Kapitel 15

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Ich erwachte. Mein Schädel brummte. Warme Tränen tropften auf mein Gesicht. Kaum berührten sie meine Haut, wurden sie auch wieder weggewischt. Max. Er hielt Roman im Arm. Ich hob meine Hand und strich meinem Sohn seine wenigen Haare aus dem Gesicht. Hinter Max trat eine andere Person in mein Sichtfeld. Flo. Er hatte einen veränderten Gesichtsausdruck. Er grinste mitleidig. In seiner linken Hand lag ein Messer. Es tropfte. Blut. Es lief seinen Arm hinab zu seiner Hand. Er entschuldigte sich bei mir. Er stieß Max und Roman von mir weg. Er schaute mir liebevoll in die Augen. Ich spürte einen Stich in der Brust. Unerträglicher Schmerz breitete sich aus. Physischer. Das waren keine psychischen Probleme. Das war die Realität. Das war Flos Messer, was aus meiner Brust ragte. Er entschuldigte sich bei mir. Er weinte. Er lächelte. Er bedauerte. Ihm ging es wie mir. Letzten Endes war ich glücklich. Die Qual hatte ein Ende. Flo zog das Messer aus meinem Fleisch. Blut beschmutzte den Waldboden. Mein Blut. Sein Blut. Er hatte auch ein Messer in der Brust. Dasselbe, was ich im Oberkörper stecken hatte. Er erstach sich selbst. Und er wurde glücklich. Es fühlte sich so befreiend an. Max beugte sich tränenverschmiert über mich. “Sorge für Roman“, flüsterte ich lächelnd. “Er soll glücklicher leben als ich. Er soll alt werden. Er soll Spaß am Leben haben. Beschütze ihn vor dem, was mich zerstört hat“, bat ich. Dann beschränkte sich mein Blickfeld. Ich schloss die Augen. Ich lächelte. Ich glitt langsam ins Jenseits. Ich schlief wieder ein. Für immer.

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