Kapitel 11

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Mindestens eine Stunde später gingen wir zu den anderen zurück.

Es machte mir einfach keinen Spaß. Doch ich wollte nicht als spielverderberin dastehen und nach Hause gehen. Meine Eltern haben sich gefreut als sie hörten das ich zum Klassentreffen gehen wollte. Ist ja auch klar. Sie wollten nur das ich mich ablenkte.

Liam setzte sich zu den anderen und trank auch ein paar Schlucke. Ich wollte zwar nicht trinken, aber als die anderen mir eine Flasche Bier anboten, konnte ich nicht ablehnen. Wir machten Witze und hatten Spaß.

"Komm wir spielen 'Reise nach Jerusalem ' ", schlug Alex vor und die anderen stimmten mit ein.

Alle die noch wach waren holten Stühle herbei, schalteten Musik ein und gingen im Kreis herum. Es wurden zwei verschiedene Kreise gebildet. Einer mit Jungen und eins mit Mädchen.

"Los strengt euch an", sagte Mary, die den Schiedsrichter spielte und die Musik an und ausschaltete.

Es herrschte eine sehr fröhliche Stimmung. Es war lustig wenn zwei Leute sich um einen Platz stritten und lange Gesichter zogen wenn sie raus waren. So ehrgeizig wie heute, hatte ich meine Klasse noch nie erlebt.

"Was ist denn wenn man gewonnen hat?", wollte Josie wissen.

"Vielleicht lohnt es sich ja gar nicht sich anstrengen."

Mary lächelte. "Das werdet ihr noch sehen."

Es waren nun nur noch drei Jungen und drei Mädchen im Spiel.

Josie, Leonie und ich und bei den Jungen: Alex, Tobi und Liam.

"Das wird interessant", hörte ich die anderen sagen.

Als die Musik aus ging, setzte ich mich eilig auf eins der Plätze. Josie musste ausscheiden.

"Mist", fluchte sie und gesellte sich zu den anderen. Alex hatte es leider auch nicht auf ein Platz geschafft. Voller Elan ging ich an diese Aufgabe an. Ich wollte unbedingt gewinnen. Warum wusste ich auch nicht.

Die Musik ertönte. Leonie und ich trotteten in einem Kreis herum. Solange bis uns fast schwindelig wurde.

"Ich kann nicht mehr", meinte Leonie außer Atem.

"Wenn die Musik nicht gleich ausgeht, wird mir schwarz vor Augen."

Ich hatte noch sehr viel Power und sagte deshalb nichts. Nach knappen zehn sekunden wurde die Musik ausgeschaltet. Leonie und ich quetschten uns auf den Stuhl. Sie keuchte.

"Wolltet ihr mich umbringen oder was? Ich kann nicht mehr."

"Ich auch nicht", stimmte ich ihr zu.

Die anderen lachten.

"Und wer von euch hat jetzt gewonnen?", wollte Emily wissen.

"Ich hab gesehen das Hannah sich als erstes hingesetzt hat", meinte  Ellie.

"Ich auch", hörte ich Liam sagen.

"Mir ist alles Recht", sagte Leonie.

"Hauptsache diese Schwindelarbeit ist vorbei."

Ich lachte. "Wenn ihr meint", sagte ich.

Liam hatte es auch als letzter geschafft.

"Juhu", sagte ich und sah zu Liam hinüber. Er lachte auch.

"Wir sind eben ein gutes Team."

"Und was ist jetzt mit den beiden?", fragte Josie ungeduldig.

"Etwas ganz spezielles", meinte Mary und grinste verdächtig.

"Was hast du vor?", hackte ich nach.

"Bitte nichts gemeines."

"Ich hab mir ja schon was dabei gedacht, weil ich Jungen und Mädchen getrennt habe."

Ich erötete. "Ich dachte halt es wären sonst zu viele."

Hoffentlich wird es nichts peinliches, dachte ich im Stillen.

"Rücks schon raus", sagte Liam, der auch schon keine Geduld mehr hatte.

"Ihr müsst euch küssen", verkündete Mary laut.

"Yeah", riefen die anderen.

"Küsst euch."

Ich spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss. Ich sollte Liam küssen? Liam in den ich heimlich verliebt war, doch der mich nur als Schwester sah? Und dann noch mein erster Kuss mit Liam und vor meiner ganzen Klasse?

"Das könnt ihr doch nicht machen", kam es aus mir raus.

"Warum denn nicht? Ihr seid die Gewinner."

"Mist", murmelte ich leise.

"Hätte ich mich nur nicht angestrengt."

Ich sah zu Liam. Was dachte er nur darüber?

"Na los kommt schon", feuerten die anderen uns an.

"Aber das soll ein richtiger Kuss werden, hört ihr?", meinte Tobi.

Ich war verzweifelt und wusste nicht mehr wie ich da heraus kam.

"Ist ja besser als im Kino", meinte David und rieb sich die Hände.

Ich hasste es einfach im Mittelpunkt zu stehen.

Warum sagt Liam nichts, dachte ich genervt.

Da kam Liam auch schon dichter heran.

"Los bringen wir es hinter uns", sagte er sanft.

Schneller als ich registriert hatte, kam er immer näher, legte seine Hände um meinen Nacken und presste seine weichen Lippen auf meine. Meine  Knie wurden weich und mein Herz schlug sofort schneller. Es war schöner als ichs mir jemals erträumt hatte. Voller Gefühle erwiderte ich seinen Kuss. Es war für mich als wenn die ganze Welt aufgehört hatte sich zu drehen. Im Hintergrund feuerten unsere Klassenkameraden uns an.

"Wow super", riefen sie.

Doch für mich war alles egal. Mich interessierte in diesem Moment nur Liam. Nach einer gefühlten halben Stunde, hörte er auf mich zu küssen und ging einen Schritt zurück. Ich keuchte und rang erst mal nach Luft. Er strich sich über die Lippen und grinste.

"Du warst wirklich gut", sagte er.

"Und du erst", meinte ich glücklich.

"Bravo", jubelten die Anderen.

"Das war wirklich ne tolle Show."

Als ich wieder zu den anderen ging, zwinkerte Jordan mir zu.

"Supi", sagte sie. "Du hast den Kuss wirklich sehr genossen. Das hat man gesehen."

"Gar nicht war", verteidigte ich mich und kniff ihr in die Seite.

"Autsch", rief sie gespielt.

"Haha", lachte ich.

Ich war so glücklich wie nie zuvor. Die ganze Zeit dachte ich nur daran wie Liam den Kuss wohl empfunden hatte.

"So Zeit zum Schlafen", meinte Mary.

"Es ist drei Uhr morgens."

"Gehn wir schlafen?", fragte ich Jordan.

Sie gähnte einmal kräftig. "Ja. Ich bin dann in den ersten fünf Minuten eingeschlafen."

Ich grinste.

"Los komm. Bevor du mir hier noch umkippst."

HannahWo Geschichten leben. Entdecke jetzt