Kapitel 35

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"Vergiss nicht, mit Phil zu reden", sagte ich lachend nach dem ich mich von allen verabschiedet hatte. "Du willst unbedingt die Hochzeit bezahlen, oder?", schrie sie mir lachend hinter her. Ich antworte ihr mit einem Lachen und verließ dann das Krankenhaus.

Wieder stand ich vor Jules Tür und klingelte. Nach wenigen Minuten öffnete mir Jules die Tür und ließ mich eintreten. Christian rannte mir entgegen. "Hallo Matthew", sagte er aufgeregt und lächelte mich an. Ich wuschelte ihm durch die Haare. Ich streifte mir meine Schuhe ab und wurde dann von beiden in die Küche geführt. Jules lehnte sich an die Theke und sah mich an. "Ich wusste nicht das du so früh kommst, ich habe deswegen noch nichts eingekauft und gekocht.", sagte sie und fuhr sich durch die Haare. "Ist schon okay, du musst nichts kochen", sagte ich lächelnd. Sie stemmte ihre Hand in die Seite "Doch! Ich habe es versprochen also werde ich auch kochen. Würde es dir was ausmachen wenn du für eine Weile hier bleibst und auf Christian aufpasst? Ich würde ihn ja mitnehmen aber es würde länger dauern als-" Ich unterbrach sie "Wenn du willst kann ich auch einkaufen gehen", schlug ich ihr vor doch sie schüttelte den Kopf. "Auf keinen Fall!" - "Okay, ich bleib bei Christian", gab ich nach. "Danke", sie nahm ihre Tasche und sah mich an "Ich beeil mich." Damit verschwand sie aus der Küche.

Christian sah mich erwartungsvoll an. "Willst du ein Puzzle mit mir machen?", fragte er mich und ich willigte ein. Er führte mich in sein Zimmer und holte das Puzzle hervor. Es war eins mit 500 Teilen. Er breitete es vor mir aus. "Das ist aber ein schwieriges Puzzle. Hast du das schon mal gemacht?", fragte ich ihn, während er eifrig die Teile ausbreitete. Er schüttelte den Kopf "Mama musste Essen kochen und Brendon wollte es nicht mit mir machen", sagte er und sah mich an. Ich half ihm die Teile zu sortieren. "Spielt er nie mit dir?", fragte ich und knirschte mit meinen Zähnen. Wieder schüttelte er den Kopf "Wenn ich ihn frage, schubst er mich weg und sagt ich soll ihn nicht nerven.", sagte er und fing an einige Teile zusammen zu puzzeln. Ich reichte ihm einige Teile die dazu passen könnten und sah ihn schockiert an. Wie konnte er so mit einem Kind umgehen? "Hast du es deiner Mama erzählt, was er gesagt hat?", fragte ich ihn. Er sah mich nicht an, sondern konzentrierte sich die Teile zu finden. "Nein, ich darf das nicht", sagte er. "Hat du Angst vor ihm?", fragte ich vorsichtig. Plötzlich ließ er seine Teile fallen und sah mich an und nickte. Ich wurde wütend. "Hat er dich geschlagen?", fragte ich und wieder nickte Christian. Tränen kullerten über seine Wange. Ich griff nach ihm und nahm ihn in den Arm. Er fing an laut zu schluchzten. Ich strich ihm über den Kopf "Du brauchst keine Angst mehr haben, er wird dich nie wieder anfassen, das verspreche ich dir.", sagte ich ihm. Es tat mir im Herzen weh, Christian weinen zu sehen. Er war noch so jung, er hat das nicht verdient so viel Gewalt zu spüren zu bekommen und zu sehen. Wie konnte überhaupt jemand die Hand gegen ein Kind erheben?

Nach dem ich Christian beruhigt hatte, sagte ich ihm, wenn irgendwas ist, soll er mich sofort anrufen. Ich schrieb ihm meine Nummer auf einen Zettel und drückte ihn ihm in die Hand. Wir puzzelten eine Weile weiter und schon kam Jules wieder. Ich half ihr, die Einkäufe rein zu tragen. Christian stupste mich an "Machst du mit mir das Puzzle fertig?", fragte er mit seinen großen Augen. Ich beugte mich zu ihm "Ich verspreche es dir. Ich helfe deine Mutter das Essen fertig zu machen. Wenn wir heute nicht mehr weiter machen können, mache ich es mit dir ein anderen Mal fertig, in Ordnung?" Er nickte glücklich.

Sie stellte die vollen Tüten am Boden ab und lächelte mich an "Danke." - "Kein Problem, brauchst du Hilfe beim Kochen?", fragte ich sie. Sie fing an die Tasche auszuräumen. "Du kannst für mich die Sachen schneiden wenn du das kannst", sagte sie lachend. "Ich muss oft für mich Kochen und ich bin noch nie daran gestorben also denke ich, ich bin der Aufgabe gewachsen", sagte ich lachend und reichte ihr die Sachen aus der anderen Tüte.

Später standen wir neben einander. Sie schnitt den Lauch und ich die Tomaten. Christian war im Wohnzimmer und sah fern. Ich nahm das als Gelegenheit um sie darauf anzusprechen. "Wo ist er eigentlich?", fragte ich sie. Ich mied es seinen Namen zu sagen aber Jules wusste immer wen ich meinte. "Er ist nach Frankreich auf eine Geschäftsreise", sagte sie ohne auf zu sehen. "Weiß er das ich dich besuchen komme?", fragte ich und sah sie weiter an. "Nein, er hätte mich umgebracht", murmelte sie und schnitt weiter. "Warum bist du dann noch mit ihm zusammen? Er schlägt deinen Sohn! Wie kannst du das erlauben?", fragte ich sie. Sie schrie auf. Sie hatte sich in den Finger geschnitten. Ich nahm ihre Hand und sah mir ihren Finger an. "Hast du Pflaster?", fragte ich sie. Sie nickte und zeigte auf eine Schublade. Ich machte sie auf und holte die Verpackung raus. Der Schnitt war nicht sehr tief aber er blutete stark. Ich tupfte es ab und machte ihr ein Pflaster dran.

Ich sah sie an. Tränen liefen aus ihren Augenwinkeln. Ich wischte ihr mit meinem Daumen über die Wange. "Warum bist du noch mit ihm zusammen, wenn er dir so schadet?", fragte ich sie ruhig. Sie entriss sich aus meinem Griff. "Das ist doch genau das, was ich verdient hab!", schrie sie und griff sich an ihren Kopf. "Ich habe niemand anders verdient", sagte sie verzweifelt. Ich versuchte ihr näher zu treten, doch sie wich aus. "Du hast das nicht verdient!", sagte ich und suchte ihren Blick. "Doch habe ich. Ich hab mit 16 ein Kind bekommen und Schande über meine Familie gebracht. Ich hatte eine Schwester, eine ältere Schwester und sie hat mir nie wieder in die Augen gesehen seit ich Christian hab. Wir haben kein Wort mehr gewechselt. Meine Mutter hat Christian nur genommen, weil ich ihr gedroht habe, ihr kein Geld mehr zu schicken. Meine Familie hasst mich, meine Freunde hassen mich. Ich habe kein Job. Ich kann Christian keine gute Zukunft bieten. Er hat mir geholfen meine Schulden zu bezahlen. Er hat mir geholfen. Ich habe ihn nicht verdient deswegen lass ich es über mich ergehen, verstehst du?", schrie sie mich verzweifelt an.

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