"Du musst die Hunde töten.", der Ernst in Caileans Stimme ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Ich nickte kurz. Unter den Hexen des Zirkels brach getuschel aus. "Murga setzte diese Wesen frei um ihre Grausamkeit und Macht unter Beweis zu stellen. So gehorchte ihr das Volk!", die krächzige Stimme einer Ältesten ertönte. "Ich bin NICHT Murga!", sie fuhr zusammen. "Wir müssen diese Monster loswerden und wenn niemand eine bessere Idee hat, werde ich eine Truppe zusammenstellen, die die Monster töten.", ich sah zu Dorran hinter der Glastür, er sah mich mitfühlend an. Was hätte ich nur dafür gegeben ihn bei dieser Sache an meiner Seite zu haben, doch dem Zirkel durften nur Hexen beiwohnen. Ich entließ die anderen und Liosa, Cailean und Dearbhail folgten mir zu Dorran. Dearbhail sah besorgt zu Boden. "Ich weiß, es ist schrecklich diese Tiere zu töten. Doch wir haben keine andere Wahl, entweder sie oder unser Volk.", sie nickte kurz, ich legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Also ist es entschieden. Ich werde Truppen zusammenstellen.", Dorran drehte sich um und ging, ich streckte meine Hand nach ihm aus und stolperte ihm unbeholfen nach, doch er war bereits im Treppenhaus. Meine Finger berührten das kalte Glas des Fahrstuhls als ich draußen meine Stadt betrachtete. Ich sah die Leute wie kleine Ameisen auf den Straßen, sie waren unruhig. Ich versuchte mir einzureden, dass es die richtige Entscheidung war die Hunde zu töten und trotzdem konnte ich mir nicht verzeihen so einen schrecklichen Befehl gegeben zu haben. "Dass ist es was dich von Murga unterscheidet!", ich drehte mich um und sah in Caileans gelbe Augen. "Was meinst du?", "Du hast ein Herz, du fühlst Schmerz, Reue und Hoffnung. Murga hatte keine Gefühle ihr Herz war wie Stein.", sie schenkte mir ein verlegenes Lächeln. Ich schöpfte etwas Kraft aus ihren Worten und ging langsam auf die Tür zu. "Chio, ich werde eine Weile weg sein.", ihre Worte waren wie ein Messer, das mir von hinten in den Rücken stach. Ich blieb stehen und drehte meinen Kopf leicht in ihre Richtung. "Daran lässt sich wohl nichts ändern.", ich versuchte die Enttäuschung so gut es ging zu überspielen, doch Cailean bemerkte es natürlich. Ich ging aus dem Raum, in Richtung des Fahrstuhls. Ich brauchte etwas frische Luft. Ich drückte den obersten Knopf und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung. Vom obersten Stock aus waren es nur noch 56 Stufen bis hoch zum Dach. Als ich auf dem rauen Kies stand und der Wind mir durch die Haare strich konnte ich endlich durchatmen. Ich strich mir über die Flügel und schüttelte sie ein wenig um wieder Blut in diese ungewöhnlichen Körperanhänge zu bekommen. Dann breitete ich meine Flügel aus und stieg in die Luft, es fühlte sich ungewohnt und schwerfällig an. Also landete ich wieder. Doch ich musste fliegen um den Kopf frei zu bekommen und vielleicht um Dorran zu sehen, der sich auf der Jagd befand. Also rannte ich los, die Dachkannte kam immer näher doch ich hatte keine Angst, ich rannte schneller sprang ab und fiel in die Tiefe. Es war ein fabelhaftes Gefühl als ich so ungebremst in die Tiefe stürzte. Ich hatte die Augen geschlossen und als ich sie öffnete sah ich wie die Dächer der anderen Häuser immer näher kamen, kurzerhand breitete ich meine Flügel erneut aus und segelte über die Dächer der Stadt. Ich sah nicht zurück, ich wollte nicht sehen wie sie versuchte mich aufzuhalten, oder eben auch nicht. Ich flog über den dunklen Wald, meine Augen scannten die Gegend. Als ich eine Anomalie wahrnahm, wusste ich zuerst nicht was es war. Es schien ein rascheln in den Bäumen zu sein. Schreie drangen an meine Ohren, leise, vom Wind zu mir getragen. Ich sank etwas und suchte die Stelle ab, zwischen dem dichten Kronendach sah ich etwas aufblitzen, ein Auge, blutrot und hasserfüllt. Ich schlug kräftig mit den Flügeln und sah etwas, was kein Mensch war. Doch einer der Hunde war es genauso wenig. Es war etwas großes. Fledermausähnlich hockte es in den Ästen und sah mich nun erschrocken an. Hinter uns drangen wieder die Schreie aus dem Gehölz. Ich blickte nach hinten und sah nur noch aus dem Augenwinkel, wie das Fledermaus-Ding in den Schatten verschwand. "Hijaa!", die Stimmen wurden lauter, ich sah die Männer mit großen Pistolen, sie versuchten die Hunde aufzuscheuchen. Ein schmerzerfülltes jaulen durchzog plötzlich die Nacht und es ging mir durch Mark und Bein. Ich schnellte hoch in den Nachthimmel und sah sie. Eine Wand aus purer Energie und die Hunde wurden geradewegs dort hinein getrieben, wo sie jämmerlich verreckten. Ich wendete den Blick ab, ich konnte mir diese Quälerei nicht ansehen. 'Natürlich sie hatten Menschen getötet doch lag es nicht in ihrer Natur? So wie es in unserer liegt, alles zu vernichten was auch nur im entferntesten eine Bedrohung sein könnte? So war es bereits mit den Drachen gewesen. Sie hatten den Menschen nichts getan, sie nicht grundlos angegriffen. Alles was sie wollten war überleben, ihre jungen großziehen und ihr Eigentum beschützen, war es nicht dasselbe mit den Menschen und Humanoiden? Doch sie sehen nur spitze Krallen und scharfe Zähne und schon müssen sie ausgerottet werden. Es war ja sowieso ein scheiß Wunder, dass die Leute hier noch nicht auf die Idee gekommen waren eine Hexenjagd zu veranstalten, so wie in meiner Welt. Denn die Menschen und alle die auch nur im entferntesten wie sie denken haben immer nur das eigene Wohl im Sinn. Sie leben in Furcht und um diese Furcht zu verstecken bauen sie sich Waffen uns Mauern.'. Ich atmete tief durch, ich musste mich beruhigen. Mit einem tiefen Seufzer machte ich mich auf den Rückweg. Als ich über die Stadt, meine Stadt, flog, fragte ich mich was ich hätte tun können um diese armen Geschöpfe zu retten. Doch mir fiel nichts ein, ich musste die Leute beschützen, meine Leute. Man kann nicht immer das Richtige tun. Das sah ich nun ein. Zurück in meinem Turm erwarteten mich bereits Dearbhail und Liosa. Von Cailean war keine Spur mehr zu sehen. "Sie musste schon weg.", sagte Dearbhail mit gesenktem Blick. "Sei nicht wütend auf sie.", sagte Liosa und griff meinen Arm, ihre Handflächen glühten. "Soll sie doch machen, was sie für richtig hält!", ich riss meinen Arm los und ging in mein Schlafgemach. Ich holte eine Tasche hervor und packte ein paar Sachen ein. "Wo willst du hin?", fragte Dearbhail traurig. "Ich will einen Ausflug machen und ihr werdet mich begleiten!", ich nahm einen Stift und ein Blatt Papier und schrieb: ' Dorran, geliebter. Ich muss hier weg. Ich gehe zurück in meine Welt, mach dir keine Sorgen, ich werde nicht für immer weg sein. Nur für ein paar Monate vielleicht. Wenn du deine Jagd beendet hast, würde es mich freuen, wenn du mir folgst. Fürs erste habe ich Liosa und Dearbhail mit, sie werden auf mich aufpassen, soweit das Möglich ist. Ich erkläre dir alles bald, sehr bald. Du müsstest mir nur noch einen Gefallen tun bevor du uns folgst, sieh nach den Junghexen und vergewissere dich, dass sie wohlauf sind und sie nur Gutes im Herzen haben. In Liebe, Chio.'. Ich versiegelte den Brief mit einem Tropfen meines Blutes und sprach einen Zauber so dass nur er ihn öffnen könne. Dann nahm ich meine Sachen und ging mit den Anderen nach unten. Eine schwarze Limousine wartete bereits auf uns und als ich das Schnurren des Motors hörte freute ich mich darauf endlich wieder nachhause zu kommen, auf die Erde.
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Hexen- Das Erwachen
FantasiZweiter Teil der "Hexen"-Reihe Nach dem Kampf mit Murga ist nun Chioraidh die Anführerin des Zirkels. Sie versucht Gerechtigkeit walten zu lassen und die 13 Städte nach Murgas fall wieder zu stabilisieren. Der Zirkel verlangt von ihr schnellstmöglic...