Kapitel 3

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Als ich an diesem Tag nach Hause kam, wartete schon ein lecker gekochtes Essen auf mich. Meine zwölfjährige Schwester Jackie saß schon am Tisch und ließ sich den Reisauflauf schmecken. "Guten Appetitt", murmelte ich und setzte mich dazu. Wir nahmen schweigend unsere Mahlzeit ein, weil es beim leckeren Essen nicht viel zu besprechen gab. "Hallo ihr lieben", sagte meine Mutter mit einem herzhaften Lächeln als sie in die Küche trat. "Hallo",sagten Jackie und ich wie aus einem Munde.

"Lasst es euch schmecken", wünschte sie uns. Meine Mutter war so eine fleißige Frau das es mir oft leid tat das ich nicht so war. Sie räumte mit flinken Händen das Geschirr weg und erledigte den Abwasch. Als ich fertig war, bedankte ich mich bei meiner Mutter und begab mich auf mein Zimmer in der Dachkammer. Als ich mir gerade ein Buch hervor nehmen wollte um endlich weiter zu lesen, spürte ich wie mein Handy vibrierte. Es zeigte eine Sms von Liam an.

          Hey, Ich wollte fragen
     ob du heute schon was vor
       hast. Wenn nein dann
          treffen wir uns um 3
               am LH- Stein.

Ich musste schmunzeln. Liam und ich trafen uns immer an diesem besonderen Stein der schön am Wasser lag und wo wir einfach unsere Gedanken ordnen konnten und über alle Sorgen redeten. Wir nannten ihn den LH-Stein weil er wie unser eigener Stein und ein guter Treffpunkt für uns war. Schnell schrieb ich ihn zurück und teilte ihn mit das ich einverstanden war. Was er wohl zu besprechen hatte?

Als ich nach knappen zwei Minuten Fahrt mit dem Fahrrad am Stein ankam, sah ich Liam schon dort hocken. "Hey", flüsterte ich und gesellte mich zu ihm. Er nickte mir zur Begrüßung zu und starrte auf das Wasser. "Is was?", fragte ich sanft.

"Naja wie soll ich's dir erklären?"

"Fang einfach an", forderte ich ihn auf.

"Also ich...ich habe mich in jemanden verliebt", brach er stockend heraus.

Ich machte große Augen.

"Wirklich?"

Er nickte nur und gab mir zu verstehen das er es ernst meinte. Ich war einfach nicht drauf vorbereitet. Natürlich war das normal das man sich in jemanden verliebte. Aber zu Liam passte das einfach nicht. Er war immer so ein guter Kumpel und das er plötzlich für ein anderes Mädchen Gefühle hegte und ihr alles anvertrauen wollte, stach mir irgendwie ins Herz.

Natürlich war das unfair ihm gegenüber. Denn er hatte ja schließlich das Recht.

"Wer ist es denn?", bohrte ich nach.

"Gloria", sagte er so leise das es fast ein Flüstern war. Ich musste husten.

"Gloria?"

"Ja was ist denn?"

Ich konnte es kaum fassen. Da verliebte sich mein bester Freund in eine Obertusse die ihn doch nur ausnutzen würde. Ich dachte immer Liam stand nicht auf solche Porzellanpuppen. Da hatte ich mich definitiv getäuscht.

"Ja ist ja in Ordnung", sagte ich schnell.

"Wirklich?"

Ich überlegte kurz.

"Naja ich will einfach nicht das sie dich enttäuscht. Deshalb würde ich vorschlagen das du sie erst mal einfach nur kennenlernst."

Er nickte. "Klingt logisch."

Ich hob ein paar Kieselsteine vom Boden auf und ließ sie aufs Wasser tanzen.

"Ich weiß nicht recht", sagte ich nachdenklich.

"Was ist denn?"

"Naja ich weiß halt nicht ob sie die Richtige für dich ist."

Er zog seine Augenbraue hoch. "Das werde ich ja herausfinden. Und außerdem finde ich sie ganz nett und hübsch. Wir haben uns schon öfters unterhalten und wir verstehen uns sehr gut."

Ich nickte nur, weil ich am liebsten nicht mehr über dieses Thema reden wollte. Ausgerechnet Gloria-    mit der ich mich noch nie wirklich verstand, weil sie immer im Vordergrund stehen musste und höchstwahrscheinlich schon mit jedem gutaussehenden Jungen zusammen war.

"Ich muss dann mal gehen", sagte ich weil mir dieses Gespräch einfach keinen Spaß machte.

"Schade. Aber okay. Dann bis morgen."

"Ciau", verabschiedete ich mich und winkte. Dann stieg ich auf mein Fahrrad und fuhr davon.

HannahWo Geschichten leben. Entdecke jetzt