Kapitel 13

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Meine Mutter zögerte. Doch dann meinte sie:"Ich weiß nicht viel über sie."

"Egal", meinte ich.

"Erzähl mir was du weißt."

Seufzend setzte sie sich an den Küchentisch.

"Als sie dich bekommen hat, war sie gerade mal siebzehn und hatte das ganze Leben noch vor sich."

"Im Ernst?", fragte ich.

"So jung?"

Meine Mutter nickte. "Deshalb war sie sich auch so unsicher."

Ich nickte verständnisvoll. Wenn ich jetzt ein Kind bekommen würde, würde ich wahrscheinlich ähnlich handeln.

"Naja. Sie sah genauso aus wie du jetzt. Diese wunderschönen braunen Augen und dunklen Haaren. Wirklich ein sehr hübsches Mädchen."

Ich lächelte.

Ich hab mich auch schon gewundert von wen ich mein Aussehen habe, dachte ich.

"Sie hatte so eine schöne Ausstrahlung. Doch damals sah sie sehr traurig aus. Ihr Freund hatte sie gerade verlassen. Also dein Vater. Er war auch noch sehr jung und wollte von seinem Kind nichts wissen."

Flashback:

Aus Sonjas Sicht (Hannahs Adoptivmutter) vor 16 Jahren

Ich betrat das weiße Krankenhauszimmer meiner besten Freundin Anna. Sie hatte vor zwei Tagen eine kleine Tochter geboren. Ich wusste wie glücklich sie sein musste. Wenn ich nur endlich schwanger werden könnte. Dann würde sich ein großer Traum von mir erfüllen. Wie sehr ich Kinder liebte.

"Hallo Anna", begrüßte ich sie.

Ich ging auf ihr sauberes Bett zu und umarmte sie herzlich. Ich reichte ihr meinen frisch gepflückten Blumenstrauß.

"Na die duften aber gut", meinte Anna.

Ich lächelte und stellte die Blumen in eine Vase.

"Wie gehts der kleinen Joy?"; wollte ich wissen.

"Richtig super. Sie ist so zuckersüß", lobte Anna ihre kleine Tochter.

"Das kann ich gut verstehen", sagte ich.

"Wenn ich ein kleines Kind hätte, würde ich es auch so lieben wie du."

"Ja Sonja. Weißt du wie herrlich es ist Mutter zu sein."

"Nein leider nicht. Aber ich würde das Gefühl gerne kennenlernen."

In dem Moment kam ein junges Mädchen mit einem Baby auf dem Arm ins Zimmer.

"Hallo", sagte sie schüchtern, aber mit einem unbeschreiblich ansteckendem Lächeln.

"Hey", begrüßte ich sie.

Ich erwiderte ihr Lächeln.

Sie legte das kleine niedliche Baby in die Wiege und setzte sich aufs Bett.

Danach betrachtete sie sich in ihrem Handspiegel und rückte ihre Haare zurecht. So ein junges Mädchen und schon Mutter. Ich schätzte sie auf 15, aber war mir sicher das sie älter war.

Ich setzte mich auf ein Stuhl und rückte es so hin, dass ich Anna genau gegenüber saß.

"Und wie läuft es jetzt bei euch?", wollte Anna wissen.

"Was genau meinst du?", hackte ich nach.

"Naja. Denkst du noch nicht daran Kinder zu bekommen?"

"Daran denken ist ja noch untertrieben", meinte ich.

"Ich denke jeden Tag daran und wünsche mir sehnlichst ein Kind im Arm zu halten und sein Kindergeschrei ertragen zu müssen."

"Es klappt bei euch nicht?", fragte Anna erstaunt.

Ich schüttelte traurig den Kopf.

"Nein. Ich weiß auch nicht weiter. Weißt du wie sehr ich Kinder liebe?"

Ich dachte in diesem Moment nicht daran, dass das junge Mädchen alles mithörte. Es war mir egal. Ich wollte mir bloß alles von der Seele reden.

"Sonja du weinst ja schon", stellte Anna mitfühlend fest.

Ich hielt mir die Hände vors Gesicht und schluchzte.

"Weine doch nicht Sonja. Es klappt bestimmt noch. Du kannst auch öfters meine Joy aufpassen."

"Wie sehr ich deine Joy auch liebe", meinte ich schluchzend.

"Das ist trotzdem nichts im Gegensatz dazu ein eigenes Kind zu haben."

"Hast recht", stimmte Anna zu.

"Vielleicht gibt es auch noch andere Methoden", schlug sie vor.

"Zum Beispiel sich künstlich befruchten zu lassen oder ein Kind adoptieren."

Ich wischte mir meine Tränen ab.

"Ja das stimmt. Ich werde es mir noch mal überlegen", meinte ich.

"Danke Anna das du es dir angehört hast."

"Ach süße das war doch gar nichts. Komm jederzeit wieder. Ich wünsche dir nur das Beste."

"Danke", flüsterte ich und umarmte Anna.

"Dann muss ich aber wieder los. Tschüß Anna."

Ich winkte und ging auf die Tür zu.

"Ähm... Warten sie kurz", bat mich das dunkelhaarige Mädchen.

Ich lächelte und blieb vor ihrem Bett stehen. Sie hatte gerade ihr Baby auf dem Arm und sah es voller Liebe an.

"Ja was ist denn?", fragte ich höflich.

"Wegen gerade. Also ich hab ja zufällig zugehört...Ich meinte ich konnte ja schlecht meine Ohren abstellen", begann sie.

"Ist schon okay", meinte ich.

"Also ich kann sie verstehen. Sie könnten so gut Mutter sein und würden das Kind so viel bieten können. Und ich."

Sie sah an sich herunter.

"Ich bin erst siebzehn. Wurde von meinem Freund sitzen gelassen und habe keine Erfahrung mit Kindern."

Sie seufzte.

"Aber das kannst du doch noch lernen", munterte ich sie auf.

"Außerdem merke ich doch wie sehr du das Kind liebst."

"Ja ich liebe das Kind so sehr und gerade deshalb will ich nur das Beste für sie."

Ich nickte verständnisvoll.

"Naja und als ich sie so traurig gesehen habe, da habe ich dran gedacht, ihnen meine Tochter zu geben. Ich werde es zur Adoption freigeben und sie haben dann endlich ein Kind das ihnen gehört."

Mir blieb der Mund offen stehen.

"Meintst du das Ernst?"

Sie nickte.

"Ja. Ich wüsste das meine Kleine bei ihnen gut aufgehoben ist. Sie würden sie gut erziehen und ihr so viel Liebe schenken wie sie braucht."

Tränen stiegen mir in die Augen.

"Du bist ein Geschenk des Himmels", flüsterte ich.

"Ich heiße Gaby", meinte sie lächelnd.

"Weißt du wie mein Mann sich freuen wird", meinte ich.

"Das ist das beste wenn meine Tochter in einer Familie mit beiden Elternteilen aufwächst und wo die Eltern alt genug sind um sich um das wohlergehen von ihr kümmern. Ihr wisst besser wie man mit Kindern umgeht, als ich."

Ich lief zu Gaby und umarmte sie ganz fest.

"Ich finde keine Worte Gaby. "
Flashback ende

HannahWo Geschichten leben. Entdecke jetzt