug am Ende. 'Nachher auch noch zum Training. Ob ich das überlebe?', dachte ich mir die ganze Zeit über. "Hey Erik. Wenn ich dich schon fahre, hast du denn auch dein Zeug dabei oder müssen wir erst bei dir vorbei?", fiel es mir dann so ein. "Meine Tasche ist gepackt und liegt im Auto!" "In welchem Auto?", fragte Malte belustigt. "In Marcos... Shit!" Wir lachten Erik aus, er selbst fand es nicht schlimm sondern lachte über seine eigene Dummheit. "Dann schreib Marco, dass er deine Sachen mit zum Training nehmen soll.", schlug Tobi nach einer Ewigkeit vor. "Gute Idee!", bedankte sich Erik und kramte sofort sein Handy hervor. Nach einiger Zeit schaute er wieder hoch "Marco fragt, ob ihr heute Abend Bock auf Feiern habt." Wir WG-Mitglieder schauten uns kurz an und nickten dann einstimmig. "Ich brauche aber noch ein Kleid!", protestierte Alice. "Ich auch!", jammerte ich. "Lass Erik einfach beim Training absetzen und dann shoppen fahren. Ist doch in Ordnung?" Ich sah Erik freundich an. "Klar, aber nur wenn du mich wieder abholst. Marco hat seine Sachen schon bei Mats und ich wohne andere Richtung und mein Auto steht auch zuhause" "Du bist so bescheuert, ey! Dann ruf an, wenn wir dich holen sollen!", sagte ich leicht genervt, denn seine leicht schleimerische und angeberische Art konnte ich nicht ausstehen. "Ich habe deine Nummer aber nicht", sprach Erik kleinlaut Ich gab ihm daraufhin meine Nummer und stand auf. Ich ging die Treppen hoch in mein Zimmer und öffnete die Türen meines Kleiderschranks. "Was ziehe ich zum Shoppen an?", fragte ich mich selbst. Anschließend entschied ich mich für eine kurze Hose, ein weites Top und meine grauen Chucks. Danach packte ich mein Handy, das Portmonnaie und die Schlüssel in meine Handtasche. Leise verließ ich mein Zimmer und klopfte vorsichtig an Alice Zimmertür. Sie bat mich herein und wir suchten ihr noch was zum Anziehen heraus ehe wir das Haus gemeinsam mit Erik verließen und ins Auto stiegen. Erik setzte sich netterweise auf die Rückbank und Alice kam nach vorne zu mir. Ich startete den Motor und fuhr zum Trainingsgelände.

Kaum waren wir vor den Toren angekommen, stellte sich uns auch schon ein Wachtmann in den Weg. Es schien also kein öffentliches Training zu sein. "Bleibt ruhig. Ich mach das schon.", sagte Erik mit sanfter Stimme. 'Der will hier auch einen auf cool machen!' "Wir können dich hier auch einfach rauslassen und weiterfahren!", stellte ich meinen Standpunkt klar, Erik öffnete die Autotür und ging auf den Wachmann zu, der ihn auch sofort vorbei ließ. Ich ließ noch kurz das Fenster runter und rief Erik hinterher: "Ruf an, wenn ihr fertig seid oder such dir ne andere Fahrgemeinschaft!" Er lächelte gekünstelt und ging weiter, "Den sind wir dann auch los. Auf zum Shoppen!" ließ ich das Fenster wieder hoch und wir fuhren in die Stadt. Dort angekommen klapperten wir einen Laden nach dem anderen ab. Für mich fanden wir schnell ein passendes Outfit. Es war ein blaues Kleid mit breiten Trägern und schwarzen Perlen am Kragen. Das Kleid war talliert und ging mir bis kurz oberhalb der Knie. Um für Alice ein Kleid zu finden standen wir plötzlich in einem Geschäft, das für besondere Anlässe Kleider da hatte. Ich konnte es mir nicht nehmen und probierte ein Brautkleid an. Es saß perfekt und alle in diesem Geschäft kamen und betrachteten mich. "Da an Ihnen das Kleid so wunderschön aussieht erhalten Sie einen Rabatt!", kam die Eigentümerin auf mich zu. "Danke für dieses Angebot. Leider muss ich sagen, dass ich das Kleid nur zum Vergnügen angezogen habe. Vielleicht komme ich irgendwann auf dieses Angebot zurück" "Wenn das so ist. Dürfen wir Sie dann vielleicht als Model buchen? Ihnen stehen vermutlich auch die anderen Brautkleider und wir bräuchten dringend Ersatz und die Werbeprospekte sollten bis Ende diesen Monats fertig werden." Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen und zu antworten. "Das wäre wirklich... wunderbar. Ich werde Ihnen meine Handynummer geben und dann können Sie mir jegliche Infos zukommen lassen. Aber jetzt muss ich mich um ein Partyoutfit für meine Freundin kümmern.", entschuldigte ich mich. "Ist das Ihre Freundin?" Die Verkäuferin zeigte auf Alice. Ich nickte und sofort verschwand die nette Frau in einem Hinterzimmer. Dann kam sie mit einem rosé farbenen Kleid wieder. "Eigentlcih war das Kleid für eine Brautjungfer bestimmt, doch die Hochzeit wurde leider abgesagt. Ich glaube es würde Ihrer Freundin super passen." Sie reichte mir das Kleid und ging auf Alice zu. "Hier", reichte ich das Kleid an sie weiter. Alice konnte sich einen Freudenschrei nicht verkneifen und rannte gleich darauf in eine Umkleide. Sie sah wunderschön darin aus. Das Rosé betonte ihre leicht gebräunte Haut und ihre Locken passten auch super dazu. "Was hast du eigentlich an?", fragte sie mich nachdem ich mich mit dem Brautkleid in die Kabine zwängte. "Sagen wir... ich trage meine neue Arbeitskleidung." Alice schaute mich verwundert an "Ich werde hier demnächst modeln. Aber das ist Nebensache. Du siehst spitze in dem Kleid aus!" "Ich hoffe Malte sieht es genauso." "Ich wusste es! Du stehst auf ihn!", lachte ich. "Oh, habe ich das gerade laut gesagt?" Ich nickte bestätigend und konnte ein Lächeln nicht vermeiden. "Ach komm, er mag dich bestimmt auch!", machte ich ihr Mut, da sie deprimiert auf den Boden schaute. "Meinst du?", sah sie mich mit glänzenden Augen an. "Hast du schon mal gesehen, wie er dich anguckt? Er schaut ständig zu dir herüber. Wirklich immer!" "Das sagst du doch nur so!", versuchte sich Alice der Realität zu entziehen. "Alice! Wenn ich es sage, dann stimmt es auch! Du weißt wie schlecht ich lügen kann!" "Weißt du Melli, du bist die beste Freundin auf der ganzen Welt!" Ich lächelte und umarmte sie fest. "Aber jetzt raus hier sonst kriege ich Platzangst!", versuchte Alice sich aus der Umarmung zu lösen. Ich drückte ihr noch schnell einen Kuss auf die Stirn und huschte dann aus der Umkleide. Danach suchte ich mir eine Kabine und zog das Kleid wieder aus. Ich konnte es noch gar nicht fassen, ich hatte mal eben so einen Job als Model bekommen. Ich zog mir meine normalen Sachen wieder an und wartete auf Alice. Sie brauchte in Allem was sie tat einfach länger als andere. Als sie endlich fertig war gingen wir an die Kasse und bezahlten. Das Kleid war unverschämt teuer, doch Alice konnte es sich leisten. Ihre Eltern hatten ihr eine Menge Geld überwiesen und dann würde sie nach den Ferien auch eine Ausbildung als Immobilienkauffrau beginnen. Ich würde im September als Finanzbeamtin anfangen. Dann hatten wir das mit den Kleidern auch geschafft. Schuhe brauchten wir glücklicherweise keine mehr.

Chaos in Dortmund- abgebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt