Kapitel 18

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Er sah mich schokiert an. Ich nutze diesen Moment um Ähnlichkeiten festzustellen. Er besitzt wie ich blaue Augen. Das war aber nicht wirklich eine Ähnlichkeit, da meine Mutter ebenfalls blaue Augen hatte aber doch ein Tick dunkler. Seine Haare waren mittlerweile schon grau, deswegen war dieser Vergleich zwecklos. Nun sah ich mir genauer seine Gesichtszüge an. Ich hatte mich zwar oft genug im Spiegel betrachtet aber es ist immernoch schwer zu vergleichen. Vorallem habe ich nie verschiedene Gesichtszüge ausprobiert. Unter seinen Falten, versuchte ich mir mein Gesicht vorzustellen. Er hat die selben schmalen Lippen wie ich. Auch hatte er so wie ich, ein Muttermal an der linken Wangenhälfte aber es war eher unscheinbar deshalb auch nicht als Ähnlichkeit warzunehmen. Wir hatten ungefähr die selbe Gesichtsform.

Ich erschrak als er plötzlich anfing zu reden "Ich hab mich schon von Anfang an gefragt warum du mir so bekannt vor kommst. Anfangs dachte ich, ich sehe in dir meine Candice aber das ist es nicht. Ich sehe mich, in jungen Jahren. Du musst wissen, ich habe keine Fotos von mir als ich ein Kind war oder so jung war wie du. Ich weiß nicht wieso. Ich bin vor der Kamera geflüchtet. Man vergisst es mit der Zeit wie man aussah aber du mein Sohn, gehörst zu mir. Gott hat uns zusammen geführt." Seine Stimme klang erstaunlich ruhig. Doch plötzlich sah ich eine Träne aus seinem Augenwinkel kullern "Ich habe einen Sohn. Gott hat mir einen weiteren Sohn geschenkt." Seine Worte berührten mich. Wie konnte er sich so sicher sein? Was wäre wenn es sich doch ergeben würde, dass er nicht mein Vater ist? Wie konnte er mir so schnell vertrauen schenken?

Ich überredete William einen Vaterschaftstest durchzuführen, damit ich ihm seine Zeit nicht raube falls wir doch nicht Vater und Sohn sind. Er hatte gemeint, das wäre nicht nötig aber stimmte trotzdem zu. Ich konnte ihn noch nicht als meinen Vater anerkennen. Ich hatte Angst am Ende enttäuscht zu werden. Was wäre wenn er nicht mein Vater ist? Dann wäre ich am Boden zerstört. Wenn man von klein auf sich fragt, wo der eigene Vater ist und dann plötzlich eine Antwort darauf bekommt, will man es nicht glauben. Den der Wunsch, zu wissen wer der eigene Vater ist, scheint so abwegig, dass man sich in tiefsten inneren keine Hoffnungen macht. Doch wie sollte man dann nach so vielen Jahren mit seinem Vater umgehen? Ich bin mittlerweile 30 und habe bis heute nichts von ihm gewusst. Die Beziehung zwischen Vater und Kind, baut sich von Jahr zu Jahr auf aber ich war in einer ganz anderen Situation. Vater zu sein, hieß noch lange nicht, dass man ein guter Papa ist. Wir müssten erst eine Beziehung aufbauen, doch das forderte Zeit. Trotzdem wäre diese Beziehung nicht so eng, wie wenn er mich groß gezogen hätte. Doch er konnte nichts dafür. Ich weiß nicht warum mir meine Mutter nie gesagt hatte, wer mein Vater war. Warum ist sie nicht bei William geblieben? Er war kein schlechter Mann. Ich meine, er hatte jetzt auch eine Familie. Hatte sie Angst?

Wir tauschten unsere Nummer aus und verabschiedeten uns. Ich konnte meine Gefühle nicht beschreiben. Ich konnte es nicht glauben und wollte es nicht glauben. Ich machte mir trotzdem zuviele Hoffnung. Wenn er mein Vater ist, habe ich eine Familie. Mit Geschwistern, einem Vater und Menschen die mich liebten. Es war immer das, was ich mir immer gewünscht hatte. Und jetzt ist es plötzlich Wirklichkeit? Es fiehl mir schwer das zu glauben.

Am nächsten Tag fuhr ich in die Arbeit weil ich danach gleich mit dem Vaterschaftstest, den ich mir in der Apotheke besorgt hatte, zu William fahren würde und seine Probe nehmen würde. Ich verkroch mich wieder einmal in meinem Büro. Es wurden sowieso nur Pläne geschmiedet, wie man die Firma ausbauen und verbessern könnte. Mike stetzte sich ganz schön in die Arbeit rein. Ich bewunderte ihn wirklich. Ich hätte wahrscheinlich alles beim alten gelassen.

Nach einer Weile kam plötzliche Mike in mein Büro. Er seufzte laut auf und setzte sich an seinen alt bekannten Platz, meinen Tisch. "Es ist wirklich hart hier zu Führung zu übernehmen. Die stressen alle ohne Grund rum." Noch konzentriert auf die Arbeit antworte ich ihm "Du hast es dir so ausgesucht." Er zuckte mit den Achseln "So schlimm wirds nicht werden. Ich meine, die ganzen Projekte werden am Laufen sein und dann hab ich endlich meine Ruhe." Ich nickte nur. Er schlug mir auf die Schulter "Ich hätte fast vergessen warum ich her gekommen bin. Ich befördere dich zu meiner rechten Hand. Wenn du nein sagst, werde ich böse sein." Ich sah ihn überrascht an "Warum?" Wieder zuckte er mit den Schulter "Du bist der Beste hier und ich will mit dir zusammen arbeiten." Ich lehnte mich zurück "Was müsste ich den machen?" "Mich beraten, Vorträge halten, länger bleiben und mich einfach unterstützen. Du würdest sogar ein neues Büro bekommen." Ich schüttelte den Kopf "Ich will aber kein neues Büro." Er lachte auf "Geht klar. Also was denkst du?" Ich überlegte. Theoretisch könnte ich den Job annehmen. Es war ja was anderes als der Chefposten. Auch Jules hatte ja keine Zeit mehr für mich also würde es sich einrichten lassen. Ich war sowieso in meinen alten Standart verfallen. Ich nicke "Okey, ich nehme an." Er sprang auf und klatschte sich in die Hände. "Gut, wir sehen uns später. Ich muss deinen Vertrag erstellen." Schon war er aus der Tür verschwunden. Ich musste schmunzeln. Ich glaub das tat er nur weil er meint er hätte mir meinen Platz genommen.

Später hatte mir Mike den Vertrag gebracht und ich hatte unterschrieben. "Das muss gefeiert werden!", sagte er, als er die Unterlagen wieder an sich nahm. "Müssen wir verschieben.", sagte ich schlicht. Ich hatte immer noch William in Kopf. Ich musste das endlich klären. "Wieso? Hast du was vor? Hat Jules sich gemeldet?" fragte er neugierig. Ich schüttelte den Kopf "Das nicht aber ich glaube ich hab endlich meinen Vater gefunden aber ich bin mir noch nicht sicher." Seine Augen weiteten sich "Waas? Wie hast du das angestellt?" Ich erzählte ihm den ganzen Verlauf von gestern und auch das ich heute zu ihm fahren werde um die Vaterschaft zu bestätigen.

"Ist bestimmt ein tolles Gefühl seinen Vater nach so vielen Jahren kennen zu lernen.", sagte Mike nachdenklich. Ich zuckte mit den Schultern "Ich weiß ja noch nicht ob er wirklich mein Vater ist." "Ja klar aber wenn er es denn ist." erwiderte er. Ich nickte. Es wäre das beste was mir in dieser Woche passieren könnte.

Nach der Arbeit fuhr ich direkt zu William. Ich hatte ihn angerufen und nach seiner Adresse gefragt. Trotzdem musste ich während der Fahrt nur an Jules denken. War was passiert? Wieso hörte ich plötzlich nichts mehr von ihr? Ich machte mir Sorgen um sie.

Bevor ich ausstieg, schrieb ich Jules schnell eine SMS. "Hey Jules, ist alles in Ordnung? Lang nichts mehr von dir gehört." Ich hoffte inständig das sie mir antwortet. Den zuvor war mir nie Gedanke gekommen, dass irgendwas passiert sein könnte.

Ich klingelte an Williams Tür. Eine hübsche junge Frau öffnete mir die Tür. "Hey, du musst Matthew sein.", sie reichte mir lächelnd die Hand "Ich bin Anna. Komm doch rein."

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