Kapitel 10

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Als Pyre seine Pfote von meiner Brust nahm, spürte ich wie Erleichterung jede Faser meines Körpers durchzog. Chio lag nun mittlerweile neben mir im Bett und schlief. Sie sah so unschuldig aus wenn sie schlief. Fast so als wäre nie etwas gewesen. Ihre Miene war aufgeklart und sie schien mit sich im Reinen zu sein. Ich setzte mich vorsichtig auf. Meine Brust tat gar nicht mehr weh, zuerst fiel es mir gar nicht so sehr auf, doch dann sah ich an mir runter. Die schwarzen Linien die sich über meine Schultern zu meinem Herzen zu bahnen leuchteten. Alle sahen mich erwartungsvoll an, doch auch ich wusste nicht, was ich tun sollte oder was zur Hölle hier gerade passierte.

Ein tiefes Gefühl der Ruhe und der Schwere überkam mich und ich konnte nicht anders als mich neben Dorran zu legen. Und als ich so in meinem alten Bett lag, sah ich noch gerade so wie Pyre auf ihn zuging, doch dann konnte ich meine Augen nicht mehr offen halten und schlief ein.

Als ich aufwachte wusste ich nicht wieso, aber ich hatte ein unbändiges Verlangen nach Speck. Neben mir lag Dorran, die schwarze Magie, die sich in seinem Körper breit gemacht hatte hatte sich verändert. Sie leuchtete nun hell. Pyre stieg gerade von seiner Brust und ging zurück zu Liosa. Er sah mich an. Das erste mal seit lange fühlte ich mich mit mir im Reinen. Sein Blick ruhte auf mir. "Hast du Hunger?" Fragte ich stumpf. Ich fühlte mich, als hätte ich verlernt wie man normal mit anderen Menschen spricht. Er lächelte über meinen holprigen Versuch und setzte sich auf. Als er seinen Oberkörper bewegte verzog er seine Miene. "Stimmt etwas nicht?" Besorgnis überschwämmte mich. "Alles okay, ich muss mich nur an was auch immer das ist," Er zeigte auf die leuchtenden Linien, die zu seinem Herzen führten. "Erst mal gewöhnen." Er drückte mich an seine Brust. Seine Haut war weich und warm. Ich hatte seit einer Ewigkeit endlich wieder das Gefühl von Sicherheit, von Geborgenheit. "Du solltest mal wieder duschen!" Lachte er und knuffte mich in die Seite. Ich lachte laut drauf los, von allem was ich erwartet hatte, er schaffte es doch immer wieder mich zu überraschen. Ich stand langsam auf und ging ins Bad. Ich stellte mich ans Waschbecken. Als ich in den Spiegel sah erschrack ich. Meine Haare sie waren weiß geworden. Und auf meiner Stirn waren diese leuchtenden Linien, die Dorran auf der Brust hatte. Sie formten einen Stern. Ich schaute kurz um die Badtür zu Dorran, dieser zog sich gerade an. "Sag mal, du hast es nicht für erwähnenswert gehalten wie ich aussehe?" Fragte ich leicht besorgt. Er sah zu mir und sah meine Nervosität. Er kam auf mich zu und nahm mein Gesicht in seine starken Hände. "Du bist wunderschön." Dann küsste er mich. Wärme durchfloss meinen Körper. Ich wusste nicht was ich tun sollte, also blieb ich wie ein Reh im Scheinwerferlicht stehen. Er lächelte nahm sein Shirt und ging nach unten. Ich musste lächeln und sah ihm nach. "Ich mache uns Frühstück, irgendwie habe ich Lust auf Speck." Er zwinkerte mir zu, danach schloss sich die Tür hinter ihm. Ich stieg in die Dusche und schaltete das warme Wasser an. Es fühlte sich so gut an, wie die warmen Tropfen von meinem Kopf abprallten. Ich kaurte mich klein zusammen so dass das Wasser meinen ganzen Körper benetzen konnte. Ich weiß nicht wie fiel Zeit so vergangen war, doch der Geruch, der aus der Küche zu mir aufstiegt, beendete meine reinigende Dusche. Ich trocknete mich kurz mit Hilfe des Windes und als ich gerade dabei war ließ ich den Wind ein paar der Wolken am Himmel fortblasen. Die Sonne schien mir aufs Gesicht, doch ich hatte nicht viel Zeit um es zu genießen. "Chio? Frühstück ist fertig." Seine Stimme hallten in den leeren Fluren wieder und erfüllte mich mit Hoffnung. Ich ging aus meinen Zimmer und die Treppe zur Küche hinunter. Da waren sie, alle standen um den Tisch verteilt und sahen mich an. Auf dem Tisch selbst standen ein paar Teller mit allerlei leckeren Sachen, ein Platz am Tisch war noch frei. Ich nahm Platz und sah erneut in die Runde. Alle sahen mich an und schienen irgendetwas zu erwarten. Mein Magen brach die Stille, er knurrte laut und ich nahm mir einen Streifen des frisch gebratenen Specks. Dorran fing nun auch an zu essen. Alle atmeten erleichtert auf und fingen an sich zu bedienen. "Wir müssen noch ein leeres Gebäude finden, das passt für unser Vorhaben." Schmatzte ich und sah Dearbhail an. Sie nickte energisch, während sie sich gerade ein Stück Toast einverleibte. "Was ist eigentlich gestern passiert?" Ich schluckte und sah die Anderen an. Alle sahen betreten auf den Boden. Auf einmal, wie aus dem Nichts, traf es mich. Ich erinnerte mich an alle Momente, seit wir auf die Erde zurück gekommen waren-und ich erinnerte mich daran, dass sie tot war. Liana, mein Seelentier, war mit einem Teil meiner Seele gestorben. Mich überkam eine tiefe Traurigkeit und während ich mir gerade ein Stück Toast in den Mund steckte, fingen Tränen an über meine Wangen zu laufen.


Ich sah, wie Tränen ihre Augen füllten. Ich überlegte kurz ob ich sie in den Arm nehmen sollte. Doch es schien mir nicht der richtige Augenblick. Sie griff nach einem Stück Toast und fing gerade an es zu essen, als die erste Träne hinter ihrem Augenlid hervorquoll. Ich legte meine Hand auf ihre kleine Schulter und sah betreten unter mich. Ich konnte mir nur allzu gut vorstellen weshalb sie weinte. Nun fühlte auch ich mich traurig. Vermutlich war es nur Mitgefühl. Pyre sah und über den Tisch hinweg an. "Wir sollten bald aufbrechen. Ich habe ein paar alte Gebäude herausgesucht die wir uns anschauen könnten." Dearbhail sah zu uns auf. Dann stand sie von ihrem Platz auf und ging zur Haustür. Sie zog sich ihren schweren Mantel an und begann ihre Schuhe zu binden. Chio strich sich die Tränen von ihren Wangen und sah mit einem aufgesetzten Lächeln ihr hinterher. Meine Hand wurde kalt als sie ihre Schulter wegzog und aufstand um ihrer Freundin zu folgen. Ich sah mich kurz um und beschloss im Haus zu bleiben um mich noch etwas auszuruhen. Die schwarze Magie hatte mich doch mehr mitgenommen, als ich es erwartet hatte. "Ich werde hier auf euch warten und ein paar Schutzzauber um das Haus hochziehen." Ich hatte lauter gesprochen, als ich es gedacht hatte. Chio zuckte zusammen und drehte sich zu mir um. "Du siehst erschöpft aus. Bist du sicher, dass du mitgehen willst?" Liosa legte ihr eine Hand auf den Rücken. Sie entzog sich schnell. "Ja, ich fühle mich nur noch etwas komisch." Sie sah zu Boden und ging schnell zur Tür. Im nächsten Moment war sie schon hinter der geschlossenen Tür verschwunden. Ich ging die Treppe hoch. Im hinausgehen sah ich noch einmal zu den Anderen. Sie hatten begonnen zu flüstern. "Viel Glück." Sie sahen mich erschrocken an. "Bei der Suche nach einem Haus." Fügte ich hinzu. Sie sahen erleichtert aus und öffneten die Tür. Eine Brise umhüllte mich und ich roch frisch gemähtes Gras. Dann ging ich nach oben und legte mich noch einmal in ihr Bett. Es roch noch nach ihr. Nach ihrem Shampoo, ich hatte den Geruch noch nie so wirklich gemocht, aber nun wusste ich ihn zu schätzen, denn er bedeutete, dass es ihr gut ging. Dass sie am leben war.

Hexen- Das ErwachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt