Dann sah ich die Federn, vom Blut verklebt über die ganze Badseite verteilt. Und dann sah ich ihren kläglichen Überrest. Ihr kleiner lebloser Körper lag halb unter dem Waschbecken, so dass ich sie zuerst nicht gesehen hatte. Ein unglaublicher Zorn stieg in mir auf. Doch er ebbte sofort wieder ab und wurde von unendlicher Sorge um meine Liebste abgelöst. Liana, war tot. Heißt das, dass Chio etwas zugestoßen ist. Ist sie womöglich auch tot? Und wenn ihr auch nur ein Haar gekrümmt worden ist, ich werde diese Missgeburt, die ihr das angetan hat, finden und vernichten. Das schwöre ich bei Lianas Leiche!
Ich wachte erneut in meinem alten Bett auf. Meine Hand war verbunden und doch sah man wie das Blut langsam durch die Bandagen sickerte. Ich machte den Verband voraichtig ab. Ein tiefer Schnitt klaffte in meiner Handinnenfläche. Ich stand auf und ging ins Badezimmer. Das kühle Wasser ließ die Wunde brennen, ich zog due Hand jedoch nicht zurück. Ich beobachtete wie das Wasser langsam durch die Wunde lief und sich rot färbte. Faszinierend. Jemand zog an meinem Arm und meine Hand verließ das Waschbecken. "Was machst du denn da?" Dearbhail sah mich besorgt an und nahm meine Hand in ihre. Sie holte einen neuen Streifen Verband aus ihrer Tasche und wickelte ihn schnell um meine Hand. "Es heilt nicht.", sagte ich belustigt. Dear sah mich erschrocken an. "Was ist nur los mit dir?" Sie schüttelte den Kopf, drückte mich zurück in mein Bett und ging aus dem Raum. Ich hörte noch wie sie auf dem Flur mit jemandem flüsterte und dann gingen beide die Treppe herunter, die unter dem Gewicht knarrzte.
Versunken in Büchern suchte ich nach einem Zauber der es mir ermöglichen würde mit Chio, oder einer der Anderen, Kontakt aufzunehmen.
Schließlich fand ich einen Zauber, der es mir ermöglichte eine der Hexen durch eine spiegelnde Oberfläche zu kontaktieren. Er stand in der "Enzyklopädie der schwarzen Magie und Blutzauber". Ich riss die Seite mit dem Zauber heraus und lief aus der Wohnung. Ohne zurückzublicken oder auch nur einen Moment zu zögern öffnete ich das Fenster und spannte meine Flügel aus. Die kühle Luft zerzauste mir das Haar und meine Augen suchten hektisch nach der kleinen Einkaufspassage in der man die Zutaten für den Zauber kaufen konnte. Es war eine furchtbare Gegend. Der Abschaum unserer Welt trieb sich dort herum. Ich landete in einer Seitengasse und sah mich um. Ein kleiner Laden stand auf der anderen Seite der Straße, "Walthers Kräuter und anderes.". Eine kleine Glocke erklang als ich die Tür öffnete und ein groß gewachsener Mann mit Akne Narben kam aus einem Hinterzimmer. Er war sehr schmal und nicht besonders muskulös, ich könnte ihn leicht überwältigen. "Wie kann ich helfen?" Er grinste mich mit seinen verfaulten Zähnen an. "Ich brauche Asche einer Jungfrau, das Herz eines Frosches und Nachtschattengewächs." Er sah mich kurz mit geweiteten, dümmlichen Augen an, dann ging er ins Hinterzimmer und packte mir die Zutaten in eine Papiertüte. Er kam wieder nach vorne und sah mich stirnrunzelnd an. "Sonst noch was?" Er zog lautstark die Rotze in seiner Nase hoch. "Haben Sie schwarze Kerzen?" Sein schmutziges Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. Er griff unter den Tresen und ich bereitete mich auf einen Kampf vor. Als ich seine Hände wieder sehen konnte hielt er fünf schwarze Kerzen in ihnen. Mit einem lauten knacken drückte er ein paar Tasten auf einer alten Kasse und stellte die Kerzen neben die Tüte auf den Tresen. "So mein Freund." Er lächelte schelmisch. "Das macht dann 12 Goldstücke." Ich griff in meine Tasche und holte ein paar edelsteine heraus. In den diebischen Augen des Verkäufers glitzerte es. Ich gab ihm einen der blutroten Rubine, nahm die Sachen und machte mich auf den Rückweg.Ich lag noch immer in diesem deprimierenden Bett, in diesem depremierenden Zimmer, in diesem depremierenden Haus. Ich starrte auf die Decke und als ich so vor mich hin vegetierte fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich war gekommen um Junghexen zu suchen! Icj rappelte mich auf. Meine Hand tat immer noch weh. Ich fuhr mit der anderen darüber und sprach einen leichten Heilzauber aus. Dann öffnete ich das alte Fenster und atmete die Luft frische Luft ein. Für einen kurzen Augenblick dachte ich, ich hätte etwas gespürt. Ein kurzer Moment des Friedens, doch sofort legten sich wieder die dicken Fäden der Finsternis über meine Seele. Ich schüttelte meine Flügel aus. Sie waren etwas steif, doch das sollte mich nicht hindern. Ich stieg aus dem Fenster und sprang in die Tiefe. Meine schwarzen Schwingen breiteten sich aus und verdunkelten die Welt unter mir. Mit Argusaugen suchte ich die Welt unter mir nach potentiellen Hexen ab. Dann spürte ich sie, erst schwach, dann stärker. Unter mir in einem der Häuser. Die Kraft konnte nur einer Hexe gehören. Als meine Füße die Schindeln berührten knackten sie kaum hörbar. Ich sah durch das Dachfenster und ein Mädchen in einem Rollstuhl saß mit dem Rücken zu mir gekehrt dort und las ein Buch. Ich wusste wessen Haus das war. Ich wusste wen ich durch das Fenster beobachtete und ich wusste wer die neue Hexe war. Ihre braunen Augen blitzten als sie mich durch das Fenster sah, aber nicht vor Freude, sonder vor Angst und Zorn. Dass war Amelias Haus.
Ich ließ die Asche auf den Boden rieseln, erst ein Kreis, dann ein fünzackiger Stern. Ein Pentagram aus der Asche einer Jungfrau. An jede der fünf Ecken stellte ich eine der schwarzen Kerzen. Ein stechendes, pfeifendes Geräusch riss mich aus meinen Vorbereitungen. Das Wasser in meinem Kessel kochte und ich goß es in einen Kessel. Ich hackte den Nachtschatten klein und gab ihn in das Wasser, woraufhin es sich grünlich färbte. Dazu kam noch das Froschherz, welches sich in der grünen Substanz wie in Säure auflöste. Die Mischung hatte nun eine violette Färbung und war dickflüssig. Ich stellte den Kessel in die Mitte des Pentagrams und zündete die Kerzen an. Jetzt fehlte nur noch mein Blut. Ich nahm ein großes Messer, dass ich bereitgelegt hatte und schnitt mir die Handfläche auf. Das Blut tropfte in den Kessel und die Flüssigkeit bekam eine reflektierende Oberfläche. Ich sah hinein und sprach den Zauber. Nun konnte ich sie sehen. Wie durch ein Fenster sah ich in diese andere Welt und da standen sie, Dearbhail und Liosa, doch ich konnte Chio nirgendwo sehen. Sie sahen besirgt aus und ich fing an mit ihnen zu reden. Doch sie schienen mich nicht wahrzunehmen. Bis sich unser Blick traf. Dearbhail sah mir direkt in die Augen und kam ein paar Schritte auf mich zu, einen ungläubigen Ausdruck auf ihrem Gesicht. "Ja, ich bin es! Geht es Chio gut?"

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Hexen- Das Erwachen
FantasyZweiter Teil der "Hexen"-Reihe Nach dem Kampf mit Murga ist nun Chioraidh die Anführerin des Zirkels. Sie versucht Gerechtigkeit walten zu lassen und die 13 Städte nach Murgas fall wieder zu stabilisieren. Der Zirkel verlangt von ihr schnellstmöglic...