Kapitel 11

152 12 0
                                        

Wir standen vor dem halb zerfallenen Gebäude aus rotem Backstein. Der Efeu hatte die Steine überwuchert und die Luft roch nach Lehm. Cailean sah mich aus dem Augenwinkel an und ich sah wie sie anfing zu grinsen.

Das Gelände war ziemlich groß, der Pächter hatte etwas von knapp 2000 Quadratmetern geredet. Ursprünglich hatte hier wohl einmal ein großes Herrenhaus gestanden, doch davon waren nur noch die Ruinen zu sehen. Durch die Verwahrlosung des Geländes hatten wir nicht viel bezahlen müssen und nach einem kleinen Zauber von Dearbhail, hatte er uns das Gelände wegen der hohen Bärengefahr geschenkt. Bären, ich lachte kurz auf. In diesem Teil des Landes gab es gar keine Bären. Nun standen wir zu viert vor diesem alten Haus und überlegten wie wir es wohl am besten wieder aufbauen würden. Liosa hatte einen Zauber herausgesucht, das alte Pergament knisterte im Wind. Cailean hatte gesagt, dass sie in der Erde unter dem Grundstück eine große Macht spürte. Ich vertraute ihr was solche Dinge anging. Cailean trat einen Schritt vor und hob ihre Arme. Ihre Augen drehten sich in ihren Augenhöhlen und sie flüsterte eine Beschwörung. Kurz darauf begannen die Steine um uns herum sich langsam in Richtung der Ruine zu bewegen. "Ich werde ein paar Schutzzauber sprechen gehen, bevor noch irgendjemand sieht was wir hier tun." Dearbhail drehte sich um und ging auf die Grundstücksgrenze zu. Caileans Zauber fing an schwächer zu werden und ich beschloss ihr zu helfen. Ich wusste zwar nicht genau, welchen Zauber sie benutzte um das Haus wieder aufzubauen, aber ich wusste, dass es einfacher sein würde, wenn die Luft dünner wäre, so dass die Steine leichter zu bewegen wären. Ich spannte meine großen Flügel und schoss in die Lüfte. Ein tiefes Gefühl der Ruhe durchströmte mich und ich fing ich spürte wie die Luft um mich herum leichter wurde. Es war wie atmen für mich und als ich fertig war, konnte ich sehen wie Cailean sich sichtlich entspannte. Mein Herz pochte tief in meiner Brust und mein Atem wurde ein bisschen schneller. Ich merkte, dass ich lang nicht mehr auf diese Art gezaubert hatte. Aber es störte mich nicht, es fühlte sich sogar ganz gut an. Ich landete neben meinen Freundinnen und sah wie sich das alte Haus langsam, Stein für Stein wieder zusammen setzte.

Der Himmel leuchtete dunkelviolett als die Sonne hinter dem Horizont versank. Liosa hatte für Cailean übernommen, als diese eine Pause gebraucht hatte. Krähen kreisten über uns und am Waldrand begannen die Fledermäuse zu jagen. Mein Telefon klingelte. "Chio?" Es war Dorran. "Sind sie sich sicher, dass sie mich durch dieses Ding hören kann?" "Ja, doch." Hörte ich die Stimme meiner Mutter im Hintergrund. Da fiel mir auf, dass Dorran vermutlich noch nie zuvor ein Telefon genutzt hatte. "Ich höre dich Dorran. Was ist los?" Ich musste schmunzeln. "Ich muss zurück gehen, ich habe eine Spur zu dem der Liana das angetan hat." Er pausierte kurz. Ich konnte hören wie er tief einatmete. "Es ist in Ordnung. Du kannst gehen. Sag mir bitte Bescheid, wenn du etwas heraus findest." Mein Finger wanderte in Richtung des auflege Knopfes. "Ich liebe dich, Chio." Mir stockte der Atem. Doch dann wurde mir eine Sache glasklar. "Ich liebe dich auch, Dorran." Nachdem ich das Gespräch beendet hatte sah ich, dass meine Freunde sich um mich versammelt hatten und gespannt lauschten. "Was ist?" Sie schwärmten auseinander und taten so als könnten sie keiner Fliege etwas zuleibe tun. Cailean pgiff sogar leise vor sich her. Ich schüttelte den Kopf.

Auf dem Tisch stand eine Papier Tüte. Ein kleiner Zettel war daran befestigt, darauf stand mein Name. "Dorran" Ich sah die Tüte an und wusste nichts damit anzufangen. Ich hatte keine braune Papiertüte hier stehen gelassen. Sollte dass ein Scherz sein? Dann kam Chios Mutter in den Raum und sah mich verdutzt an wie ich die Tüte beäugte. "Möchtest du dein Mittagessen doch lieber hier essen?" Ihre Stirn runzelte sich und sie fing an in den Schränken nach einem Teller zu kramen. "Nein, verzeihen Sie, aber ich muss nun wirklich los." Sie sah mich wieder besorgt an. Ich griff die Plastiktüte und ging aus der Hintertür heraus in Richtung des Waldes. Ich hatte in einem alten, hohlen Baum Gegenstände für ein Portal versteckt. Hoffentlich hatten die Tiere sie nicht zuerst gefunden. Der Boden bebte als ich den feuchten Waldboden betrat. Magie lag in der Luft. Obwohl es Nacht war fielen mir Sonnenstrahlen ins Gesicht. Die Bäume schienen sich vor mir zu spalten. Ich hatte so etwas bereits scjon einmal gesehen. In meiner Kindheit. Meine Mutter hatte mich einst zu einem ähnlichen Ort gebracht. Es war ein Ort der Macht. Dort wo alle Elemente im Einklang und Überfluss waren. Diese Macht bildet ein solch starkes Feld, dass sich ein Portal in die magische Dimension öffnet und dich an den Ort bringt an den dein Herz möchte. Ich folgte dem Ruf der Elemente und kam an eine Lichtung. Vor mir war ein Spiegel. Die Oberfläche gemacht aus Kristall, spiegelte mein Gesicht. Die leuchtenden Linien, die Pyre und die anderen Seelentiere hinterlassen hatten, waren erloschen und hatten eine dunkle verfärbung hinterlassen. Man hätte fast denken können, dass es sich dabei um eine Tattoowierung handeln könnte. Das Muster umfasste die linke Hälfte meines Gesichts und meinen linken Arm. Beide Linien trafen sich auf meiner Brust. Sie hatten ein peitschenschlag ähnliches Muster hinterlassen. Während ich mein Gesicht betrachtete schien die Oberfläche des Spiegels flüssig zu werden. Ich nahm meine Hand nach oben und legte sie gegen den Spiegel. Langsam drückte sich mein Handballen durch die dickflüssige Oberfläche. Ein eiskalter Wind wehte auf der anderen Seite. Schnell zog ich meine Hand zurück. Auf meinem Handrücken schmolz ein wenig Schnee. Ich schüttelte meine Arme aus und fasste meinen ganzen Mut zusammen. Ich lief auf den Spiegel zu und spannte meine Flügel aus. Mit dem Kopf voran sprang ich durch den Spiegel. Es war so hell auf der anderen Seite, dass meine Augen eine ganze Weile brauchten um sich an das Licht zu gewöhnen. Meine Flügel brannten in der kälte und ich wurde von dem Schneesturm hin und her gerissen. Ich versuchte einigermaßen gerade zu fliegen, doch der Schneefall schränkte meine Sicht stark ein. Nach eimer Weile sah ich den Gipfel eines Berges. Als ich näher kam sah ich den Eingang zu einet Höhle. Der perfekte Ort um mich auszuruhen und aufzuwärmen. Ich landete. Durch die Kälte fiel es mir schwer meine Flügel zu bewegen und alles tat mir weh. Verdammt nochmal ich war erschöpft und wollte nur noch ein warmes Feuer und schlafen. In der Höhle war es zwar dunkel doch konnte man das große Nest schnell erkennen, dass das Meiste vom Boden bedeckte. Ich brach ein paar der Stöcke ab und warf sie auf einen Haufen. Kurze Zeit später loderte dort ein kleines Feuer. Die Hitze die es abgab taute meine vereisten Finger etwas auf und ich wurde noch müder. Ich legte mich neben das Nest und schlief sofort ein.

Hexen- Das ErwachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt