Kapitel 10

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An diesem Abend ging ich lustlos zu Jordan. Mit ihr wollte ich dann zum Klassenzelten gehen. Ich hatte in den letzten Tagen kein Wort mehr mit meinen Eltern geredet. Sie haben mich natürlich verstanden. Ich wollte mich jetzt erst mal erholen, und dann wollte ich die ganze Wahrheit wissen. Wer meine Eltern waren, warum sie mich abgegeben haben und so weiter.

"Hey Jo", begrüßte ich meine beste Freundin und schenkte ihr eine Umarmung.

Ich hatte meine ganzen Schlafsachen eingepackt und was man noch so alles für eine Nacht brauchte. Mary hatte uns die Adresse gegeben, wo wir zelten würden.

Wir beide schlenderten den Weg entlang um rechtzeitig anzukommen.

***

Um neun Uhr trafen schon die meisten Klassenkameraden ein. Alle bis auf Tina und Leon wollten kommen. Die beiden konnten nicht, weil sie schon in den Urlaub fuhren. "Hey Leute", begrüßten wir alle und ließen uns auf den Rasen nieder. Die meisten saßen in einem Kreis um das Lagerfeuer. Wir gesellten uns dazu. Die Zelte waren schon aufgebaut. Im Hintergrund lief leise Musik. Es war eine sehr schöne und angenehme Atmosphäre.

"Schön das ihr auch da seid", meinte Mary und lächelte freundlich.

"Aber klar doch. So etwas wollen wir doch nicht verpassen", sagte Jordan und lachte.

Da kam auch schon Liam.

Mein Herz schlug sofort schneller und ich bot ihm einen Platz neben mir an.

"Hey."

Er lächelte.

"Wie gehts dir Kleines?"

Ich musste schmunzeln.

"Danke. Es geht wieder."

"Wirklich? Hat Jordan dich hier hin verschleppt?"

"Na klar. Wer denn sonst?"

"Hast du es ihr erzählt?"

Ich schüttelte den Kopf.

"Nein. Das war einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Dann würde sie denk ich auch zu Hause bleiben."

Er nickte.

"Das kann ich verstehen. Wenn du nicht kommen würdest, würde ich auch zu Hause bleiben."

"Was soll das eigentlich? Warum tut ihr so etwas?"

"Man Hannah. Du bist das liebste Mädchen das ich je kennengelernt habe. Außerdem sind wir deine Freunde und würden dich gerade in dieser Zeit nicht alleine lassen. Verstehst du das?"

Ich nickte nur und war so dankbar wie noch nie , dass ich Liam hatte.

Ich lehnte mich an seine Schulter und lächelte glücklich.

***

Als es schon halb eins war, wollten viele schon schlafen gehen. Doch die meisten blieben trotzdem noch wach und saßen mit ihrem Lover zusammen. Jordan unterhielt sich gerade mit zwei Jungs aus unserer Klasse und schien sehr glücklich zu sein. Liam saß neben mir und fragte ob ich mit ihn eine Runde um den See drehen wollte.

"Klar", sagte ich lächelnd.

Einige Klassenkameraden waren schon total besoffen und torkelten herum.

"Komm", sagte Liam und nahm meine Hand. Ich spürte wie mein Herz immer schneller schlug.

Warum bin ich nur in ihm verliebt ?, dachte ich genervt.

Er wird es sowieso nie merken.

Als wir gerade um den halben See gegangen waren, blieb Liam stehen. "Komm wir machen eine kurze Pause."

Ich wusste genau das Liam mir etwas sagen wollte, denn selbst ein kleines Kind wäre bei dieser halben Runde noch nicht erschöpft.

"Was gibts?", fragte ich und setzte mich in den Gras.

Er setzte sich dazu und starrte nur auf das Wasser.

"Gloria will gar nichts von mir", sagte er traurig.

Obwohl ich so glücklich über diese Nachricht war, tat er mir irgendwie leid.

"Wirklich nicht?", fragte ich.

Er schüttelte den Kopf.

"Sie hat anscheinend alles nur vorgespielt. Als ich dann gesagt habe das ich mehr für sie empfinde, meinte sie nur das sie noch nie etwas von mir gewollt hat. Sie hat mich dann noch beschimpft und gesagt das ich viel zu schlecht für sie bin. Und noch vieles mehr."

Wut stieg in mir auf. Wie konnte diese eingebildete "Schlampe" soetwas behaupten? Liam wäre der beste Freund den man sich nur vorstellen konnte. Er ging immer sehr lieb mit seinen Freundinnen um.

"Weißt du was Liam. Wer soetwas sagt, den solltest du einfach vergessen. Sie ist vielleicht einfach zu schlecht für dich."

Er seufzte abgrundtief.

"Wenn das so einfach wäre."

"Ich kann dich verstehen Liam. Aber wenn sie einfach nicht die Richtige ist, kann man nichts machen."

Er nickte nur.

Es folgte ein langes Schweigen. Jeder hegte seinen eigenen Gedanken nach.

"Tut mir leid", sagte Liam.

"Wofür denn?"

"Na das ich dich mit meinen Sorgen nerve, die nur halb so wichtig sind wie deine."

Ich lächelte und winkte ab. Jede Sorge ist bei Freunden gleich wichtig. Du hast dir meine Sorgen angehört und ich höre mir deine an."

Er lächelte nur und betrachtete den schönen Sternehimmel. Ich spürte wie er mir mit seinem Ausdruck dankte.

"Weißt du noch als wir als Kinder im Gras lagen und versucht haben die Sterne zu zählen?"

"Natürlich. Das werde ich nicht vergessen. Manchmal sind wir schon fast bei zweihundert angekommen."

Er grinste und man merkte das er sich das Bild ins Gedächtnis rief.

"Ich bin froh das wir nach all den Jahren immer noch Freunde sind", sagte er.

"Ich auch", erwiederte ich glücklich.

HannahWo Geschichten leben. Entdecke jetzt