Kapitel 12

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Ich erwachte. Ich lag in Flo seinen Armen. In meinen Armen lag mein Baby. Ich lächelte. Es fühlte sich gut an. Es fühlte sich richtig an. Ich schaute auf die Hände von Flo, welche mich festhielten. Ein Ärmel war etwas hochgerutscht. Ich erkannte Schnittwunden, Narben. Ich war entsetzt. Ritzte er sich? Weswegen? Wegen mir? Wegen den letzten 4 Jahren? Ich wusste es nicht. Plötzlich regte er sich. Schnell schloss ich die Augen und tat so, als würde ich schlafen. Er war wach. "Na meine Schöne?", flüsterte er leise. Vorsichtig stand er auf. Ich blinzelte ein wenig. Er ging in die Küche. Dort kramte er etwas herum. Dann kam er wieder zu mir. Er setzte sich auf die Bettkante vor mich. Dann schob er seinen Ärmel hoch und setzte das Messer an. "Für die letzten 4 Jahre." Schnitt. "Für das Stalken." Schnitt. "Für das unverschähmte Belästigen." Schnitt. "Für meine Existenz." Schnitt. "Für meine Liebe." Schnitt. "Für Lars' Tod." Schnitt. Ich wollte, dass er aufhörte. Aber ich konnte ihn nicht stören. Sonst würde er noch mich oder Roman verletzen. Still rollten mur Tränen über die Wangen, bis ich das Schluchzen nicht mehr zurückhalten konnte. Er zuckte leicht zusammen. Schnitt. Er drehte sich zu mir um. "Was ist?", fragte er kalt. "Hör auf damit! Hör auf dich zu verletzen!", weinte ich. Ich ließ Roman liegen, setzte mich auf und warf mich in seine Arme. Er ließ überrumpelt das Messer fallen und versuchte mich zu trösten. Er umarmte mich liebevoll. Er sorgte sich um mich. Er kümmerte sich um mich. Wir kannten uns schon seit Ewigkeiten. Er war meine Kindergartenliebe. Und dann kam Lars, hat sich zwischen uns gedrängt, kam mit mir zusammen, schwängerte mich und starb dann. Arschloch. Hat mich mit seinem Kind sitzen lassen. Ich hätte bei Flo bleiben sollen. "Ich liebe dich, Flo!", hauchte ich. "Tust du nicht", stellte dieser traurig fest, "du bist nur seelisch verwirrt. Ich sollte dich zurück zu Max bringen. Ich bin kein Umgang für dich und dein Kind. Aber ich kann dich nicht loslassen." Ich weinte wieder. Er drückte mich fest an seine Brust. Ich lauschte seinem Herzschlag. Ich wurde immer müder in seinen Armen. Ich schlief wieder ein.

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