Kapitel 5

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Ich brachte die Männer in das Hospital und wollte mich auf den Weg nachhause machen, als mich ein etwas älterer Mann mit schütterem Haar aufhielt. Er trug einen weißen Kittel und ein Stethoskop, ein Arzt. Er hielt mich am Arm und wollte mich nicht gehen lassen. "Bitte bleiben sie Herr Edgal, ich muss noch ihren Allgemeinzustand überprüfen bevor sie gehen dürfen und ich würde es sehr empfehlen, wenn sie mit einem Psychologen über das Vorgefallenen sprechen würden.", er sprach mit ruhiger Stimme und doch wurde ich wütend. "Es geht mir gut, dass Ding hat mich nicht angegriffen, es ist vor mir geflüchtet! Und ich werde ganz sicher nicht mit einem Psychologen sprechen!", ich riss meinen Arm los und stürmte aus dem Hospital. Auf der Straße kam es mir so vor als würden alle mich anstarren und über mich tuscheln. 'Werde ich langsam paranoid?'. Ich ging in Richtung des großen Glasturmes, ich musste mit Chio sprechen. 'Sie weiß bestimmt was zu tun ist!'. Ich ging weiter und starrte den Turm an in dem sie sich befand. 'Warte auf mich, ich komme!'. 

Ich stand vor dem Spiegel, dem Spiegel der mich drei Jahre zuvor in diese Welt gebracht hatte. Ich sah durch in hindurch und sah den Wald. Er hatte sich nicht verändert, doch, da lag etwas unter dem nassen Laub, es schimmerte rot. Ich streckte wie in Trance eine Hand aus, meine Finger glitten durch die kühle Oberfläche des Spiegels und ein Sog zog an meiner Hand. Ich setzte einen Fuß nach vorne, durch den Spiegel in meine Welt. Doch diese Welt war nicht mehr mein Zuhause, nicht mehr seit drei Jahren. Trotzdem schien mich etwas zu rufen, von der anderen Seite. Ich trat mit dem Fuß durch den Spiegel. Ein Gefühl als hätte sich mein Magen einmal um die eigene Achse gedreht, ließ mir die Galle in den Mund steigen. Es brannte in meiner Kehle und mir wurde schlecht. Erst als ich die kalte, feuchte Erde an meinen Handflächen spürte wurde mir klar, dass ich wieder auf der Erde war. Doch die Übelkeit hielt an, ich fing an zu würgen. Hinter mir hörte ich ein dumpfes Geräusch, eine der Anderen musste den Spiegel passiert haben, ob ihnen auch so schlecht war? Ich versuchte zwischen den Würge-Anfällen zu hören ob auch sie so mitgenommen waren. Eine wärme auf meinem Rücken verriet mir, dass eine meiner Freundinnen ihre Hand auf meinen Rücken gelegt hatte, es verriet mir allerdings auch, dass es ihnen nicht mal ansatzweise so schlecht ging wie mir. Shit. "Was ist los Chio?", eine aufgeregte Stimme hinter mir. Ich übergab mich, endlich. Nun hatte die ständige würgerei auch ein Ende. Ich wischte mir den Mund ab und versuchte mich aufzusetzen. "Es geht schon wieder.", "Was war denn los?", Dearbhail sah mir ängstlich in die Augen. "Ich habe wohl, diesen Weltensprung nicht so gut vertragen wie ihr beide.", ich zwang mich zu einem Lächeln, doch mir war immer noch schlecht. Liosa half mir mich aufzurichten und stützte mich. Wir gingen langsam zu der Stelle an der ich die rote Farbe gesehen hatte. Meine Beine knickten bei jeder Gelegenheit in jede mögliche Richtung weg, was nicht gerade hilfreich war, doch schließlich schafften wir es zu der Stelle. Ich setzte mich auf den Boden und wischte die nassen Blätter weg. Polizeiliches Absperrband. Wieso lag hier unter dem feuchten Laub Absperrband. Liosa half mir wieder auf und wir gingen ein Stück weiter, an ein paar Bäumen vorbei, doch etwas zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Erst nur ein leuchten, welches ich aus dem Augenwinkel sah, doch ich drehte den Kopf und sah eine elektrische Kerze. "Liosa, können wir da mal hin?", ich lächelte sie an. Sie nickte kurz und versuchte mich so gut es ging zu stützen. Als wir etwas um den Baum herum gingen an dem die Kerze stand, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Dort war eine Art Schrein errichtet worden, wie für Leute die tragisch ums Leben gekommen waren, nur dass die Bilder von dem Toten, Bilder von mir waren. Ich sackte zusammen. Dearbhail kam von hinten zu uns gelaufen. "Was ist passiert Lio?", rief sie als sie zu uns gerannt kam. "Sieh selbst! Dass hat sie wohl aus der Fassung gebracht.", Liosa zeigte mit einem freien Finger auf den Schrein. Dearbhail schlug sich eine Hand vor den Mund und keuchte. "Wieso tun Menschen sowas? Ruhe in Frieden? Sie ist doch nicht tot!", jetzt sah ich es. Ein verwittertes Gesteck mit einem Band wie bei einer Beerdigung. Ruhe in Frieden, Mom. Ich war entsetzt und die Übelkeit kam wieder. "Lio, Dear, mir wird wieder...", der Rest des Satzes wurde von erneutem würgen unterbrochen, auf welches übergeben folgte. "Wir müssen sie zu einem Arzt bringen.", ich beobachtete wie Dearbhail Liosa streng ansah. "Ja, aber erst müssen wir aus diesem verhexten Wald raus!", stimmte Lio ihr zu. 


Der Fahrstuhl schien langsamer als sonst zu fahren währen ich in den 187 Stock fuhr. Die Lichter der Stadt wurden unter meinen Füßen immer kleiner je höher ich kam. Mit einem lauten *Pling* öffnete sich die gläserne Tür und ich stieg aus dem Fahrstuhl. Vor ihrer Tür blieb ich kurz stehen und richtete mein Hemd, so eilig ich es auch hatte, so sollte sie mich nicht sehen. Als ich die Tür öffnete wusste ich direkt, dass etwas nicht stimmte. Im ganzen Apartment war es so still. Ich ging in Deckung und tastete mich langsam Richtung Schlafzimmer vor. Es war verwüstet, zerwühlt als hätte jemand etwas gesucht. Ich sah mich etwas um. Der Schmuck und das Gold waren noch da. Dass einzige was offensichtlich zu fehlen schien, war ein Foto welches Chio immer auf ihrem Nachttisch stehen hatte. Es zeigte uns alle, also Chio, Dearbhail, Cailean, Liosa und mich. Ich konnte mir nicht erklären wieso das Foto das einzige war, dass fehlte. Ich sah mich um, wo waren denn nur die Anderen? Ich schaute in Chios Schubladen nach und auf ihren Nachttischen. Dann sah ich auf den Schreibtisch, nichts. Ich konnte es mir nicht erklären. Es musste irgendeine Spur geben. Ich verließ die Wohnung und ging in mein Zimmer, in die Bibliothek. Ich hatte doch irgendwo einen Spürzauber gesehen. Ich zog ein altes, staubiges Buch aus einem der Regale und setzte mich in den alten Sessel. Die Federn knarzten als sie mein Gewicht auf sich spürten. Ich schlug das Buch auf, eine Staubwolke kam mir entgegen. 'Das Inhaltsverzeichnis! Sabbern, Seife, Schlangen, Schlingen, Sieben, Silber, Ski, Spaß, Spuren, Spür... dass muss es sein!', ich schlug die Seite auf. Es handelte sich um eine Beschwörung, die andere Zauber aufspüren und durch eine Art sichtbare Duftspur zurückverfolgen, beziehungsweise verfolgen konnte. Ich benötigte nur eine schwarze Kerze und ein Stück schwarze Kreide, dass sollte doch nicht allzu schwer sein. 'Wenn ihnen etwas zugestoßen ist, werden sie einen Zauber verwendet haben, da bin ich ganz sicher!', ich schlug dass Buch geräuschvoll zu und ging aus dem Raum. 




Hexen- Das ErwachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt