Kapitel 14

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Es war schon lange ein Gesprächsthema gewesen. Irgendwann hatte Lucas mich mal gefragt, ob ich in seiner Band singen würde. Ich wusste nicht ob ich es machen sollte, da ich extremes Lampenfieber hatte.

Aber als er heute erwähnt hatte, er wäre bei einer Probe, überwand ich mich selbst und sagte, ich würde vorsingen. Jedoch mit dem Vorwand er wäre stets an meiner Seite.

Ich sah ihn mit eiserner Miene an und wartete auf eine Reaktion. "Das kannst du nicht machen. Du hast so viel Talent und..."

"Du doch auch. Ich bin der Grund, warum du solche Probleme mit den anderen hast. Ich finds zwar süß von dir, dass du dich für mich einsetzt, aber ich würde mich schlecht fühlen, wenn du deinen Lebenstraum für mich aufgibst. Also beweg jetzt deinen verdammten Arsch wieder da runter und steh mir zur Seite."

Er nickte und wir gingen zurück. Ich öffnete die Tür zum Keller und fand die anderen niedergeschlagen vor. Aiden war der Erste, der den Kopf hob und auf uns zukam. "Danke.", hauchte er mir ins Ohr als er an mir vorbei ging und Lucas mit einem Handschlag begrüßte.

"Leute. Sorry das ich so einen Abgang gemacht hab.", entschuldigte sich Lucas. "Nein Alter. Wir haben uns ausgesprochen und beschlossen, mit den alten Zeiten abzuschließen.", entgegnete Patrick.

"Ja. Und Aiden hat uns auch schon aufgeklärt.", erwiderte Manuel und zog seinen Kumpel in einen freundschaftlichen Schwitzkasten.

Lucas war komplett aus der Spur. "Du...du hast ihnen gesagt...." "Ja ich hab ihnen gesagt, dass ich schwul bin.", vervollständigte Aiden Lucas' Satz.

"Also kommen wir zum Wichtigen.", sagte Manu, ging auf die Bühne, stellte ein Mikro auf und zog mich vor dieses. Ich schaute zu Lucas, welcher nickte und mit seiner Gitarre auf die Bühne stieg. Ich flüsterte ihm meinen Song ins Ohr und er nickte.

Ich begann meinen Song 'Impossible' zu singen. Als ich fertig war schaute ich in Aiden's Richtung. Er lächelte mich unmerklich an und ich schürte Hoffnung.

"Joa das war nicht schlecht, aber kannst du auch was fetziges Singen?", fragte mich Manu interessiert. "Du kannst es ja mal mit dem Cover 'Don't Stop' von 5SOS probieren.", sagte Patrick und drückte mir ein zerfetztes Textblatt in die Hand. Ich nickte und starrte auf das Stück Papier.

Die Band begann zu spielen und ich versuchte mich zu konzentrieren und hoffte ich würde nicht allzu schief singen. Wir spielten noch den gesamten Nachmittag und die Zeit verging sehr schnell. Als ich mit Lucas bei mir zu Hause ankam versicherte er mir noch, dass ich einen guten Eindruck bei den anderen gemacht habe.

~später~

Ich ging rein, schloss die Tür und rutschte an dieser runter. Mein Lachen verflog sofort und wich meinen Tränen. Er begriff es einfach nicht. Er sah nicht wie ich litt.

Ich wollte zu ihm. Ihn umarmen. Ihn küssen. Ihm alles gestehen. Aber er würde mich hassen und nichts mehr mit mir zu tun haben wollen.

Ich lief ins Bad, kramte in einer Schublade und fand das Teil, was ich suchte. Ich setze die Klinge an und zog einen langen, geraden Schnitt. Ich zischte kurz, machte jedoch weiter. Nach etwa 5 Minuten war mein Arm von Schnitten übersäht. Ich wusch das Blut ab und verband die Wunden.

Ich schaute auf die Uhr.

21:03 Uhr.

Ich ging in mein Zimmer, setze meine Kopfhörer auf und starrte gebannt an die Decke. Ich summte die Melodie mit und die Tränen kullerten meine Wange runter.

Ich fragte mich selbst, warum wir nicht einfach keine Freunde sein konnten? Dann müsste ich mir keine Gedanken darum machen, ihn verlieren zu können wenn ich ihm meine Liebe gestehen würde. Letztendlich fiel ich in einen traumlosen Schlaf.

***

Den gesamten Sonntag blieb ich im Bett, hörte Musik und weinte. Ich machte lediglich noch die Hausaufgaben für Montag. Da meldete sich der Streber in mir. Als ich damit fertig war, schaute ich zum ersten Mal heute auf mein Handy.

10 neue Nachrichten aus WhatsApp und 3 verpasste Anrufe

Ich klickte auf den Band-Chat und las die ganzen Nachrichten:

Manu: Alex wo bist du? Ich dachte wir treffen uns im MC's?

Patrick: Manu hat Recht. Wo steckst du?

Aiden: Kommst du wenigstens zur Probe später?

Lucas: Ich hoffe doch. Wir können nicht ohne dich spielen.

Manu: Antwortest du mal bitte?

Patrick: Joa fänden wir ganz nice, wenn du mal endlich antworten könntest.

Lucas: Leute spamt mal nicht so. Evtl hat sie ihr Handy verlegt.

Aiden: Oder hat einfach voll verpennt.

Ich schrieb, dass es mir nicht so gut ginge, was ja nicht so ganz gelogen war und erhielt erst mal viele gute Besserungswünsche.

Ich beschloss raus zu gehen, um den Kopf frei zu bekommen. Ich zog meine Schuhe an, nahm meinen Schlüssel und lief los. Es war bewölkt draußen, passend zu meiner Stimmung.

Ich lief etwa 20 Minuten, als es plötzlich wie aus Eimern regnete. Ich lief gemütlich weiter. Der Regen beruhigte mich ein wenig.

Nach weiteren 10 Minuten kam ich durchnässt bei mir zu Hause an. Ich schleppte mich ins Bad und nahm die noch von meinem Blut beschmierte Klinge vom Waschbecken.

Ich konnte nicht anders. Es war wie eine Droge. Einmal angefangen und schon kann man nichtmehr aufhören.

Der Schmerz war befreiend und erinnerte mich daran, dass ich noch lebte. Ich zog 10 lange Schnitte und ließ das Blut ins Waschbecken tropfen. Irgendwann verlor ich mein Bewusstsein, da ich viel Blut verloren hatte...

-POV Lucas-

Ich klopfte an Alex' Tür und hoffte sie würde aufmachen. Ich wollte nach ihr schauen und bin zu ihr gefahren.

Ich hämmerte gegen die Tür, jedoch machte mir niemand auf. Ich drückte die Türklinke runter und schlich in die Wohnung.

Ich schaute mich um. Sie war nicht in ihrem Zimmer. Als ich ins Bad ging fand ich eine am Boden liegende Alex vor. Sie lag in einer Lache, bestehend aus ihrem Blut, welches aus ihrem Arm rann.

Ich hob sie hoch. Sie öffnete ihre Augen und sah mich schwach an. "Lucas?", wisperte sie leise gegen meine Brust. Ich rannte die Treppe runter und legte sie panisch auf die Rückbank meines Autos.

Ich fuhr zum nächsten Krankenhaus, nahm sie von der Rückbank und trug sie in die Notaufnahme. "Ich brauche Hilfe! Sie hat viel Blut verloren!", schrie ich panisch umher.

Eine Ärztin kam mit zwei Sanitätern auf mich zu. "Ganz ruhig junger Mann. Was ist passiert?", fragte mich die Ärztin. "Ich hab sie so aufgefunden.", antwortete ich noch bevor mir selbst alles schwarz wurde.

Why you can't see itWo Geschichten leben. Entdecke jetzt