»Solltest oder solltest nicht«

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Sprachlos starre ich ihn an.

Soll ich jetzt beleidigt sein oder war das ein Kompliment?

,,Wie heißt du?" Frage ich unsicher und versuche nicht in seine unfassbar grauen Augen zu sehen.

,,Das ist nicht wichtig." Er fährt sich durch die Haare und fängt an seine Pancake's zu essen.

Wann verdammt kommt Cary wieder? Ich kann doch nicht einfach gehen, oder?

Seufzend schaue ich aus dem Fenster. Nash, er, er war heute irgendwie komisch. Ich weiß nicht was ich für ihn empfinde oder ob er etwas für mich fühlt.

Gott, warum ist das nur so kompliziert?!

Mit einem Ruck werde ich umgedreht und weiche Lippen treffen auf meine. Ein Krippeln durchströmt  meinen Körper und ich seufze auf. Es ist so, als wären unsere Lippen dafür gemacht, zusammen zu passen. Er zieht mich näher zu sich, eine Hand hält mich an der Wange fest. Sein Daumen streichelt meine Haut und ich drücke mich näher an ihn.

Er strahlt eine wunderbare wärme aus. Kleine Stromschläge durchfahren meinen Körper.

Die andere Hand hält mich fest an der Hüfte und scheint mich nie wieder los lassen zu wollen. Ich fahre mit meiner Hand durch seine kurzen schwarzen Haare und lege sie dann anschließend in seinen Nacken. Leicht fährt er mit der Zunge über meine Unterlippe und knabbert anschließend an ihr. Ich stöhne auf und halte noch immer die Augen geschlossen.

Wow, ich habe meinen ersten Kuss mit....

WAS ZUR HÖLLE?!

Ruckartig höre ich auf und drücke ihn mit aller Kraft von mir. Doch er scheint sich kein Millimeter von mir zu bewegen. Seine Lippen sind meinen immer noch so nah, das sich fast unsere Nasenspitzen berühren.

Ich glaube ein kleines funkeln in den Augen gesehen zu haben, aber das ist so schwer einzuschätzen bei den blauen Sprenkeln.

,,Ich-ich." Sprachlos schaue ich ihn an und finde einfach keine Worte.

,,Oh gott." Ich halte mir die Hand vor den Mund und bin den Tränen nahe.

Ich habe einen Wildfremden, angsteinflößenden, womöglich noch kriminellen oder einen Vergewaltiger geküsst.

Okay, das ist etwas übertrieben, aber ich kenn noch nicht einmal seinen Namen.

Wieso hat er das gemacht ?

,,Ruhig." Flüstert er und packt mich an der Hand und zieht mich aus dem Diner.

,,Aber du hast nicht bezahlt." Stottere ich als wir aus dem Diner sind.

,,Du wirst gerade von einem dir völlig Fremden mitgezogen und machst dir sorgen darüber das die Schlampe da drinnen kein Trinkgeld bekommt?" Fragt er verständnislos.

Murrend schnaufe ich. ,,Ich habe nichts von Trinkgeld geben gesagt." Murmel ich.

Noch immer zieht er mich mit sich und denkt nicht daran mich los zulassen, egal was ich versuche.

,,Lass mich los! Was hast du verdammt nochmal vor? Und was sollte das im Diner?" Frage ich hysterisch und bleibe stehen, in der Hoffnung er tut es auch.

Tja, falsch gedacht.

,,Steig ein."

Wir stehen vor einem ziemlich heruntergekommenen Wagen, er ist in dunkelrot und ziemlich groß.

,,Kannst du vergessen, ich kenne dich nicht, das steige ich doch nicht in irgendeinen Wagen." Ich verschränke die Arme.

Ich höre von ihm ein schnaufen, kurz darauf macht er die Beifahrertür auf und hebt mich mit einem Ruck hoch, um mich kurz darauf auf den Beifahrersitz zu setzten.

Protestierend trommel ich auf seinem Rücken und drücke ihn von mir weg. Unbekümmert schnallt er mich an und schließt die Autotür. Bevor ich mich wieder abschnallen und flüchten kann, sitz er hinter dem Lenkrad und macht die Autosperre rein.

,,Verdammt, was soll das?" Schreie ich und versuche mich zu beruhigen.

,,Halt doch einfach mal für 5 Minuten deinen Mund." Schnauft er aggressiv.

Seit fünf Minuten  sitzen wir schweigend im Wagen und ich beobachte die an mir vorbeiziehenden Autos.

Ich sollte eigentlich schreien, angst haben oder anfangen zu weinen. Doch es scheint nicht so als würde er mir wehtun wollen.

Aber warum setzt er sich zu mir? Redet mit mir? Küsst mich? Und zieht mich dann noch in sein Auto?

Mit einem ruck bleibt das alte Auto an und er steigt wütend aus. Er schlägt die Autotür voller Wucht zu und läuft zu einem Baum.

Er holt aus und schlägt auf den großen Baum ein. Ich kann durch die Dunkelheit nicht viel erkennen, aber es scheint als würden seine Knöchel schon anfangen zu Bluten. Schnell steige ich aus und spüre die kalte Abendluft.

Warum ist er nur so aggressiv?

,,Hey." Meine ich leise und laufe langsam auf Ihn zu.

,,Du, du tust dir weh." Flüster ich und lege  vorsichtig eine Hand auf seine Schulter.

Er hört auf, auf den Baum einzuschlagen und schüttelt meine Hand ab.

Seine Zähne knirschen vor Wut und seine Augen sehen so aus als hätten sie ein viel dunkleres, gefährlicheres grau angenommen. Seine Hände sind noch immer zu Fäusten geballt und seine Atmung geht ziemlich stark.

,,Das sollte nicht so laufen." Raunt er mir leise zu und zieht mich zu sich.

Ich schlucke.

Ich bin ihm so unglaublich nah.

Vorsichtig lege ich eine Hand auf seine Brust.

,,Ist schon okay." Murmel ich und versuche Ihm ein lächeln zu schenken. Wobei ich denke das es ziemlich missglückt aussah.

,,Nein, das ist es nicht. Du solltest nicht hier sein. Du solltest mich nicht sehen. Du solltest nicht zu mir sagen das es okay ist. Du solltest nicht mit mir reden.
Du, du solltest..." er leckt sich über seine weichen Lippen und ich frage mich warum mein Körper anfängt bei Ihm verrückt zu spielen.

Er hebt seine Hand und legt sie an mein Kinn. Trotz der kälte ist sie warm und weich. Er streicht über meine Lippen und bleibt an der unteren stehen.

Mein Atem stoppt und ich konzentriere mich auf seine Augen, die abwechselnd auf meine Augen und meine Lippen sehen.

,,Ich fahre dich nach Hause."

Er lässt von mir ab und steigt wieder ins Auto.

Perplex blinzel ich ein paar mal und ziehe verwirrt die Augenbrauen zusammen.

Was zur Hölle war das?!

Ich steige ebenfalls in das Auto und traue mich nicht zu Ihm zu sehen.

,,laneroad 21." Antworte ich nachdem er in meine Richtung geschaut hat.

Ich weiß nicht ob er meine Straße wissen wollte oder einfach was anderes fragen wollte. Ich bin einfach viel zu verwirrt um jetzt klar zu denken.

Nach 10 Minuten Stille halten wir vor meinem Haus, doch als ich aussteigen will, macht er die Autosperre rein.

Er beugt sich zu mir herüber und streicht mir eine Strähne hinters Ohr. Ein Duft von Aftershave und Zigaretten kommt mir entgegen. Eigentlich dachte ich immer das riecht einfach nur abartig, aber er vernebelt alle meine Sinne. Als würde mein Körper alles tun was er will, ohne das mein Gehirn dabei nachdenkt.

Das ist nicht gut. Das ist garnicht gut.

,,Pass auf dich auf, Eden."

RavanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt