#2 Just because he wants to

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Pov Jimin

Ich hörte Schritte auf der Treppe. Yoongi war immer noch hinter mir im Bad und ich war einfach dort stehen geblieben, versuchte das brennen meiner Wunde zu ignorieren. Mein Blick lag leer auf dem Teppichboden, mein Kopf war leer. Woran sollte ich schon denken? Ich wollte ins Bett, mich unter der Decke verstecken und heulen. Schreien und meine Tränen heraus pressen. Doch ich konnte nicht schreien, selbst mein Weinen würde jemand hören und selbst wenn nicht, würde mich Yoongi nach ein paar Minuten aufsuchen, weil er entweder Sex oder mich kontrollieren wollte.

Das beschrieb unsere Beziehung ganz gut. Irgendwann in den letzten Monaten hatte es angefangen, das mit ihm und mir. Ohne groß Drumherum zu reden, diese Beziehung bestand aus Sex und hielt sich durch Lust am Leben. Wann immer er es wollte, wo immer er es wollte und wie immer er es wollte. Ich war ihm unterlegen, trotzdem wurde ich nicht von ihm gezwungen. Ich wehrte mich nicht, warum auch, ich liebte ihn. Das beste, was mir passieren konnte in dieser Situation. Er behandelte mich wie ein Spielzeug, machte mit mir alles, was er wollte. Und ich ließ es einfach zu, denn ich konnte es nicht leugnen, ich war süchtig nach seinen Berührungen geworden. Selbst an seine wilde, fast schon perverse Art hatte ich mich schnell gewöhnt. Obwohl ich ein Schwächling war, obwohl ich klein und zerbrechlich war, wurde ich behandelt, als würde ich alles aushalten.

Ich seufzte und sah an dem männlichen Körper auf, der sich vor mich gestellt hatte. Leer sah ich in die braunen Augen Jungkooks. Der jüngere betrachtete mich mit Respekt und sah an mir herunter. Diese Situation war komisch und ich wollte an ihm und der Treppe vorbei, um über den Flur in mein Zimmer zu gelangen, doch er griff mich am Oberarm. "Du hast es schon wieder getan, oder? Du warst länger als sieben Minuten im Bad." Seine Stimme war kleinlaut, er wusste dass er mich leicht reizen konnte mit diesem Thema. Ich wich von ihm, schüttelte seine Hand ab, die mir zu nah an meiner Wunden platziert wurde.
"Es ist alles gut." Sagte ich und zwang mich zu einem gefälschten Lächeln. Es war nicht mehr von meinem echten zu unterscheiden, so lange hatte ich es schon gespielt.

Jungkook war der einzige unter 6 Leuten, die mit mir im Haus wohnten, der das mit Yoongi wusste und wusste, was ich im Bad machte, wenn ich länger als sieben Minuten brauchte. Damals, als ich es das erste mal getan hatte, war ich am nächsten Tag zu ihm gerannt und hatte ihm gesagt, 'Ich glaube etwas stimmt mit mir nicht, das habe ich gestern gemacht.' Hatte ihm meinen Arm gezeigt, den ich einen Tag zuvor mit der Schere zerkratzt hatte. Er war mein einziger Gesprächspartner, neben Yoongi, dem ich wirklich viel über mich erzählte. Es war komisch über meine Gefühle zu reden, da ich keine Schwäche zeigen wollte. Dennoch wollte ich ein Vorbild für ihn sein, wollte ihm zeigen, dass, egal was passierte, er nicht so einen Dreck mit seinem eigenen Körper machen sollte. Redete ihm in schlechten Zeiten ein, dass er perfekt war, nicht hässlich und er sich nicht für sich selber schämen sollte. Mal wieder, absurd.

Man redet es anderen ein, doch stirbt innerlich an den selben Sorgen. Ein nicht ausreichender Körper, zu wenig Selbstvertrauen, egal was es war. Das größte Problem ist, dass man immer an dieses Thema erinnert wird. Wenn dir jemand sagt, dass er traurig ist, denkst du an die dunklen Nächte, in denen niemand da war. In denen du dir Leid zugefügt hast, nur damit es wieder niemand und niemand merkt.
But pain is beauty and there's beauty in everything, right?

"Ist es nicht. Hör doch auf, es mir immer wieder zu sagen. Wie tief ist es diesmal, was war der Auslöser?" Er packte zögerlich meinen Arm und zog schwach daran, er hatte so viel Respekt vor seinem Hyung. Ich war genervt. Er würde es doch nie verstehen. Sie waren der Auslöser, die Menschen, meine Hyungs und besonders Yoongi. Was es auch war, es machte mich traurig. Es gab wenig, dass ich genoß.
Demonstrativ hielt ich ihm meinen Unterarm vor die Augen, sodass er es sehen musste. "Hier, schau selbst." Keifte ich ihn an. "Tschuldigung." Brummte ich dann, als ich sah, dass er blass wurde.
"Du musst das verbinden, willst du es nicht doch Hyung sagen?" Ich wusste, wen er mit diesem betonten 'Hyung' meinte.
"Nein, Jungkook und das wirst du auch nicht!" Zischte ich und drückte meinen Arm wieder an die Stelle an meinem Bauch. Wir hatten einen Deal gemacht: Wenn es nicht schlimmer wurde, würde er es niemandem erzählen. Doch mit der Zeit konnte ich mich immer weniger kontrollieren und meine Schnitte wurden tiefer, da ich erst später den Schmerz spürte. Ich dachte immer, dass ich ohne Schmerzen immer tiefer scheiden konnte, aber mein Körper hatte sich einfach schon darauf eingestellt, sodass er Taub wurde, wenn die Klinge durch meine Haut glitt. Traurig, dennoch mir egal.

Der jüngere seufzte, ich wusste, dass es ihm schwer fiel, mich so zu sehen und es dabei den anderen zu verschweigen. "Jin hat mich geschickt, um euch zum Essen zu holen. Sagst du es Yo-"
"Essen?" Rief der ältere hinter uns freudig und riss die Tür zum Badezimmer auf. Ich erschauderte unter seiner Stimme und blieb erstarrt in meiner Position.
Wenn er mich jetzt sehen würde, wäre alles vorbei.
Wenn er mich jetzt sehen würde, würde er den roten Blutfleck an meinem T-Shirt sehen. Mein Herz klopfte ungesund stark gegen das Innere meines Brustkorbs.
"Sag Jin, dass wir kommen." Sagte Yoongi herrscherisch zu dem jüngeren, der darauf augenblicklich nach unten verschwand. Wie konnte er mich alleine lassen? Was war, wenn er es sah?

Yoongis Arme schlangen sich von hinten um mich und streiften somit meinen verletzten Arm, worauf ich erschrocken aufzuckte. Ich konnte seinen Atmen an meinem Ohr spüren, er beobachtete mich.
"Warum so angespannt Jiminie? Was ist los?" Fragte der schwarzhaarige gespielt bemitleidend.

Das vermittelte ein viel zu schlechtes Bild von ihm. Eigentlich war er gar nicht so, denn eigentlich war ich anders zu ihm. Ich ging auf seine Späße ein und wir neckten uns gegenseitig, was die Schmetterlinge in meinem Bauch zum Leben erweckte. Doch ich fühlte mich nicht danach, über irgendetwas zu spaßen oder irgendwelche belanglosen Witze zu reißen.

"Nichts, ich habe Hunger." Gab ich zurück und ließ ein Lächeln meine Lippen umspielen. So, wie einstudiert und die Schmerzen in meinem Arm völlig ausradiert. "Dann lass uns doch runter gehen." Hauchte er und eine Gänsehaut überfiel meinen Rücken. Er drehte mich auf dem Absatz zu sich und nahm mein Kinn zärtlich mit seinen Fingern auf, sodass ich gezwungen war, ihn anzugucken. Meine Augen wurden groß, mein Herz raste. Diese Nähe war unbeschreiblich. "I-ich muss mir noch eine Jacke holen, m-mir ist kalt!" Stotterte ich leise, versuchte mich von ihm zu drehen. Solange er in meinem Blick gefangen war, bestand keine Gefahr darin, dass er meine Wunden sah. Doch wenn er sich von mir löste, würde er an mir herunter schauen, ich kannte seine Routinen.

Er gab mir keine Antwort, lächelte kurz vor meinen Lippen und küsste sie zärtlich. Wenn es doch für immer so sein könnte. Wenn er doch immer so sein könnte. So war es doch viel schöner, als immer wild aufeinander zugehen.
Viel zu schnell löste er sich von mir, blieb meinem Gesicht jedoch nahe. Was sollte das, warum hatte er die volle Kontrolle über mich?
"Heute will ich aber Nachtisch." Raunte er. Seine raue Stimme ging durch jede Faser meines leblosen Körpers. Unter ihm, unter seinen Berührungen, seinen Taten, wurde ich für kurze Zeit wieder lebendig.
"Was für einen Nachtisch?" Fragte ich geistesabwesend, mit den Blick auf seine Lippen gerichtet, hätte mich selber schlagen können, für diese dumme Frage.
"Tu nicht so unschuldig. Du weißt genau, was ich meine." Er biss sich auf die Unterlippe.
"Natürlich, sicher, was auch sonst."
Er lachte kurz leise auf und ließ dann von mir ab. Blitzartig drehte ich mich um und ging auf gradestem Wege zu meinem Zimmer. An der Tür schaute ich nochmal nach ihm. Er guckte mich undefinierbar an, sein Lächeln war verschwunden. So etwas kam öfter vor.

"Hyung, wie viel hast du von meinem Gespräch mit Jungkook mitbekommen?" Fragte ich, denn ich wollte nicht, dass das der Grund für die Undefinierbarkeit seines Blickes war.
"Ich habt geredet?" Lachte der ältere kaum hörbar auf, lächelte dann aber sanft, "Nein, nicht viel. Ich belausche dich noch nicht."
'Noch nicht' wann würde er wohl damit anfangen?

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[Danke für's kommentieren und Voten]

Heyyhoo~
Ich hoffe ihr habt alle noch einen angenehmen Sonntag ;3
Falls ihr fragen habt, schießt los~
See ya soon♡

「 angel 」 - yoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt