Mein inneres Zeitgefühl sagte mir, dass es bereits nach 22 Uhr war. Der Sekundenzeiger tickte unermüdlich.
Tick-Tack-Tick-Tack.Der Stuhl, auf dem ich saß, war aus hartem, wahrscheinlich billigem Holz. Vorsichtig fuhr ich mit der rechten Hand leicht über die raue Oberfläche. Ich konnte ihn mir genau vorstellen. Er war schlicht mit langen, dünnen Metallbeinen und einer leicht gewölbten Sitzfläche. Die Lehne war ebenfalls an meinen Rücken angepasst.
Er war nicht gerade neu, aber er wirkte auch nicht gerade rümpelig. Viele Kratzer und Schmierereien waren mit Sicherheit darauf, aber so genau konnte ich das auch nicht erahnen. Warum dachte ich eigentlich so lange über diesen Stuhl nach?Langsam wünschte ich mir ein Kissen auf das kühle Holz. Wie lange saßen wir hier schon? Bestimmt schon zwei Stunden. Oder doch erst seit einer halben?
Und es herrschte immer noch Stille. Ich wünschte mich in mein Bett, aber das musste anscheinend noch warten.
Meine Therapeutin war seltsam. Sie setzte sich vor jedem Gespräch vor mich und fragte immer dieselbe Frage, auf die ich nie antwortete. Dann lies sie mich bis zu drei Stunden schmoren und schickte mich wieder auf mein Zimmer oder "an die frische Luft", was so viel wie, "geh eine Runde über den Hof und komm wieder rein" hieß.Mein Alltag war also relativ eintönig.
Doch nach drei Tagen in der Klinik kam er endlich wieder. Die ganze Zeit hatte ich nur auf ihn gewartet. Und genau in diesem Moment war er plötzlich da und zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen.
Nach zwei Stunden Langeweile ließ mich die Frage der Therapeutin endlich los.
"Was siehst du, wenn du unsere Welt wieder einmal verlässt?"
Wenn sie wüsste, was ich sehen konnte...
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Open your eyes *PAUSIERT*
RomanceSaha ist blind. Es passierte nach einer ungewöhnlichen Begegnung. Seitdem sieht sie Dinge, die sie eigentlich nicht sehen könnte und die außer ihr niemand sieht. Diese Dinge wirken wie aus einer anderen Welt. Sie beginnt sich immer mehr abzukapseln...