Kapitel 1.2

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Mich weckte ein sanften Streicheln aus dem Halbschlaf. Max fuhr mir liebevoll durchs Haar und kraulte mir sanft die Kopfhaut. „Komm, wir gehen“, sagte er leise und half mir auf. Am Rand des Krankenbettes sitzend misslang mir die Orientierung im Raum.

In meinem Kopf drehte sich alles und so wurden auch die einfachsten Gedanken im im Schleuderprogramm der Waschmaschine durcheinander gewirbelt. Ein leichter Schwindel überkam mich und ich klammerte mich hilfesuchend an Max fest.

In meinen Augen hatte nichts in diesem Raum mehr klare Konturen. Alles verschwamm, lief ineinander über wie das Bild eines Kindes, welches zu viel Wasser verwendete und die Farben nicht trocknen ließ, bevor es das Bild an die Wand hängte.

In mir stieg eine leichte Übelkeit auf, als ich mich auf beide Füße stellte. Mit einem schwummrigen Gefühl im Kopf und einem flauen Magen ließ ich mich langsam wieder auf das Bett sinken. Dankbar trank ich einige große Schlucke aus dem Wasserglas, welches Max mir fürsorglich reichte.

Ich wollte einfach nur nach Hause, einen größeren Drang verspürte ich im Moment nicht. Langsam stand ich wieder auf und bewegte mich langsam zur Tür. Max beobachtete jeden einzelnen Schritt achtsam und nahm dann das Baby und den Koffer mit unseren Sachen.

Er meldete uns ab und unterschrieb die Entlassungspapiere. Noch ein wenig benommen folgte ich ihm auf den Parkplatz der Klinik. Die Müdigkeit steckte mir noch in allen Gliedern und ich wollte nur schlafen. Als wir das Auto erreichten, blieb ich stehen.

Mir wurde bewusst, dass es nun nicht mehr nur Max' Auto oder mein Auto war. Es war unser Auto und mein Baby gehörte jetzt auch zu uns. Ich beobachtete, wie Max den Kleinen in den Kindersitz im Auto setzte und ihn anschnallte. Er lud auch das Gepäck in den Kofferraum. Dann schaute er zu mir und kam auf mich zu.

Noch immer stand ich lediglich teilnahmslos in der Gegend herum. Ich fühlte mich, als wäre ich gar nicht anwesend. Bei mir angekommen nahm er mich behutsam in die Arme. Er war warm und sein Atem strich mir über den Kopf.

Vorsicht, als bestünde ich aus dünnem Glas und könnte jederzeit zerbrechen, nahm er meine Hand, führte mich zur Beifahrertür und half mir ins Auto. Er schnallte auch mich an, stets daran bedacht, mir keine weiteren Schmerzen zu bereiten.

Leise schloss er die Tür, ging um das Auto herum und nahm auf dem Fahrersitz Platz. Er startete den Motor und fuhr los. Das Baby auf dem Rücksitz war ruhig umd schlief.

Das gleichmäßige Schaukeln des Autos hatte etwas beruhigendes und meine Erschöpfung siegte über meinen Geist. Langsam schloss ich die Augen, um meinem Körper und meinem Geist etwas Zeit zur Erholung zu gönnen.

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