Ihr Körper fing an sich zu krümmen. "Dorran, bitte!" Ruckartig riss sie den Kopf hoch. Ein markerschütterndes Knacken hallte in der kleinen Höhle wieder. Sie brach vor mir zusammen. Unter der eingefallenen Haut konnte ich sehen wie ihre Rippen brachen und sich neu zusammen setzten. Ihre Haut verfärbte sich schwarz und die Haut an ihrem Rücken platzte auf. Eine eitrige, dunkle Flüssigkeit kam aus den Wunden gequollen. Es stank erbärmlich nach Verwesung. Sie rollte sich auf den Rücken und schrie laut auf als ihr Kiefer brach. Das Geräusch bohrte sich mir in den Kopf. Perplex stand ich da. Es dauerte einen Moment bis ich verstanden hatte, was vor sich ging. Ich sah wie das weiße in ihren Augen verschwand und ihre Augen rot leuchteten, als sie mich ansah. Ihre Lippen rissen auf und aus ihrem gebrochenen, blutenden Kiefer schoben sich zwei Schnabelhälften hervor. Mir wurde schlecht von dem Geräusch, als nun auch ihre Arme und Beine brachen und neu zusammen wuchsen. "Du warst es." Sie richtete sich auf. Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. "Du warst es! Du hast Liana getötet! Du hast Chios Seele zerrissen! Du hast mich dazu gebracht, die dunklen Künste anzuwenden!" In mir schäumte es. Ich machte mich bereit anzugreifen. Sie machte einen unbeholfenen Schritt auf mich zu. Wieso war es mir nicht vorher aufgefallen? Sie schüttelte ihren Kopf. Es ist genau wie früher! Sie sah sich um, dann erfassten ihre roten Augen mich. Sie baut Scheiße und alle Anderen müssen sie ausbaden! Ich spürte wie die Luft sich um mich herum versammelte. Sie ließ einen kreischenden Schrei vernehmen und sog lautstark die Luft ein. Den Blick immer noch auf mich fixiert. Sie hat sich keinen Deut gebessert! Ich wollte ihr jedes bisschen Luft auf ihrem Körper entreißen. Ich lehnte mich vor und versuchte jedes bisschen Magie in meinen Adern auf dieses eine Ziel zu konzentrieren. Ein stechender Schmerz durchzuckte meinen Arm. Ein reißendes Geräusch. Mit einem saftigen Geräusch klatschte etwas gegen die Höhlenwand. Instinktiv zog ich meinen Arm zurück. Ein Fingerbreites Stück fehlte an meinem Unterarm. Der Muskel darunter, zerfetzt. Sofort quoll Blut aus der Wunde und lief meinen Arm hinunter. Ich riss den Kopf herum und sprang zur Seite. Die blutverschmierten Krallen der Kreatur kratzten über meinen Brustkorb. Hätte ich nicht reagiert, hätte sie mein Herz aus dem Brustkorb gerissen. Sie schleuderte sie mich gegen die kalte Höhlenwand. Ich konnte kurz nicht atmen. Ich war ihr offensichtlich unterlegen, wenn wir weiter so kämpfen würden. Ich musste aus der Höhle raus. Ich spannte meine großen, ledrigen Flügel aus und stieß mich vom Boden ab. Der Schmerz machte es nicht einfach konzentriert zu fliegen, aber ich wusste dass ich sterben würde, wenn wir in der Höhle bleiben würden. Die Kreatur konnte nicht schnell genug reagieren bevor ich schon über sie hinweg in den Nachthimmel geflogen war. Wie die Motte zum Licht, spannte auch sie die fledermausartigen Flügel auf und folgte mir. Der Schneesturm war schlimmer geworden. Was es nicht einfacher machte die Orientierung zu behalten. Doch es hatte auch einen Vorteil, ich war nun voll und ganz von meinem Element umgeben. Ich spürte wie die kalte, stürmische Luft meine Adern durchströmte und mir neue Kraft gab. Mein Brustkorb tat höllisch weh und mein Arm blutete, aber jetzt waren wir in meinem Terrain. Die Kreatur erschien vor mir und streckte ihre Arme nach mir aus. Ich sammelte all meine Kraft. Der Luftstoß riss ihre Flügel weg. Ein knacken hallte von den Bergen wieder, als ihr Körper gegen eine Felswand schlug. Sie schrie auf vor schmerzen und sackte ein paar Meter nach unten. Sie hatte sichtlich Probleme wieder an Höhe zu gewinnen. In einem ihrer ledrigen Flügel klaffte ein Loch. Vor Wut schäumend und unfähig zu fliegen klammerte sie sich an die Felswand. Bevor ich erneut angreifen konnte stieß sie sich ab und klammerte sich an meine Beine. Wir wurden beide nach unten gerissen. Ein bestialischer schmerz durchzuckte mich. Einer meiner Flügel war nach oben weggerissen worden. Vermutlich war er gebrochen. Ich musste mir schnell etwas überlegen, sonst würden wir beide von den spitzen Steinen im Tal aufgespießt werden. Ich stieß einen Luftstoß mit meiner letzten Kraft nach unten gegen den Kopf meiner Mutter. Ihr griff löste sich von meinen Beinen. Während sie nun noch schneller auf den Boden zuraste, sah ich wie sie weinte. Mein Fall hatte sich durch den Luftstoß drastisch verlangsamt und doch fiel ich immer noch, unfähig zu fliegen und zu erschöpft um noch einen weiteren Zauber anzuwenden. Die eiskalte Luft peitschte mir gegen die Wangen, während ich immer schneller auf den Abgrund zuraste.

DU LIEST GERADE
Hexen- Das Erwachen
FantasiaZweiter Teil der "Hexen"-Reihe Nach dem Kampf mit Murga ist nun Chioraidh die Anführerin des Zirkels. Sie versucht Gerechtigkeit walten zu lassen und die 13 Städte nach Murgas fall wieder zu stabilisieren. Der Zirkel verlangt von ihr schnellstmöglic...