Bei der Fahrt zu William versuchte ich einfach meine Gedanken auf was anderes zu lenken. Ich weiß nicht wie oft ich das in den letzten Monaten versucht hatte aber bis jetzt hat es noch nie funktioniert. Ich wusste nicht einmal welchen Sinn es hatte, es zu versuchen wenn man sowieso wusste, dass es nicht klappen wird. Also ließ ich es und ließ meinen Gedanken freien Lauf. Was zwar nicht die beste Idee war aber ich konnte sie einfach nicht verdrängen.
Ich malte mir verschiedene Situationen aus wie es sein wird, wenn das Ergebnis negativ ist. Dann malte mich mir aus wie die Situation wäre, wenn es positiv ist. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie William reagieren wird. Ich kannte ihn wahrscheinlich viel zu wenig um das Einschätzen zu können.
Ich parkte in der Nähe seines Hauses und stieg aus. Ich lief zur Haustür, atmete nochmal tief ein und klingelte an der Tür. Überraschenderweise öffnete mir Anna die Tür. "Hallo Matthew, mein Vater ist noch nicht zu Hause.", sagte sie mit einem leichten Lächeln. "Wann wird er denn da sein?", fragte ich überrascht. Sie zuckte mit den Schultern "Ich weiß es nicht. Er ist schon länger weg deswegen glaub ich das er bald kommen wird. Ich werde ihn anrufen. Willst du rein kommen und drinnen warten?", fragte sie freundlich und trat mir den Weg frei. "Danke", sagte ich lächelnd und ging nach Drinnen. Ich hängte meinen Mantel auf, zog meine Schuhe aus und folgte ihr ins Wohnzimmer. Dort spielte ein kleiner blonder Junge mit einem roten Spielzeugauto und beachtete mich gar nicht. Anna ging zu ihm und hob ihn hoch. "Zeit ins Bett zu gehen", sagte sie und kitzelte ihren kleinen Jungen. Er kicherte und ließ sich davon tragen.
Wenige Minuten kam Anna wieder ins Zimmer "Tut mir Leid, ich hatte nicht erwartet, dass du kommst, sonst hätte ich Lewis schon längst ins Bett gebracht. Du kannst dich ruhig setzten.", sagte sie und setzte sich an den Esstisch. Ich setzte mich ihr gegenüber. "Hast du das Ergebnis schon gesehen?", fragte sie und lächelte mich an. Ich schüttelte den Kopf "Ich wollte ihn zusammen mit William öffnen.", erwiderte ich. Sie nickte "Ist verständlich.", sie sprang auf "Tut mir Leid, ich hatte vergessen ihn anzurufen. Ich bin gleich wieder da." Sie verschwand im Flur.
Etwas später kam sie dann wieder und setzte sich wieder zu mir "Er sollte ungefähr in 15 Minuten da sein, meinte er." Ich nickte verständlich "Wohnst du hier bei William?", fragte ich sie. "Nein, also vorerst ja. Du musst wissen, mein Vater ist nicht mehr in der besten Verfassung. Er hatte vor kurzem einen Schlaganfall und wollte sich nicht erholen, also hab ich gesagt, ich zieh hier ein und helfe ihm aus. Ich glaube es tut ihm auch wirklich gut seine Kinder um sich zu haben oder allgemein Gesellschaft zu haben.", meinte sie und lächelte leicht. Ich sah sie erstaunt an "Geht es ihm besser?", fragte ich. Sie nickte "Ja, also er hat manchmal Schmerzen am Herz aber es geht ihm wieder viel besser, das haben auch die Ärzte gesagt." Ich nickte erleichtert.
"Bist du eigentlich verheiratet oder hast du Kinder?", fragte sie dann etwas später und lächelte wieder breiter. Ich schüttelte lachend den Kopf "Sollte ich eigentlich mit meinem Alter haben, oder? Nein, ich habe weder Kinder noch bin ich verheiratet. Bist du verheiratet?", stellte ich ihr als Gegenfrage und wartete auf ihre Reaktion. "Nein aber ich bin verlobt." Sie präsentierte mir lächelnd ihren Ring. "Mein Verlobter ist gerade im Ausland, das ist auch einer der Gründe warum ich hier vorerst eingezogen bin. Er heißt übrigens Phil.", sagte sie stolz, drehte an dem Ring und lächelte. Sie vermisste ihn anscheinend sehr. "Wie lang ist er schon weg?", fragte ich. Sie sah mich wieder an "Schon viel zu lange."
Ich sah sie aufmunternd an "Als was arbeitet er denn?" Sie sah wieder auf ihren Ring "Er ist Journalist und in Frankreich ist eine wichtige Besprechung. Er wird aber Gott sei dank in einer Woche wieder da sein.", meinte sie glücklich. "Habt ihr schon geplant wann die Hochzeit stattfinden wird?", fragte ich um ein Bisschen vom Thema zu schwenken. "Ja aber wir haben einen späten Termin genommen um noch etwas Geld zu sparen. Eine Hochzeit ist nämlich wirklich sehr teuer.", sagte sie und lachte. "Ich könnte euch das Geld zur Verfügung stellen.", meinte ich schulterzuckend. Ihre Augen wurden groß "Wirklich? Nein, das kann ich auf keinen Fall annehmen!", sagte sie schockiert. "Ihr könntet den Termin früher verschieben lassen, wer weiß noch was alles passieren kann. Wenn ihr das Geld nicht annehmen wollt, könnt ihr es mir irgendwann zurück zahlen, das ist kein Problem." Sie sah mich schockiert an "Du weißt doch noch gar nicht ob wir verwandt sind und du bietest es mir einfach so an?", fragte sie verwirrt. Ich zuckte mit den Schultern "Das ist keine große Sache."
Nach den versprochenen 20 Minuten kam William ins Wohnzimmer spaziert und lächelte als er mich sah. Anna nahm ihn in den Arm und gab ihm ein Kuss auf die Wange. Ich stand auf und auch mich schloss er in eine herzige Umarmung. "Das Ergebnis ist schon da? Hast du rein geschaut?", fragte er und setzte sich vor mich auf Anna's Platz zuvor. Sie hatte sich an seine Seite gesetzt und sah mich neugierig an.
"Bevor wir diesen Brief öffnen", fing William an "will ich dir sagen Matthew, du bist immer in unserer Familie willkommen auch wenn du nicht mein leiblicher Sohn wärst. Ich möchte nicht, das dieses Ergebnis unser Verhältnis kaputt macht. Ich sehe dich jetzt schon als meinen Sohn also lass dich nicht von dem Ergebnis beirren." Ich sah ich verwirrt an. Auf so eine Reaktion hätte ich nicht gerechnet. Er ist wirklich ein warmherziger Mensch. "Gut," meinte ich "ich danke dir. Das bedeutet mir sehr viel aber wenn das Ergebnis negativ ist, will ich mich nicht weiter in eure Familie einmischen." Ich sah zu Anna "Aber das Geld werde ich dir trotzdem geben.", meinte ich lächelnd zu ihr. Sie klappte ihren Mund auf und zu, als wüsste sie nicht was sie sagen sollte, doch bevor ihr was einfiel sprach William "Du mischt dich nicht in unsere Familie ein. Du wirst immer Willkommen sein." Ich lächelte dankbar und legte den Brief auf den Tisch. "Dann öffnen wir ihn mal."
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A cup of coffee
Roman d'amourMatthew Carter ist ein Gewohnheitstier. Geregelte Tagesabläufe, Gespräche mit dem besten Freund und die Arbeit. Das ist alles was er braucht. Keine Frauen - keine Sorgen. Das ist seine Devise. Nur ahnt er nicht, dass er für eine bestimmte Frau dies...